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Gudrun (Corinna Harfouch) will ein altes Kinderheim retten. 

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Ost-West-Drama mit Corinna Harfouch: Der Sturkopf

Der Film „Das Mädchen mit den goldenen Händen“ mit Corinna Harfouch deckt alte Wunden zwischen Ossis und Wessis auf.

Zwei junge Leute fahren im Bus durch Brandenburg. „Wohnen hier Menschen? In den Sandhügeln?“ Es gibt zwei Arten, den Film „Das Mädchen mit den goldenen Händen“ (Arte Mediathek) genießen. Zum Einen, man muss die alten Berlin-Brandenburg-, Großstadt-Provinz- und vor allem auch Ossie-Wessie-Klischees (hoffentlich) hinter sich gelassen haben. Zum Anderen: Gibt es einen Film mit Corinna Harfouch, der nicht sehenswert ist?

Entweder ist es Pose, oder Rollencasting, wahrscheinlich kommen die Figuren der Schauspielerin einfach immer so unvergleichlich trotzig, stur, starrköpfig, melancholisch daher, wie das auch hier bei dieser Gudrun der Fall ist. Die hält sogar ihre Geburtstagsrede selber, weil sie das anderen nicht so richtig zutraut.

Gudrun (Harfouch) feiert, wir haben 1999, ihren 60. Geburtstag in dem ehemaligen Waisenhaus, in dem sie zu DDR-Zeiten aufgewachsen ist. Zum Fest kommt auch ihre Tochter Lara, die schon früh nach Berlin gegangen ist. Ein gutes Mutter-Tochter-Verhältnis sieht anders aus. Für das Leben der Tochter im wiedervereinigten Berlin hat die Mutter nur Spott übrig.

„Herrlich muffig, genauso wie früher!

Gudrun (Corinna Harfouch) über eine Schachtel DDR-Marzipan

Als Gudrun während der Feier erfährt, dass das Haus an einen Investor verkauft werden soll, will sie dies mit allen Mitteln verhindern. Während Gudrun störrisch ihre Mission ausführt und dabei selbst in Gefahr gerät, macht sich Lara auf die Suche nach ihrem leiblichen Vater, den sie nie kennengelernt hat.

Jedes Bild atmet das aus: Hier in der Provinz ist etwas zwischen der DDR-Vergangenheit und den Verheißungen der Wende hängen geblieben. Ein altes Haus, das zum Symbol der Art und Weise wird, wie wir mit unserer Vergangenheit umgehen, nicht nur die der BRD und DDR. Ein ruhiger, unaufgeregter, prominent besetzter Film (Jörg Schüttauf als Bürgermeister, Birte Schnöink als Lara, Peter René Lüdicke als Gudruns Mann), das Regie- und Buchdebüt von Katharina Schubert, die vor allem als Schauspielerin bekannt ist. Schubert ist – anders als Corinna Harfouch – in der alten Bundesrepublik geboren. Durch Verwandte ihrer Mutter erlebte sie die Unterschiede zwischen dem Leben in den zwei Systemen. Ihre Eindrücke hat Schubert in diesem Familiendrama eingefangen.

Und eine Marzipanschachtel. Mittendrin eine der schönsten Szenen des Films. Laras Geschenk an ihre Mutter zum 60. wird keines Blickes gewürdigt. Stattdessen übergibt Gudrun ihrer Tochter eine Schachtel DDR-Marzipan, das seit kurzem wieder hergestellt wird. „Herrlich muffig, genauso wie früher!“ Kapitalismuskritik, gleichsam märchenhaft, in Sandhügeln.

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