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 Mevlüde Genç (re.) verlor fünf Töchter und Enkelinnen bei dem Anschlag von Solingen am 29. Mai 1993 und trat dennoch für Versöhnung ein. 

© WDR/picture alliance/dpa

„Hört uns zu“: Die tägliche Konfrontation

Eine WDR-Doku zum Brandanschlag in Solingen erinnert daran, noch öfters über das Thema Rassismus zu sprechen.

Autor Mirza Odabaşi war im Mai 1993 fünf Jahre alt, als in Solingen bei einem Brandanschlag von Rechtsextremen fünf Frauen und Mädchen der aus der Türkei stammenden Familie Genç im Alter von 4, 9, 12, 18 und 27 Jahren getötet wurden: „Dieser Film beinhaltet Angst und Wut aus 30 Jahren, komprimiert in 30 Minuten. Danke, dass Du uns zuhörst.“

Der heute in Berlin lebende Filmemacher und Fotograf wuchs im wenige Kilometer entfernten Remscheid auf. Sein dokumentarischer Film-Essay „Hört uns zu – Der Anschlag von Solingen“ (WDR Fernsehen, 24. Mai, 22.15 Uhr; ARD-Mediathek, ab 24. Mai) schildert die Angst, die der rechte Terror unter den türkischen Familien verbreitete. Mit dieser persönlichen Ansprache adressiert er die deutsche Mehrheitsgesellschaft, „die Mitte, die von sich behauptet, nicht rassistisch zu sein“, wie er im Gespräch mit dem Tagesspiegel sagte.

Die Wut ist im Film zu spüren, der persönliche Tonfall aber bleibt stets sachlich und eher nachdenklich. Zudem verbinden seine Kommentare die Archivbilder mit den verschiedenen Interviews. Gesprächspartner sind unter anderem Cihan Genç, der ein Jahr nach dem Anschlag zur Welt kam, der Grünen-Politiker Cem Özdemir und Armin Laschet (CDU), der ehemalige Integrationsminister von Nordrhein-Westfalen.

Dass er von einigen als „Türken-Armin“ verspottet worden sei, habe er „immer als Ehrentitel empfunden“, sagt Laschet. Kurze musikalische Auftritte von Ozan Ata Canani und der Rapperin Ebow runden den knappen, prägnanten Film ab. Es bleibt ein „bitterer Nachgeschmack“, wie Odabaşi sagt.

„Wir können als Gesellschaft nicht auf die Jahrestage von Anschlägen warten, um über Rassismus zu sprechen. Betroffene werden nicht einmal im Jahr, sondern täglich damit konfrontiert.“

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