zum Hauptinhalt
Flughafen und Müllkippe. So sah es in der Abfertigungshalle von Palma aus, als 2005 die Reinigungskräfte streikten.

© picture-alliance/ dpa/dpaweb

Flug ins Chaos: Mallorca von mehreren Streiks betroffen

Schon die Anreise im Flugzeug könnte zum Problem werden: Das Kabinenpersonal von Billigfluglinien und die Flughafen-Putzkräfte wollen streiken.

Der Inseltraum könnte so schön sein. Die ersehnten Sommerferien nahen, der Mallorca-Urlaub ist gebucht. Doch schon die Anreise im Flugzeug könnte zum Problem werden: Das Kabinenpersonal von gleich drei Billigfluglinien befindet sich im Arbeitskampf – mitten in der Urlaubssaison. Auch die Putzkräfte auf Mallorcas Flughafen wollen die Arbeit niederlegen. Droht nun ein Sommer-Chaos auf dem Ferienairport in Palma?

An diesem Freitag begann der erste Streiktag der in Spanien stationierten Ryanair-Flugbegleiter. Fünf weitere Arbeitskampftage folgen an diesem Samstag und Sonntag sowie am 30. Juni, 1. und 2. Juli. Allerdings waren die Auswirkungen des Streikauftakts am Freitag zunächst relativ klein. Nur einige Flüge zwischen Belgien und Mallorca sowie anderen spanischen Flughäfen wurden abgesagt. Weitere Annullierungen waren aber nicht ausgeschlossen.

Die Auswirkungen werden wohl auch dadurch begrenzt, dass Spaniens Regierung eine Mindestversorgung angeordnet hatte. Danach müssen 50 bis 80 Prozent der Ryanair-Flüge garantiert werden. Doch ob diese Regelung auch durchweg eingehalten werden kann, war noch unsicher. Reisende sollten sich daher informieren, ob ihr Flug tatsächlich stattfindet.

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Nicht nur in Spanien, sondern auch in anderen europäischen Ländern sind viele Ryanair-Mitarbeiter sauer. Sie werfen Airline-Boss Michael Kevin O’Leary vor, Arbeitsbestimmungen und gesetzliche Mindestlöhne nicht einzuhalten. Deswegen sind in diesen Tagen auch die Flugbegleiter in Portugal, Frankreich, Italien und Belgien auf den Barrikaden, wo es ebenfalls zu Arbeitsniederlegungen kommt. Flüge mit in Deutschland stationiertem Personal sind aber derzeit nicht betroffen.

Bei EasyJet und der Ryanair-Tochter Lauda Europe stehen im Juli auf Mallorca und den übrigen Spanien-Strecken ebenfalls Streiks für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen an. Bei EasyJet sind im Juli alle Wochenenden und vorhergehende Freitage betroffen, nur nicht das zweite. Bei Lauda Europe wird jeweils an allen Juli-Wochenenden gestreikt.

Wenn die Toiletten nicht mehr geputzt werden

Auf Mallorcas Airport will übrigens von Juli an zudem das Reinigungspersonal Besen und Putzlappen ruhen lassen. Von früheren Putzausständen weiß man, was das bedeuten kann: Der Flughafen in Palma, auf dem jetzt im Sommer täglich mehr als 100 000 Urlauber abgefertigt werden, könnte sich in eine einzige Müllhalde verwandeln. Auch die Toiletten werden dann üblicherweise nicht mehr geputzt.

Aber es könnte noch heftiger kommen: Die spanischen Fluglotsen drohen ebenfalls mit Arbeitsniederlegungen. Spaniens Flugverkehrskontrolleure beklagen Überlastung und Personalmangel. Der Luftverkehr laufe wieder im Hochbetrieb, in diesem Rekord-Sommer seien mehr Flugzeuge als vor der Pandemie in der Luft, aber die Belegschaft sei nicht größer, sondern kleiner geworden.

Unter Spanienreisenden ruft die Streikwelle bei den Low-Cost-Airlines zwiespältige Reaktionen hervor. „Wer billig fliegt, der hat auch unterbezahltes Personal – und das muss sich ändern“, schreibt ein Mallorca-Urlauber im sozialen Netzwerk Facebook. Andere ärgert, dass der Ausstand in die Ferienzeit fällt. „Guter Lohn ist ja schön, aber wer sind die Leidtragenden: die Urlauber“, sagt ein Fan der Insel.

Die Gewerkschaften bitten derweil die Passagiere um Verständnis und sprechen von eklatanten Missständen bei Ryanair, Easyjet und Lauda Europe. „Die Kabinenmitarbeiter bei Ryanair sind Arbeiter dritter Klasse“, teilt die Arbeitnehmervertretung USO mit. „Unsere Rechte werden nicht respektiert.“ Ryanair sei die einzige internationale Fluggesellschaft in Spanien ohne Tarifvertrag.

Wie niedrig die gezahlten Löhne sind, beschreibt USO am Beispiel von Easyjet. „Im Moment bekommen die Easyjet-Mitarbeiter in Spanien einen Basislohn von 950 Euro.“ Das seien 850 Euro weniger als die Flugbegleiter in Deutschland oder Frankreich erhalten. Hinzu kommen allerdings noch variable Lohnzuschläge, die von der Zahl der Flugstunden abhängen.

Niedrige Löhne

Reisende, deren Flug annulliert wird, haben auf jeden Fall Anspruch auf vollständige Erstattung des Preises oder auf Ersatzbeförderung, erklärt die deutsche Verbraucherzentrale auf ihrer Webseite. Inwieweit auch Schadenersatz oder Ausgleichszahlungen verlangt werden könnten, richte sich nach den jeweils anwendbaren nationalen Vorschriften.

Die Fluglinie hafte dann nicht für mögliche Schäden, wenn sie nachweise, dass die Annullierung durch „außergewöhnliche Umstände“ verursacht wurde, wozu auch Streiks gehören könnten. Anwälte weisen aber darauf hin, dass es juristisch umstritten ist, ob bei einem Streik des eigenen Personals „außergewöhnliche Umstände“ angeführt werden können, da ein Arbeitgeber ja durchaus Einfluss auf Tarifverhandlungen habe.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false