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Nayib Bukele und seine Frau Gabriela Rodriguez grüßen Anhänger am Abend des 4. Februar 2024 vom Balkon des Präsidentschaftspalasts, nachdem erste Hochrechnungen seinen Wahlsieg angedeutet hatten.

© AFP/MARVIN RECINOS

Autokratisch, aber höchst beliebt : El Salvadors umstrittener Präsident Bukele bei Wahl weit vorne

El Salvador galt lange als eines der gefährlichsten Länder der Welt. Dann griff Präsident Nayib Bukele gegen die Banden durch – auf Kosten der Bürgerrechte. Die Wähler belohnen ihn.

El Salvadors umstrittener Präsident Nayib Bukele steht vor einem klaren Sieg bei der Präsidenten- und Parlamentswahl in dem mittelamerikanischen Land – obwohl ihm eine zweite Amtszeit gemäß Verfassung gar nicht gestattet wäre.

Nach Auszählung von knapp einem Drittel der Stimmen kam der konservative Staatschef auf einen Stimmenanteil von knapp 83 Prozent, wie das Oberste Wahlgericht am späten Sonntagabend (Ortszeit) mitteilte. Bukele ist für sein hartes Vorgehen gegen die Kriminalität und seinen autoritären Kurs bekannt.

Bukele erklärte sich selbst zum Wahlsieger

Noch während die Stimmen ausgezählt wurden, hatte sich der 42-Jährige zum Sieger der Wahlen vom Sonntag erklärt. Seine Partei Nuevas Ideas (Neue Ideen) habe zudem mindestens 58 der 60 Sitze im Parlament errungen, schrieb er auf X.

Tausende jubelnde Anhänger versammelten sich kurz darauf zum Feiern vor dem Nationalpalast in der Hauptstadt San Salvador. Zur Stimmabgabe waren rund 6,2 Millionen Bürger aufgerufen gewesen, darunter 741.000 Salvadorianer im Ausland.

Deutschland hat angesichts des absehbaren Wahlsiegs Bukeles die Wahrung der Bürgerrechte angemahnt. Auch bei einem entschlossenen Kampf gegen die Kriminalität müssten Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit beachtet werden, sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes am Montag in Berlin.

Anhänger von Präsident Bukele feiern seinen wahrscheinlichen Wahlsieg am Abend des 4. Februar vor dem Präsidentschaftspalast in der Hauptstadt San Salvador.

© REUTERS/JOSE LUIS GONZALEZ

In einer Pressekonferenz wies Bukele am Sonntag den Vorwurf zurück, er regiere sein Land autokratisch und lasse unschuldige Menschen massenhaft inhaftieren. „El Salvador war die Mordhauptstadt der Welt“, sagte der frühere Werbefachmann. Jetzt sei es das sicherste Land des amerikanischen Kontinents. Das Wahlergebnis werde den Willen der Salvadorianer deutlich zum Ausdruck bringen.

Bitcoin und Bandenkriminalität

Eigentlich untersagt die Verfassung El Salvadors die direkte Wiederwahl des Präsidenten. Regierungstreue Verfassungsrichter ließen aber eine Kandidatur Bukeles für eine zweite, fünfjährige Amtszeit zu. Um das Verbot zu umgehen, ließ sich der Staatschef am 1. Dezember für sechs Monate beurlauben – bis zum Tag der geplanten Amtseinführung am 1. Juni. Eine loyale Beamtin übernahm währenddessen formell das politische Tagesgeschäft, Bukeles Einfluss blieb dadurch faktisch unbeschnitten.

Der frühere Bürgermeister der Hauptstadt San Salvador ist seit 2019 Präsident und hat unter anderem die Digitalwährung Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel in El Salvador eingeführt. Im Kampf gegen die kriminellen Banden im Land, die sogenannten Maras, ließ er im März 2022 den Ausnahmezustand erklären. Dadurch wurden Grundrechte wie die Versammlungsfreiheit eingeschränkt.

Mehr als 75.000 mutmaßliche Bandenmitglieder wurden seither festgenommen. Kritiker warnen vor einer weiteren Schwächung der Gewaltenteilung und demokratischen Kontrolle unter Bukeles Ägide im kleinsten Land Mittelamerikas. (dpa)

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