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Ein Model mit dem Outfit der Frida-Kahlo-Kollektion von Puma.

© Puma

Eine Kleiderkollektion für Frida Kahlo: Der Name der Künstlerin wird vermarktet

Der Sportartikel-Hersteller Puma wirbt mit einer Frida-Kahlo-Kollektion. Deren Erbinnen in Mexiko wehren sich dagegen.

Die neueste Kollektion von Puma besticht mit dezenten Blumenmustern auf schwarzem Grund und ist angeblich inspiriert von der mexikanischen Künstlerin Frida Kahlo. Die Crop-Tops, Leggins, Taschen, Baseballkappen, Windjacken und Turnschuhe sind garniert mit aufgestickten Sätzen der Künstlerin, die gut in die Zeit passen, wie: „Es ist keine Sünde, originell zu sein.“ Die Sportmode, die vor einer Woche vorgestellt wurde und für die Influencer in sozialen Netzwerken die Werbetrommel rühren, erfreut sich hoher Beliebtheit beim mexikanischen Publikum. Nicht aber bei der Familie der 1954 verstorbenen Künstlerin.

Die Großnichte von Frida Kahlo, Mara Romeo Kahlo, schaltete nun ihre Anwälte ein und verschickte ein Schreiben an Puma. Darin wird die deutsche Firma aufgefordert, innerhalb von sieben Tagen die Produktion und das Marketing der Produktreihe einzustellen. „Wir sehen uns gezwungen, Sie aufzufordern, auf jede kommerzielle Aktivität zu verzichten, die den Namen und das Bild der Malerin Frida Kahlo nutzt“, hieß es in dem Brief, der am Mittwoch von mexikanischen Medien publiziert wurde. Sonst drohten legale Schritte und ein Prozess in Spanien.

Abgesehen vom Namen erinnert die Kollektion allerdings kaum an Frida Kahlo. Die Blumenmuster ähneln eher indigenem Kunsthandwerk aus Südmexiko, sind allerdings nicht so leuchtend bunt wie dieses, sondern in gedeckten Oliv-Rosa-Gold- und Brauntönen gehalten. Besonders die verstörenden Aspekte der durch Kinderlähmung und einen Unfall behinderten Künstlerin, ihr Hadern mit ihrer Unfruchtbarkeit und mit der toxischen Männlichkeit ihres Gatten Diego Rivera, werden dabei konsequent ausgespart.

Puma hat für die Kollektion die Genehmigung der Corporación Frida Kahlo mit Sitz in Panamá, die die Marke Frida Kahlo managt. Doch diese Firma ist seit über einem Jahrzehnt intern tief zerstritten zwischen dem venezolanischen Mehrheitseigner Carlos Dorado und der Familie, die 49 Prozent hält.

Die Großnichte wirft der Gegenseite vor, vertragsbrüchig zu sein. Dorado habe nur das Recht für Modeschmuck, Papier, Karton und Printprodukte, alkoholische Getränke und bestimmte kosmetische Artikel, argumentiert die Familie nach einem Bericht der Zeitung „El País“. Jegliche Erweiterungen bedürften der Einwilligung der Familie.

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Die Corporación Frida Kahlo hingegen behauptet, über sämtliche Rechte zu verfügen, und kommentierte die Klageandrohung knapp: Die Familie verlege sich auf mediale Konflikte, statt konstruktiv die Arbeit der Firma zu unterstützen und das Interesse an der Kunst und dem Vermächtnis der Malerin zu wecken. Neben dem Streit um die Reichweite der Marke liegt bei der panamaischen Firma – die zahlreiche Teilhaber und Ableger in Offshore-Paradiesen hat – offenbar auch einiges in der Buchführung im Argen, so der Bericht.

Jahrelanger Streit

Die Anwälte der Familie jedenfalls beklagen, die ihnen präsentierten Bilanzen verzeichneten Verluste – trotz ausgelasteter Auftragsbücher und weltweit boomender Verkäufe. Die Familie versucht deshalb, wieder die Exklusivität über den Markennamen zu bekommen. Der Streit geht zurück auf das Jahr 2004. Damals überließ die einzige Erbin der Künstlerin, Isolda Pinedo, gegen Zahlung einer nicht bekannten Summe 51 Prozent der Gesellschaft dem venezolanischen Geschäftsmann Carlos Dorado. Er trifft nun die Entscheidungen über die Vermarktung. Die Erbinnen der 2007 verstorbenen Pinedo, Mara Romeo und ihre Tochter Mara de Anda, sind damit nicht einverstanden.

Vor vier Jahren eskalierte der Konflikt schon einmal. Damals ging es um eine Barbie-Puppe mit dem Antlitz von Frida Kahlo der Firma Mattel. Die Erbinnen argumentierten, die Puppe sei viel zu hellhäutig und zu schlank. „Frida war keine Barbie, sondern eine Frau mit vielen Mängeln“, sagte Mara de Anda damals. In Mexiko führte der Rechtsstreit anfangs zu einem gerichtlichen Verkaufsstopp der Puppe. 2021 wies ein mexikanisches Gericht die grundsätzliche Klage darüber, wem die Mehrheitsanteile gebühren, aber zurück, da es nicht zuständig sei für Gesellschaften mit Sitz im Ausland. In Panama und Spanien laufen weitere Verfahren um die Rechte an der Marke.

Feministinnen machten sie berühmt

Kahlo, Tochter eines deutschen Auswanderers und Fotografen aus Pforzheim und einer Mexikanerin, wurde 1907 in Mexiko-Stadt geboren. 1925 wurde sie Opfer eines Straßenbahnunglücks, bei dem sich eine Stahlstange durch ihr Becken bohrte. Sie überlebte, litt aber fortan permanent Schmerzen und musste oft wochenlang liegend in einem Gips- oder Stahlkorsett verbringen.

Die Malerei rettete sie aus der Depression. Sie war Kommunistin, bisexuell und leidenschaftliche Verteidigerin der indigenen Kulturen. Später heiratete sie den Muralisten Diego Rivero. Ihr surrealistisch anmutendes Werk stand lange im Schatten der Kreationen ihres Mannes. Weltweit berühmt wurde sie erst, nachdem Feministinnen sie in den 1970er Jahren neu entdeckten und zu einer ihrer Ikonen machten.

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