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„Wolf“ basiert auf den „Jack-Caffery“-Romanen, der 2021 verstorbenen Krimi-Autorin Mo Hayder.

© imago stock&people/imago stock&people

Hyggelige Barbarei: Serie „Wolf“ zeigt menschliche Abgründe

In der walisischen BBC-Serie „Wolf“ zeigt sich erneut, dass die Provinz besonders fiese Menschen beherbergt.

Die Barbarei, als Gegensatz der Zivilisation lange aussätzig behandelt, ist längst Mainstream im Unterhaltungsbereich. Seit Regisseure von Peter Jackson bis Quentin Tarantino brutale Gewalt nicht nur zeigen, sondern feiern, verstört es da selbst sensible Gemüter wenig, wenn die BBC-Serie „Wolf“ (Magenta TV) einen Killer zum Einstieg so in Szene setzt, dass ästhetisch spritzendes Blut fontänenartig auf seiner Gasmaske landet.

Die Szene ist zwar nur ein Albtraum von Jack Caffery (Ukweli Roach), dessen Bruder Jahrzehnte zuvor aus dem Haus seiner Eltern, das der Cop aus London nun mit seiner Freundin bewohnt, verschwand. Wer aber glaubt, die barbarische Gewalt im sechsteiligen Psychothriller „Wolf“ würde sich bei Magenta TV aufs Unterbewusste beschränken, kennt das neue Kino-Fernsehen schlecht.

Kommissare haben jahrelang sorgfältig das Image des geknechteten Alkoholikers aufgebaut und ihr Millennials wollt das einfach so wegwerfen?

Vorgesetzte zu DI Jack Caffery

Wie soll der walisische Waldrand auch humaner sein als das hyggelige Schweden, wo mehr Ritualmörder herumlaufen als Kinderbuchautorinnen? Also anschnallen und ab durch eine Eskalationsspirale, die sich nur kurz im Kopf ihrer Titelfigur aufhält, um sie an den Abgrund verbundener Kriminalfälle zu treiben. Denn während DI Caffery die Schatten seiner Vergangenheit jagt, gerät Familie Anchor-Ferrers einige Landhäuser entfernt in die Fänge sehr realer Psychopathen.

Wie Lee Haven Jones und Kristoffer Nyholm genau Mo Hayders Romanreihe adaptieren, wird hier nicht verraten. Nur so viel: Während „Wolf“ noch den Anschein erweckt, Fragen von Selbst- und Fremdjustiz, Schuld oder Sühne zu erörtern, dicken es die Regisseure so leidenschaftlich mit Zynismus, Splatter, Irrsinn an, als hätten David Lynch und Wes Anderson sechs Folgen „Game of Thrones“ nach Ystad verlegt.

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