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Tränen fließen bei dem Gefangenenaustausch..

© AFP/-

Gefangenenaustausch zwischen Moskau und Kiew: „Die Jungs waren von Emotionen überwältigt“

Die Ukraine und Russland haben erneut Dutzende Gefangene ausgetauscht. Unter den Freigekommenen befinden sich auf ukrainischer Seite auch Kämpfer aus Asovstal.

Es war der zweite große Gefangenenaustausch innerhalb eines Monats: Das russische Verteidigungsministerium hat mitgeteilt, dass die Ukraine und Russland je 195 Gefangene an die andere Seite übergeben hätten. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj gab die Zahl der ukrainischen Heimkehrer allerdings mit 207 an. „Unsere sind zu Hause. 207 Leute“, sagte er.

Die Koordinierungsstelle für die Behandlung von Kriegsgefangenen sagte zu den unterschiedlichen Angaben: „Die Ukraine hat 207 Personen zurückgebracht, wie der Präsident sagte. Wir wissen nicht, warum Russland die Zahl auf 195 beziffert. Bei den 207 zurückgekehrten Personen handelt es sich ausschließlich um Militärangehörige, nicht um Zivilisten.“

Unter den Gefangenen befinden sich demnach auch Soldaten aus Azovstal. Einer von ihnen ist der Unteroffizier Zkhar. Er kam zusammen mit seiner Frau Tatjana in russische Kriegsgefangenschaft, nachdem sie im Mai 2022 aus Asowstal evakuiert worden waren. Tatjana war bereits nach sechsmonatiger Gefangenschaft freigekommen und zog mit ihren beiden Töchtern an den Dnipro. Sie starb allerdings am 14. Januar bei einem Raketenangriff auf den Wohnblock, in dem sie lebte. Auch ihre jüngere Tochter und ihre Schwiegermutter kamen bei dem Angriff ums Leben.

Frei kamen bei dem jetzigen Gefangenenaustausch auch Sanitäter, die sich um die Versorgung von Zivilisten und Soldaten in Mariupol und dem Asovstal-Werk gekümmert hatten. Unter den weiteren Freigelassenen sind demnach ein Oberleutnant, der seit 2014 im Einsatz ist, zwei Brüder und ein Verteidiger der Insel Zmiinyi.

„Die Jungs, die zum ersten Mal seit langer Zeit die Stimmen ihrer Angehörigen hörten, waren von Emotionen überwältigt“, beschrieb der ukrainische Menschenrechtsbeauftragte  Dmytro Lubinez den Austausch. „Die Familien, die auf ihre Väter, Söhne und Brüder warteten, waren ebenso emotional.“ Lubinez sagte, die Ukraine wolle alle ihre gefangenen Bürger zurück in ihre Heimat bringen und arbeite daran.

Der letzte Gefangenenaustausch zwischen Russland und der Ukraine fand am 3. Januar statt, damals waren 230 ukrainische Militärs und Zivilisten zurückgebracht worden. Es war laut Ukraine der bislang größte Austausch seit Beginn des Krieges. Damals waren 130 Angehörige der ukrainischen Streitkräfte (davon 14 der Armee und 14 der Marine), 55 Soldaten der Nationalgarde, 38 Soldaten des staatlichen Grenzschutzes, ein Polizist und sechs Zivilisten in die Ukraine zurückgebracht worden. Von den zurückgekehrten Personen waren 48 zuvor als vermisst gemeldet worden.

Der Austausch vom 3. Januar war der erste seit dem Sommer 2023 und schien den Weg für weitere Austausche zu ebnen. Ursprünglich war bereits am vergangenen Mittwoch ein Gefangenenaustausch geplant. An diesem Tag war jedoch ein Transportflugzeug der russischen Armee nahe der russischen Stadt Belgorod mutmaßlich von der ukrainischen Flugabwehr abgeschossen worden.

Moskau erklärte, dass 65 ukrainische Kriegsgefangene bei dem Absturz umgekommen seien. Kiew zog in der Folge in Zweifel, dass ukrainische Kriegsgefangene an Bord gewesen sein sollen und forderte eine internationale Untersuchung des Vorfalls.

mit Material von Reuters und dpa

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