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Jodsalz sollte Teil der normalen Ernährung sein.

© Getty Images/iStockphoto / diane39

Volkskrankheit Jodmangel: „Ohne Jodsalz rutscht man schnell in eine Unterversorgung“

In den 80er Jahren führte der weitverbreitete Jodmangel in Deutschland zu schweren Folgeerkrankungen. Aktuelle Zahlen zur Jodversorgung geben wieder Anlass zur Sorge.

Von Claudia Füßler

Herr Seufert, seit einiger Zeit ist das Spurenelement Jod mal wieder in aller Munde. Ist der Mangel tatsächlich wieder weitverbreitet?
In der aktuellen sogenannten DEGS-Studie des Robert Koch-Instituts, die die Gesundheit Erwachsener in Deutschland erfasst und deren Daten in den Jahren 2017 bis 2021 erhoben worden sind, sehen wir im Vergleich zur Vorgängerstudie, die knapp zehn Jahre zuvor stattfand, einen Rückgang. Wir können also davon ausgehen, dass wir gerade anfangen, die Auswirkungen des Mangels zu spüren bekommen.

Beobachten Sie die praktischen Folgen des Mangels auch jetzt schon in der Klinik?
Uns fehlen dazu noch vernünftige Studien, aber aus subjektiver Sicht kann ich sagen: Ja, ich habe das Gefühl, dass wir wieder mehr Patienten haben mit Kropf, also einer vergrößerten Schilddrüse. Wobei das nicht solche Ausprägungen sind wie früher die Schwarzwälder Kröpfe. Dass die überhaupt so groß werden konnten, lag vor allem darin begründet, dass die Leute damals einfach sehr spät zum Arzt gegangen sind.

Jochen Seufert

© Universitätsklinikum Freiburg

Kann man denn mit der richtigen Ernährung einem Jodmangel vorbeugen? 
Wenn Sie zu Hause kochen, sollten Sie auf jeden Fall Jodsalz verwenden. Gute Jodlieferanten sind Seefische, den höchsten Gehalt haben Seelachs, Kabeljau, Hering, Rotbarsch, Schellfisch und Makrele. Wer Seefisch isst, kann das gerne zweimal die Woche tun. Auch Algen sind eine natürliche Jodquelle, allerdings schwanken hier die Gehalte sehr, da ist man schnell in einer Überversorgung drin. Deshalb sollte man damit eher vorsichtig sein. Wer auf Nahrungsergänzungsmittel zurückgreifen möchte, kann einmal täglich eine Jodid-Tablette mit 100 Mikrogramm Jod nehmen. Es gibt auch Depotpräparate, von denen man einmal die Woche eine Tablette nimmt. In diesem Fall sollte man jedoch vorher die Schilddrüse ärztlich abklären lassen.

Wie können Menschen, die keinen Fisch essen, über die normale Ernährung sonst noch an Jod kommen?
Das geht am besten mit grünem Gemüse wie Brokkoli, Spinat, Grünkohl und Feldsalat, vorausgesetzt, es ist auf jodhaltigem Boden angebaut worden. Dennoch gilt, dass wir mit der Ernährung allein unseren Bedarf nicht decken können, wenn nicht für einen Großteil unserer Lebensmittel Jodsalz verwendet wird. Denn so können wir insgesamt auf maximal 40 bis 50 Mikrogramm Jod pro Tag kommen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt aber 100 bis 200 Mikrogramm, Schwangeren und Stillenden sogar noch mehr, nämlich 230 Mikrogramm. Ohne Jodsalz rutscht man also ziemlich schnell in eine Unterversorgung.

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