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Menschen räumen eine überflutete Straße in der Region Ancona

© AFP / ALBERTO PIZZOLI

Mehrere Tote: 50 Verletzte und vier Vermisste nach heftigen Unwettern in Italien

Innerhalb weniger Stunden ist in Mittelitalien so viel Regen gefallen, wie sonst in vier oder fünf Monaten üblich wäre. Lokale Medien berichten von mehreren Todesfällen.

Extreme Regenfälle in der mittelitalienischen Region Marken haben laut italienischen Angaben zunächst mindestens neun Menschen das Leben gekostet. Die Nachrichtenagenturen dpa und AFP melden mindestens zehn Tote. Vier Menschen werden vermisst, 50 weitere wurden verletzt.

Eines von zwei vermissten Kindern wurde mit seiner Mutter im Auto vom Sturzregen überrascht. Sie konnte sich und den Achtjährigen befreien, dann riss ihn eine Welle mit.

Am schlimmsten betroffen ist die Gemeinde Ostra bei Ancona; dort starben sechs Menschen. Die nach dem Stand der Dinge schwersten Schäden trug der Badeort Senigallia 30 Kilometer südöstlich von Ancona davon.

Auf Luftaufnahmen ist die Stadt inmitten einer Schlammwüste zu sehen. In Augenzeugenberichten hieß es, die Stadt sei „zerstört“.

Der Klima- und Wetterexperte des nationalen Forschungsverbunds CNR sagte dem „Corriere della sera“, in sechs bis sieben Stunden sei die Niederschlagsmenge gefallen, die in vier oder fünf Monaten üblich sei. Solche Mengen und Sturzregen verzeichne man in den letzten Jahren in wachsender Intensität, so Bernardo Gozzini.

Die aktuellen Modelle zu Vorhersagen – die aber in der betroffenen Gegend ohnehin schwer seien – reichten nicht aus. Bürgermeister:innen im Katastrophengebiet hatten sich über unzureichende Warnungen beklagt.

Eine überschwemmte Straße in Pianello di Ostra

© AFP / ALBERTO PIZZOLI

Wenige Stunden vor dem Unwetter hatte Italiens Umweltverband Legambiente in Rom hundert Forderungen für einen ökologischen Umbau verkündet, vor allem die Abkehr von fossiler Energie. An die anwesenden Vertreter:innen von Parteien von rechts bis links appellierte der Verbandschef, „die Fehler der Regierung Draghi nicht zu wiederholen“.

Die Regierung sei mit dem Ziel der ökologischen Wende gestartet. Später habe sie die „grüne Revolution“ zum „Blutbad“ für die Energiesicherheit umgedeutet.

Mario Draghi selbst sprach bei einem Besuch im Katastrophengebiet am Abend auf Nachfrage von einem „hydrogeologischen Problem“, das es tatsächlich gebe.  „Dieses Risiko ist verbreitet, da sind wir seit Jahrhunderten verwundbar. Durch den Klimawandel aber ist ein Notstand daraus geworden.“

Ein zerstörtes Feld in Mittelitalien

© AFP / ALBERTO PIZZOLI

Das Problem jetzt anzugehen, „bedeutet Vorbeugung, Investitionen, Infrastruktur, aber es heißt auch, sich dem Klimawandel zu stellen“, so Draghi. Der milliardenstarke Wiederaufbauplan PNRR gehe auch dieses Problem an.

Mithilfe des PNRR, dessen Mittel aus Brüssel kommen, soll Italien die Folgen der Pandemie bewältigen, die das Land als erstes in Europa und besonders stark getroffen haben. Eines der wesentlichen Ziele, die mit der EU verabredet wurden, ist es, die Modernisierung des Landes über eine ökologische Wende einzuleiten.

Draghi versprach bei seinem Besuch fünf Millionen Euro Soforthilfe für die Marken, um die unmittelbaren Folgen der Überschwemmung zu lindern. Die Katastrophennacht hat Existenzen zerstört und viele Bewohner:innen obdachlos gemacht.

Draghi sprach von einem Desaster und versicherte der Bürgermeisterin der besonders betroffenen Gemeinde Ostra die Solidarität der Regierung „und meine persönliche“. Die fünf Millionen seien nur ein Anfang.

Meteorologie-Fachleute in Italien sagen für die nächsten Tage neue Gefahr voraus. Die kurze Beruhigung am Freitag könnte nur der Auftakt zu weiteren Überschwemmungen sein.

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