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Lauschen dem Trainer: Niklas Süle und Jamal Musiala bei der WM in Katar.

© Prime Video

Doku zur deutschen WM in Katar: „F*** off !“

Die Fußball-Doku „All or Nothing“ bei Amazon Prime Video zeichnet ein ziemlich irritierendes Stimmungsbild der Nationalmannschaft bei der Fußball-WM in Katar.

Selten hat man Hansi Flick so geladen gesehen: Wütend verschwindet der Bundestrainer in der Kabine des Chalifa-Stadions in Katar. Wäre ihm nicht die Tür aufgehalten worden, er hätte sie wohl zugeschlagen. „Fuck off“, flucht Flick nach dem verlorenen WM-Spiel gegen Japan Ende November 2022. Man weiß nicht, worüber man sich mehr wundern soll: Darüber, wie wütend Flick sein kann oder darüber, dass der DFB und Amazon Prime Video diesen Ausschnitt drin gelassen haben in der Streaming-Doku „All or Nothing: Die Nationalmannschaft in Katar“ (ab Freitag bei Amazon Prime),

Das hatte man sich beim Verband als auch beim Streamer sicher anders vorgestellt: Ein Triumph der deutschen Mannschaft bei der Weltmeisterschaft, gebannt in einer Doku, ähnlich wie die über den FC Bayern und dessen triumphaler Champions-League-Saison 20/21. („Behind the legend“, auch da war Flick Hauptperson).

Von wegen. Deutschland scheiterte früh in der WM-Gruppenphase. Filmemacher Christian Twente hat das Beste draus gemacht, seine Kameras waren ja nun mal unten in Katar, und irgendwie ist das trotz oder gerade wegen des traurigen Ausgangs sehenswert. Vor allem: entlarvend.

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Wie sich die Führungsspieler Süle und Kimmich anranzen („Laber mich nicht voll!). Wie Newcomer Niclas Füllkrug vor dem zweiten Spiel gegen Spanien (1:1) eine flammende Motivationsrede halten muss. Wie Leon Goretzka, der für Flick derzeit nicht gut genug ist, bei der WM eine der glaubwürdigsten Stimmen bei den vielen gesellschaftspolitischen Themen rund um die Mannschaft wurde.

Laber mich nicht voll!

Nationalspieler Niklas Süle zu Nationalspieler Joshua Kimmich

Wie sich Flick mit seinen Ansprachen in der (ebenso) missglückten WM-Vorbereitungszeit immer wieder als Vaterfigur anbietet („Männer“!). Wie Spieler dabei manchmal auch gelangweilt wegschauen. In einer der Besprechungen wünscht sich Flick mehr Leidenschaft, bekommt sie aber weder zu hören noch zu sehen. Von Einheit zwischen Bundestrainer und Team keine Spur.

In einer anderen Besprechung, es geht um die „One-Love“-Kapitänsbinde, bemängelt der Trainer vor seinem Team, er habe schlecht geschlafen, weil es in Deutschland keine Unterstützung gebe. Daneben Bilder von Thomas Müller im Pool und eine Pokerrunde um den mit einem „Nacktmull“ verglichenen Joshua Kimmich. Sündenbock-Geschichten und gute Laune – eine seltsame Spannung war das im deutschen Team. Außenwirkung: negativ.

Das alles jetzt so eindeutig von Amazon Prime (und dem DFB) präsentiert zu bekommen, ist schon sehr erstaunlich. Der DFB war nicht berechtigt, Szenen willkürlich streichen oder verändern zu lassen, sagt Verbandssprecher Steffen Simon dem Tagesspiegel. Die Veröffentlichung der vier 40-minütigen Folgen (geplant waren ursprünglich sechs), einen Tag vor dem Wiedersehen mit Japan, wird bei dem unter großem Druck stehenden Hansi Flick kaum auf Begeisterung stoßen. Bei Kritikern des DFB sehr wohl.

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