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König Arthur (Iain De Caestecker, l.) ist der Winter-König. 

© Simon Ridgway/Bad Wolf/Sony Pictures Television/Simon Ridgway

„The Winter King“: Game of Thrones ohne Gewaltorgien

Die 739. Verfilmung der Artus-Sage bei Magenta TV könnte das übliche Ritter-Spektakel mit etwas Magie sein. „The Winter King“ jedoch wagt sich unterhaltsam an die Zwischentöne.

Führer, Volk und Vaterlandsfiktionen sind aktuell noch heikler als vorm Wiederaufstieg rechter Populisten. Wenn so ein Führer beteuert, Volk und Vaterland „Frieden und Glück zu bringen, doch auf meine Art“, ist daher Obacht geboten: Die Art könnte gewalttätig sein. Zumal, wenn er den Satz am Übergang der Antike zum Mittelalter sagt – das waren besonders für Briten finstere Zeiten.

Kaum sind diese die römischen Besatzer los, stehen ihre sächsischen Nachfolger vor der Insel. Als der alte König Uther dann auch noch den fiesen Gundleus zum Beschützer seines Erben macht, segelt Merlin südwärts, um den verbannten Arthur heimzuholen. Spätestens da ahnen auch Mythenunkundige: Die Serie „The Winter King“ (Magenta TV, zehn Folgen) handelt von der Artus-Sage. Wieder mal!

Könige rennen nicht. Sie schreiten, sie reiten, sie regieren.

König Uther nach der Geburt seines verkrüppelten Sohnes in der Serie „The Winter King“

Das Autoren-Duo Ed Whitmore und Kate Brooke allerdings macht aus Bernard Cornwells „Warlord Chronicles“ etwas Beispielloses: Magischen Realismus ohne Magie nämlich mit einer Prise „Game of Thrones“ ohne Gewaltorgien und etwas „Nebel von Avalon“ ohne Esoterik. Im Herzen des Zehnteilers steht deshalb weniger der ambivalente Titelheld König Arthur (Iain De Caestecker) als sein Mündel Derfel (Stuart Campbell) und die Druidin Nimue (Ellie James).

Zwei Randfiguren einer Ritterstory, die den Wandel von der Spiritualität zur Religion verkörpern und „The Winter King“ bei aller Mystik kulturelle Relevanz verleihen. Interessant aber wird die inoffizielle Fortsetzung von „Britannia“ erst, weil ihre Fantasy-Elemente surreal sind, nie irreal. Das Psychedelische jener vormodernen Tage, die Aura, der Dreck, sogar Habitus oder Sprache tarieren Authentizität und Sehgewohnheit souverän aus. Selten wirkte Magie so weltlich.

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