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Ein Satellitenbild zeigt Bomberflugzeuge auf dem Luftwaffenstützpunkt Engels in Saratow im Südosten Russlands.

© Reuters/Maxar Technologie

Drohnen überraschten Russland: Ukrainische Spezialkräfte sollen Angriffe auf Stützpunkte koordiniert haben

Die Ukraine hat am Montag offenbar mit Drohnen Militärflugplätze in Russland attackiert. Am Dienstag meldet Russland die Explosion eines Öltanks in Kursk.

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Die Ukraine hat gezeigt, dass sie mehr als neun Monate nach dem Beginn der russischen Invasion immer noch zu überraschenden Angriffen in der Lage ist. Am Montag nahm das ukrainische Militär Ziele Hunderte Kilometer hinter der Grenze ins Visier, wie das russische Verteidigungsministerium mitteilte.

Eine anonyme Quelle aus Kiew bestätigte der „New York Times“ die Angriffe. Die ukrainische Regierung schweigt dazu. Russland antwortete mit erneutem Raketenbeschuss auf sein Nachbarland.

„Am Morgen des 5. Dezember hat das Kiewer Regime versucht, mit reaktiven Drohnen aus sowjetischer Produktion die Militärflugplätze Djagiljewo im Gebiet Rjasan und Engels im Gebiet Saratow zu attackieren, um russische Langstreckenflugzeuge außer Gefecht zu setzen“, hieß es am Montag aus dem Ministerium in Moskau. Der hochrangige ukrainische Beamte, den die „New York Times“ zitiert, gibt zudem an, dass Spezialkräfte des Militärs vor Ort in Russland die Angriffe auf die Stützpunkte koordiniert haben sollen.

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Eine weitere Drohne soll nach russischen Angaben einen Flugplatz in der an die Ukraine grenzenden russischen Region Kursk angegriffen haben. Durch den Beschuss „in der Gegend des Flugplatzes von Kursk geriet ein Öltank in Brand“, erklärte der örtliche Gouverneur Roman Starowojt am Dienstag in den Online-Netzwerken. „Es gab keine Opfer.“ Es werde versucht, das Feuer einzudämmen. Der Gouverneur machte keine Angaben dazu, woher die Drohne kam.

Bilder einer Überwachungskamera nahe dem Stützpunkt Engels zeigen einen Feuerball in der Nacht. Auf Telegram wurden zudem zwei Fotos veröffentlicht, die einen beschädigten russischen Bomber und einen beschädigten Lastwagen vor einem offenbar getroffenen Flugzeug zeigen. Die Echtheit der Bilder konnte nicht geprüft werden.

Das britische Verteidigungsministerium wertet die Explosionen auf den Flughäfen als schweren Schlag, heißt es im aktuellen Lagebericht auf Twitter. Die Briten wollen sich zwar noch nicht darauf festlegen, dass es sich dabei um einen ukrainischen Angriff handele. Sollte sich das aber bewahrheiten, werde es „wahrscheinlich eines der strategisch bedeutsamsten Versäumnisse beim Schutz der eigenen Streitkräfte seit seinem Einmarsch in der Ukraine“ sein.

Spekulationen über eingesetzte Drohnen

Der russische Militärblogger Alexander Kots teile auf Telegram die Vermutung, dass der Stützpunkt im Südosten Russlands mit sowjetischen Drohnen vom Typ Tupolew M-141 angegriffen wurde, schreibt der Militäranalyst Rob Lee auf Twitter. Die Technologie stamme aus den 1970er Jahren, schreibt Lee weiter.

Wenn das russische Militär eine solche Drohne nicht abwehren könne, „lässt das nichts Gutes für die Fähigkeit des Landes erahnen, einen massiven Marschflugkörperangriff zu verhindern“, so Lee. Die russischen Luftverteidigungskräfte müssten sich wohl „einigen ernsthaften Fragen“ stellen. Das britische Verteidigungsministerium erwartet „strenge Sanktionen“ gegen Offiziere, denen Versäumnisse nachgewiesen werden können.

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Unter anderem der Flugabwehr habe man es zu verdanken, dass die auf den Stützpunkten stationierten Langstreckenbomber nur unwesentlich beschädigt wurden, teilte das russische Militär mit. Die Briten gehen von zwei beschädigten Bombern vom Typ Tupolew Tu-95 in Engels aus. Durch herabfallende Trümmer seien auf dem Militärflugplatz Djagiljewo drei Soldaten getötet worden, heißt es aus Russland. Vier weitere seien verletzt in Krankenhäuser gekommen. Auch diese Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Die ukrainische Regierung wollte sich zunächst nicht zu den Angriffen tief im Staatsgebiet der Russischen Föderation bekennen. Mychailo Podoljak, Berater von Präsident Wolodymyr Selnskyj, schrieb auf Twitter lediglich: „Die Erde ist rund – Entdeckung von Galileo. (…) Wenn etwas in den Luftraum anderer Länder gestartet wird, kehren früher oder später unbekannte Flugobjekte zum Ausgangspunkt zurück.“

Angriffsziele liegen 500 Kilometer innerhalb Russlands

Der Militärflugplatz Djagiljewo liegt mehr als 550 von der ukrainischen Großstadt Charkiw und keine 200 Kilometer von der russischen Hauptstadt entfernt. Von der Basis Engels, etwa 500 Kilometer von der ukrainischen und 160 Kilometer vor der kasachischen Grenze entfernt, sollen immer wieder Kampfflugzeuge und Bomber Ziele in der Ukraine unter Beschuss genommen haben. Dort sollen auch Flugzeuge vom Typ Tupolev-160 und Tupolev-95 stationiert sein, die in der Lage sind, Atomsprengköpfe zu tragen, schreibt die „New York Times“.

Russland beantwortete die Angriffe auf eigenem Boden mit einem erneuten groß angelegten Raketenbeschuss auf ukrainische Ziele. Nach Angaben des Kremls wurden 17 Ziele getroffen. Das ukrainische Militär gab den Abschuss von 60 bis 70 Raketen bekannt. Sie sollen aus den Schwarzen sowie dem Kaspischen Meer abgefeuert worden sein, schreibt der „Spiegel“. Die „New York Times“ berichtet zudem von Flugzeugstarts an dem zuvor angegriffenen Stützpunkt Engels.

Russische Militärblogger reagierten auf die Angriffe mit „Wut über die Unfähigkeit des russischen Militärs“. Das schreiben die Militäranalysten des US-amerikanischen Think-Tanks „Institute For The Study Of War“ (ISW) in ihrem täglichen Lagebericht. Einige Blogger hätten dem Militär vorgeworfen, die Stützpunkte „nicht angemessen geschützt“ zu haben. Die Wut anderer Blogger sei gegen russische Beamte gerichtet, die die Stützpunkte nicht angemessen verteidigt hätten, obwohl sie wussten, dass sie klare Ziele für ukrainische Angriffe sein könnten.

Die meist kriegsbefürwortenden Militärblogger forderten das Militär zudem zu „erheblichen Vergeltungsschlägen gegen die Ukraine“ auf, schreibt das ISW. Auch solle man die „Maßnahmen zur Terrorismusbekämpfung auf russischem Territorium verstärken“. (mit Agenturen)

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