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© dpa / Christophe Gateau/dpa

Wie geht es weiter beim RBB?: Tiefe Gräben

Die Übergangsintendantin Katrin Vernau will den Zweiländersender aus der Krise führen. Das Misstrauen im Haus bleibt.

Offene Arme und Aufbruchstimmung sehen anders aus. Am Tag nach der Wahl von Katrin Vernau zur Interimsintendantin des kriselnden Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB) wiederholte Dagmar Bednarek von der Freienvertretung des Öffentlich-rechtlichen Senders ihre Skepsis an Art und Weise dieses Votings.

Vernau war am Mittwochnachmittag erst im zweiten Wahlgang vom Rundfunkrat zur Übergangs-Nachfolgerin von Patricia Schlesinger gewählt wurden. „Es war in jedem Fall ein Start mit Hindernissen“, sagt Bednarek. Sie vermutet, dass der Rundfunkrat damit die postulierte „Alternativlosigkeit“ nur einer zu wählenden Person deutlich machen wollte.

„Wenn Frau Vernau nicht vorher schon eine Ahnung hatte, was sie im RBB erwartet, hat sie durch die holprige Wahl womöglich einen Vorgeschmack darauf bekommen haben, wie zerrissen der RBB ist, wie tief die Gräben sind“.

Im RBB laufen derzeit etliche Tarifverhandlungen

Die Haltung großer Teile der Belegschaft gegenüber Frau Vernau sei, so Bednarek, mehr als kritisch. „Ihr eilt der Ruf voraus, eine knallharte Verhandlerin zu sein. Im RBB laufen derzeit etliche Tarifverhandlungen. Bestandsschutz für Programmgestaltende, Mobile Arbeit, Gehalts- und Honorarverhandlungen starten im Herbst, da ist die Sorge natürlich groß, dass die Beschäftigten, wieder einmal, zu kurz kommen.“

Schließlich habe die Übergangs-Intendantin einen Kassensturz angekündigt. „Aus der Vergangenheit wissen wir, dass der Rotstift meist bei den freien Kolleg*innen und im Programm angesetzt wurde. Da müsste Frau Vernau uns mit alternativen Einsparmöglichkeiten überraschen.“

Die Beschäftigten erwarten, dass Vernau ihre mehrfach geäußerte Versprechung einlöst, sich die Sorgen und Nöte der Beschäftigten anzuhören und mit ihnen gemeinsam einen Weg aus der Krise zu finden. Es gebe bereits unterschiedliche Initiativen der Kolleg*innen für ein dauerhaftes Mitspracherecht an zukünftigen Sender-Entscheidungen. „Ich vermute, es wird nicht leicht, das Vertrauen der Beschäftigten zu bekommen.“

Indes ist Vernau am Abend nach ihrer Wahl konkreter geworden, was ihre Pläne betrifft. „Ich werde mir jetzt angucken, wie die Situation tatsächlich ist“, sagte die bisherige WDR-Verwaltungsdirektorin in der Sondersendung „RBB spezial – Der Talk“. „Ich kenne sie ja tatsächlich auch nur von außen und aus der Presse. Dann werde ich mir ein Führungsteam zusammenstellen, mit dem ich denke, dass ich die Aufgaben, die hier anliegen, bewältigen kann“, so die Wirtschaftswissenschaftlerin.

„Was ich mitbringe, ist genau das, was der RBB jetzt braucht. Ich habe Managementerfahrung und bin immer dann in Organisationen hereingekommen, wenn es etwas aufzuräumen gab und gleichzeitig die strategische Neuorganisation vorangetrieben werden musste.“

Maßgebliches Problem im RBB sei nach ihrer Einschätzung eine Kluft zwischen einer abgehobenen Führungsriege und der Belegschaft. Sie wolle jetzt parallel auf zwei Ebenen arbeiten: „Das eine ist die kulturelle, das andere ist die inhaltliche Ebene.“ Auf der kulturellen Ebene werde es darum gehen, Ruhe in die Belegschaft zu bringen und auch Zuversicht.“

Es werde Foren zur Aufarbeitung geben sowie die Möglichkeit, nach vorne zu blicken. „Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind Botschafter des RBB. Sie können nur dann ein gutes Programm machen, wenn sie motiviert und begeistert sind und hinter dem stehen, was sie machen.“

Man müsse dahin kommen, wieder die eigentliche Aufgabe zu erfüllen, nämlich bestmögliches Programm für die Nutzer zu machen. Weiter kündigte sie einen „Kassensturz“ an, um Rahmenbedingungen und Spielräume für ein neues Programm auszuloten. Der Finanzrahmen müsse verlässlich eingehalten werden. Das werde alles transparent gemacht, es gehe schließlich um öffentliche Gelder.

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