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Viele gedachten am Montag der Opfer der Militärdiktatur - und des damaligen Präsidenten Salvador Allende.

© AFP/PABLO VERA

50 Jahre Militärputsch in Chile: Die einen gedenken, die anderen vergessen

Am Montag jährte sich zum 50. Mal der Militärputsch in Chile. Tausende kamen zusammen, um zu trauern. Andere wollen das Vergangene lieber in der Vergangenheit lassen.

“Nicht schubsen, nicht schubsen”, mahnen einzelne Stimmen aus der Menge. Mehrere Tausend Menschen waren gekommen, um durch die Tür Nummer acht ins Nationalstadion Santiago de Chiles zu gelangen. Tür Nummer acht ist jener Eingang, durch den das Militär zu Beginn der chilenischen Diktatur Gefangene einschleuste.

Das Stadion diente in dieser Zeit als Gefängnis und Folterzentrum. An diesem Montag gedachten viele Chilen:innen an diesem Ort der Opfer der Diktatur.

Sie sangen Lieder über die mehr als tausend bis heute Vermissten, die Wände hingen voller Plakate und Fotos. In den Umkleiden, die vom Militär als Gefängniszellen genutzt wurden, erzählten Überlebende ihre Geschichten. Obwohl sich vor und im Stadion Tausende von Menschen zusammengefunden hatten und draußen auf einer Bühne Konzerte stattfanden, war die Stimmung gedrückt. Menschen lagen sich in den Armen und weinten.

Am Nationalstadion, das während der Zeit der Diktatur als Gefängnis und Folterzentrum diente, fand am Montag eine Gedenkveranstaltung statt.

© AFP/JAVIER TORRES

An diesem 11. September jährte sich zum 50. Mal der Putsch, der den Beginn der Pinochet-Diktatur in Chile markierte. Für viele ist es ein Tag des Gedenkens.

Rechte Parteien bleiben dem Gedenken fern

Aber längst nicht für alle. In rechten Kreisen und Medien gab es viele Warnungen, an diesem Tag nicht nach draußen zu gehen und Veranstaltungen zu besuchen. Das sei zu gefährlich. Rechte Parteien blieben der offiziellen Gedenkfeier im Präsidentenpalast fern und veröffentlichten stattdessen ein Statement, indem sie die Menschenrechtsverbrechen während der Diktatur zwar verurteilten, aber die Notwendigkeit des Putsches verteidigen.

Man habe damit Chile vor dem sozialistischen Projekt des damaligen Präsidenten Salvador Allende schützen müssen, der beim Angriff des Militärs am 11. September 1973 ums Leben kam. Ob durch, so die offizielle Version, Selbstmord oder weil er von den Putschisten erschossen wurde, ist weiter umstritten.

Während die einen gedenken, wollen die anderen die Vergangenheit lieber Vergangenheit sein lassen. Fast symbolisch scheint da der Schriftzug im Nationalstadion zu stehen, um den herum Menschen am Montag Kerzen entzündeten: „Ein Volk ohne Erinnerung ist ein Volk ohne Zukunft.“

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