Suizid und Druck im Leistungssport: Neue Serie „School of Champions“ in der ARD
Der ARD-Serie „School of Champions“ fehlt David Schalkos österreichischer Aberwitz. Dafür skizziert seine Produktion eindrücklich die Selbst- und Fremdausbeutung im Wintersport.
Der Sport lässt nur die Größten ins Rampenlicht. Diejenigen mit Übermaß an Talenten, Fleiß, Spirit, Ehrgeiz und einer Riesenportion Leidensbereitschaft. Wie dunkel der Weg dorthin sein kann, erzählen aktuell reihenweise Starporträts von Schumacher bis Beckenbauer. Wenngleich vom Gipfel der Erfolge aus betrachtet. Die Ski-Akademie Gastein dagegen ist eher ein Basislager auf halbem Wege bergan.
Zehn Hochbegabte sollen dort ab heute in der ARD-Mediathek zu Olympiasiegern von übermorgen gedrillt werden. Ob es diese „School of Champions“ (ab 8.2. in der ARD Mediathek) des „Tatort“-Autors Samuel Schultschik tatsächlich gibt, wissen zwar nur Profis. Wie seine Regisseure Dominik Hartl und Johanna Moder das österreichische Ski-Internat zeigen, ist jedoch nicht nur plausibel, sondern erzählt auch einiges über den globalen Sportkapitalismus.
Talent habt ihr, sonst wärt ihr nicht hier. Was ihr jetzt braucht, ist Wille, Disziplin und drei Dinge: trainieren, trainieren, trainieren.
Schulleiter Mark (Jakob Seeböck) bei der Begrüßung
Wenn der stille Münchner Georg (Moritz Uhl), die fleißige Schweizerin Nawal (Luna Mwezi), das raffinierte Lokaltalent Dani (Emilia Warenski) oder der athletisch famose, privat flatterhafte Schulleiter-Sohn Nikki (Imre Lichtenberger) in die Kaderschmiede einziehen, geschieht daher folgendes: Zwischen Leistungssport und Verwertungslogik müssen sie sportlich wie persönlich wachsen, ohne sich selbst oder ihr Ziel aus den Augen zu lassen.
Ein Coming-of-Age-Dilemma, das David Schalkos „Superfilm“ mit einem (scheinbar stressbedingten) Schüler-Suizid garniert und der klugen Milieustudie von ORF, SRF und BR so obendrein Dramatik verleiht. All das macht „School of Champions“ zur Simulation einer Selbst- und Fremdausbeutungsmaschinerie, die neben routinierter Ski-Akrobatik unterhaltsam den Zynismus im Profisport beleuchtet.
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