zum Hauptinhalt
ARCHIV - 02.06.2023, USA, Chicago: Sängerin Taylor Swift tritt während ihrer «Eras Tour» im Soldier Field auf. (zu dpa: Konzertfilm von Taylor Swift kommt auch in deutsche Kinos) Foto: Shanna Madison/TNS via ZUMA Press Wire/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

© dpa/Shanna Madison

Universität veranstaltet „Swiftposium“ : Wie beeinflusst Taylor Swift unseren Alltag?

Taylor Swift ist einer der Superstars unserer Zeit. Eine australische Hochschule will dies nun auch wissenschaftlich untersuchen. Bei dem „Swiftposium“ soll die Sängerin selbst auch auftreten – zumindest wünschen sich das die Organisatoren.

Die US-Sängerin Taylor Swift ist ein Phänomen unserer Zeit. Die Popikone bricht sämtliche Rekorde der Musikindustrie – bei Preisverleihungen, Ticketverkäufen und in den Charts.

Der Superstar schafft selbst dann Nachrichten, wenn nur Tickets zu ihren Konzerten zum Verkauf stehen: Als bei Verkaufsstart in den USA im November 2022 die Webseite des Vertreibers Ticketmaster zusammenbrach, führte das zu einer Untersuchung des US-Justizministeriums und zu einer Anhörung vor dem Senat.

Auch politisch hat Swift sich engagiert. Im Oktober 2018 rief sie die Bewohner des Bundesstaates Tennessee zur Wahl des demokratischen Senatskandidaten Phil Bredesen auf und kritisierte gleichzeitig dessen republikanische Gegnerin, die damalige US-Abgeordnete Marsha Blackburn.

So prangerte sie Blackburns Widerstand gegen bestimmte LGBTQ-Rechte an und dass sie gegen die Verlängerung des Gesetzes gegen Gewalt gegen Frauen im Jahr 2013 gestimmt hatte. Trotz Swifts Unterstützung für Bredesen verlor dieser jedoch die Wahl.

35.000
US-Amerikaner registrierten sich an einem Tag auf Vote.org als Wähler, nachdem Swift einen Link über Instagram geteilt hatte.

Im Jahr 2020 unterstützte Swift dann die Biden-Harris-Kampagne. Und als sie letzte Woche ihre 272 Millionen Instagram-Follower aufrief, sich als Wähler zu registrieren, verzeichnete die von ihr verlinkte Webseite 35.000 neue Anmeldungen.


Ein „kritischer Dialog über Swifts Popularität“

So groß ist Swifts Einfluss auf ihre Fangemeinde, dass die University of Melbourne dieses Phänomen nun wissenschaftlich untersuchen möchte. Australien wird deswegen Gastgeber einer akademischen Konferenz über Taylor Swift spielen.

Bei einer Veranstaltung an der University of Melbourne sollen im kommenden Jahr die globale kulturelle und wirtschaftliche Wirkung der Sängerin untersucht werden. Dabei wird es unter anderem darum gehen, wie die 33-Jährige die Einstellungen der „Swifties“ beeinflusst, wie die leidenschaftlichen Fans der Sängerin genannt werden.

Seit Taylor Swift am 24. September ein Spiel ihres neuen Freunds, des American-Football-Spielers Travis Kelce, besuchte, interessieren sich Millionen ihrer Fans zum ersten Mal für die Sportart.

© IMAGO/USA TODAY Network/IMAGO/Denny Medley

Das „Swiftposium“ wird vom 11. bis 13. Februar 2024 stattfinden. Das Event fällt mit der Eras-Tournee der Sängerin zusammen, die am 16. Februar in Australien auf dem Melbourne Cricket Ground beginnt. Das „Swiftposium“ wird von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern von insgesamt sieben australischen und neuseeländischen Universitäten organisiert und von der University of Melbourne ausgerichtet.

Die akademische Konferenz soll „einen kritischen Dialog über Swifts Popularität und ihre tiefgreifenden Auswirkungen auf eine Reihe von Themen wie Geschlecht, Fandom, Populärkultur, Literatur und Wirtschaft, die Musikindustrie und mehr“ führen, wie es heißt.


Taylor Swift als Teil unseres Alltags

In der vergangenen Woche machten die Organisatoren Vorschläge für Themen, zu denen wissenschaftliche Arbeiten eingereicht werden könnten. Darunter waren ein Diskurs über psychische Gesundheit und Taylor Swift sowie einer über Geschlecht und Sexualität. In einer weiteren Arbeit sollen die Auswirkungen internationaler Tourneen und Großveranstaltungen auf das urbane Umfeld wie auch die kulturelle Identität von Städten erörtert werden.

Die Veranstalter hoffen, dass auch Swift selbst teilnehmen könnte, selbst wenn es nur virtuell wäre. „Ich denke, es ist sehr wichtig zu sehen, welchen Einfluss Prominente oder Künstler auf unser Leben und die verschiedenen Facetten unseres Lebens haben“, sagte Jennifer Beckett, Dozentin für Medien und Kommunikation an der University of Melbourne, gegenüber der australischen Ausgabe des „Guardian“.

Mir fällt kein anderer Künstler ein, vielleicht mit Ausnahme von Beyoncé, der den gleichen wirtschaftlichen Einfluss gehabt hätte.

Jennifer Beckett, Dozentin für Medien und Kommunikation an der University of Melbourne.

Taylor Swift habe einen großen Einfluss auf Elemente des Alltagslebens. Beispielsweise werde ihr zugeschrieben, dass sie nach der Pandemie geholfen habe, öffentliche Verkehrsmittel wiederzubeleben, weil zehntausende Fans damit zu ihren Konzerten fuhren.


Die Dozentin ist selbst Fan

Auch wirtschaftlich spielt der Einfluss der Sängerin eine nicht zu verachtende Rolle. So haben Ökonomen bereits ihre Wirkung auf Verbraucherausgaben, Inflation und Bruttoinlandsprodukt analysiert. „Mir fällt kein anderer Künstler ein, vielleicht mit Ausnahme von Beyoncé, der den gleichen wirtschaftlichen Einfluss gehabt hätte“, sagte Beckett, die eine der Organisatoren des Symposiums ist.

Beckett selbst ist übrigens ebenfalls ein „Swifty“, obwohl sie die Musik relativ spät erst für sich entdeckt hat. „Einige dieser Lieder haben mich durch einige wirklich dunkle Zeiten begleitet“, sagte sie. Das „Reputation“-Album habe sie unbedingt hören müssen, als es herauskam. „Ich erinnere mich, dass ich aus vollem Hals mitgeschrien habe.“


Die University of Melbourne ist für ungewöhnliche Kurse bekannt

In den USA und auch in Belgien ist Swift schon häufiger mal in Universitätskursen behandelt worden. Dies ist jedoch das erste Mal, dass ein globales Symposium abgehalten wird, um ihren Einfluss zu diskutieren. Australische Universitäten und vor allem die University of Melbourne sind bekannt dafür, dass sie teils ungewöhnliche Kurse oder Events abhalten. Auch der Eurovision Song Contest (ESC) wurde beispielsweise schon wissenschaftlich analysiert.

So bot die University of Melbourne 2021 einen „Eurovision“-Kurs an, der die „Studenten durch das Prisma des größten jährlichen Medienspektakels, des Eurovision Song Contest (ESC), in Europa“ führte, wie es im Handbuch der Universität hieß. Daneben bietet die Hochschule auch einen Eurovision Social Club, bei dem aber eher das Feiern im Vordergrund steht. Ein wenig Spaß muss eben auch sein.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false