zum Hauptinhalt
Sisi (Dominique Devenport) trifft Graf Andrássy (Giovanni Funiati).

© RTL+

„Sisi 2“: Pferderomantik und Pusztafolklore

Trotz Sex & Crime und vieler Klischees ist auch die Fortsetzung der neuen „Sisi“-Serie auf RTL+ Historytainment auf relativ hohem Niveau.

Es gibt Dinge, die macht der Mensch lieber allein: Arztbesuche etwa, Toilettengänge, Niederkünfte. Mitte des 19. Jahrhundert dagegen war Privatsphäre besonders im Hochadel so nebensächlich, dass wir „Sisi“ gleich zu Beginn der 2. Staffel des gleichnamigen Biopics dabei zusehen, wie sie vorm halben Hofstaat ihr Kind gebärt („Sisi“, 2. Staffel, RTL+). Normalität im Wiener Menschenzoo – zum Leidwesen der freiheitsliebenden Kaiserin.

Auch in der Fortsetzung von Sven Bohses Serienporträt, das er mit Miguel Alexandre nach Drehbüchern von Robert Krause und Andreas Gutzeit virtuos in Szene setzt, ist sie dauernd auf der Flucht.

Vorm kontrollsüchtigen Mann (Jannik Schümann), seiner strengen Mutter (Désirée Nosbusch), dem ungarischen Freischärler (Muruthan Muslu) – sechsmal 55 Minuten will Romy Schneiders Wiedergängerin Dominique Devenport ihrem Goldkäfig entkommen, nur um flugs im nächsten zu sitzen.

So modernisiert RTL+ Historytainment, das 2021 eine Welle weiterer Sisi-Interpretationen eingeleitet hatte, weiter. Und zwar erneut vortrefflich. Denn während Franz-Josef in den österreichisch-preußischen Krieg schlittert, wird seine Frau beim Versuch, Frieden zu stiften, emotional plausibel durchgeschüttelt.

Was wie vor Jahresfrist nicht nur glaubhaft ausgestattet und -leuchtet wurde, sondern trotz oder wegen Sex & Crime, Pferderomantik & Puszta-Folklore in 60 Sekunden authentischer ist als sechs Stunden Wirtschaftswunderversion. Fortsetzung folgt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false