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Jens Beeck, FDP-Bundestagsabgeordneter und Gründer des „Parlamentskreis Hund“

© FDP

„Parlamentskreis Hund“: Wenn in der Volksvertretung gekläfft wird

Tiere sind im Bundestag bisher verboten. Eine Gruppe Abgeordneter will das ändern. Ein Appell, ihrem Wunsch schnellstens zu entsprechen.

Ein Zwischenruf von Ariane Bemmer

Im Bundestag wird zwar öfters mal herumgebellt, Revier markiert und sich ans Bein gepinkelt, aber das machen dann Menschen, nicht Hunde. Denn Hunde haben als Tiere dort keine Zugangsberechtigung. Genauso wenig wie Waffen, Munition, Sprengstoffe, Fahrräder oder Elektroroller. Das regelt die Hausordnung der Parlamentsverwaltung.

Und während einige Parlamentarier und deren Mitarbeiter vielleicht bedauern, dass sie die langen Gebäudeflure nicht durchradeln dürfen, die Regel aber klaglos einsehen, und während ebenso Konsens über die No-Killer-Accessoires-Regel herrschen dürfte, soll am Tierverbot nun gerüttelt werden.

Ein „Parlamentskreis Hund“ unternimmt zehn Jahre nach einem erfolglos gebliebenen Anlauf abermals den Versuch, den Hunde-Ausschluss-Paragrafen-Unterpunkt zu kippen. Zusammengetrommelt wurden sie von Jens Beeck, FDP-Abgeordneter aus Niedersachsen. Beeck hat natürlich auch selbst einen Hund, einen Dackel, und will den nicht länger bei der Familie lassen müssen, wenn in Berlin Sitzungswochen sind.

Und haben Beeck und die anderen Hundefreunde nicht recht?

Es geht schließlich – das betonen sie immer wieder – nicht darum, dass die Tiere im Plenarsaal Platz nehmen und gewichtige Debatten zur Lage der Nation durch womöglich nicht abstellbares Gekläff ruinieren. Es geht um Hunde in den Bundestagsbüros. Da, wo die Öffentlichkeit ohnehin so gut wie nie hinschaut. Was stört denn da ein Hund auf dem Sofa?

Vorausgesetzt natürlich, das Tier kann sich besser benehmen als Joe Bidens Schäferhund Commander, der nach mehreren Beißattacken nun des Weißen Hauses verwiesen wurde.

Im „Parlamentskreis Hund“ engagieren sich Vertreter fast aller Fraktionen

Das Anliegen der Parlamentarier lässt sich problemlos unterfüttern mit Studien, die positive Zusammenhänge zwischen Hunden in Büros und sinkendem Stresslevel der Werktätigen nachweisen. Dazu passt, dass nicht nur Hunde an diesem 10. Oktober einen Welttag haben, sondern im Juni auch Bürohunde.

Dazu passt auch, dass sich im „Parlamentskreis Hund“ Vertreter fast aller Fraktionen engagieren. Ein gemeinsinnstiftendes Thema also, sogar innerhalb der notorisch verzankten Regierungsfraktionen.

Manches Bundestagsvotum, manches Gezänk erscheint plötzlich in einem anderen Licht. Reagieren sich da Haustierabsenztraumatisierte in ihrer Hilflosigkeit ab? 

Ariane Bemmer

Doch noch viel mehr sollten jene Studien interessieren, die nachweisen konnten, dass Hundebesitzer, die durch ihre Arbeit von ihrem Tier getrennt werden, das Gegenteil erfahren: Bei ihnen steigt der Stresslevel im Laufe des Tages nämlich an.

Wenn man sich da allein an die vielen bis in die Abendstunden gehenden Sitzungen erinnert, muss einem bange werden. Was dürfte da für schlechte Laune zusammenkommen, einfach nur, weil Lumpi und Rex, oder auch Miezi und Piepsi nicht in der Nähe sind?

Manches Bundestagsvotum, manches Gezänk erscheint plötzlich in einem anderen Licht. Reagieren sich da Haustierabsenztraumatisierte in ihrer Hilflosigkeit ab? Und wenn das nur ein Fitzelchen wahrscheinlich ist: Sollte man, statt allein den Hund im Bundestag zu genehmigen, nicht besser einen Streicheltierbesucherdienst für alle gestressten Parlamentarier etablieren?

Zumindest für eine gewisse Zeit muss es den Versuch wert sein. Im Namen der Demokratie! Und nicht weniger.  

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