zum Hauptinhalt
Ingo Bach

© Tagesspiegel/Nassim Rad

Die gute Nachricht: Man kann sich selbst anstupsen, ein gesünderes Leben zu führen

Nudging funktioniert nicht nur im öffentlichen Raum, sondern auch zu Hause. Und das ganz ohne das Gefühl von Bevormundung und Manipulation von außen.

Eine Kolumne von Ingo Bach

Na, haben Sie auch schon die ersten guten Vorsätze gebrochen? Sind vielleicht sogar enttäuscht von sich selbst, weil Sie nicht durchgehalten haben? Müssen Sie nicht sein und sollten es auch nicht. Denn es gibt einen viel effektiveren Weg, etwas in seinem Leben auf Dauer zu ändern, als der erhobene Zeigefinger, Mahnungen oder gar Selbstvorwürfe. Man kann sich sanft zu gesünderem Verhalten „stupsen“, neudeutsch „Nudging“.

In sozialen Medien kursiert ein Video, das zeigt, wie aufgeklebte Klaviertasten auf einer Treppe und entsprechende Töne, wenn man auf die Stufen tritt, die Menschen animieren, die daneben liegende Rolltreppe zu ignorieren. Das ist ein schönes Beispiel fürs Nudging. Spielerische Elemente mit kleinen Belohnungen motivieren.

Ein anderes Element des Nudgings ist, die Umgebung zu verändern. Zum Beispiel an der Supermarktkasse statt Süßkram oder Zigaretten gut sichtbar Obst und andere gesunde Snacks zu platzieren.

Unter den Experten für Prävention werden die Vorteile des Nudgings schon länger diskutiert, aber auch dessen Nachteile. Denn staatlich organisiertes Nudging hat schon das gewisse Gschmäckle einer Bevormundung und Manipulation.

Die gute Nachricht ist, dass Nudging auch zu Hause funktioniert. Und das ganz ohne das negative Gefühl von Bevormundung, denn es sind ja Sie selbst, die die Entscheidung dafür treffen. Sie sind dann ein Self-Nudger.

Ein Self-Nudger könne beispielsweise entscheiden, Süßigkeiten ganz hinten im obersten Regal aufzubewahren oder das Obstfach im Kühlschrank mit einem Smiley zu bekleben, sagt Mathias Krisam, Gastwissenschaftler an der „Penn Medicine Nudge Unit“ der University of Pennsylvania und Unternehmensberater. Oder man gönnt sich kleine Belohnungen, wenn man joggen war, „schaut eine Folge seiner Lieblingsserie oder hört sich seinen Lieblingssong an.“ Das funktioniert auch verbal. „Loben Sie sich selbst“, rät Krisam: „Hey, gut gemacht“ oder: „Erzählen Sie Freunden von ihren Zielen und holen Sie sich von dort das Lob ab.“ Das alles sind die kleinen Stupser für einen gesünderen Lebensstil.

„Die gute Nachricht“ erscheint immer freitags. Alle bisher erschienenen Folgen finden Sie auf der Kolumnenseite des Tagesspiegel

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false