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Israels Streitkräfte operieren auch in Gazas größter Klinik, dem Al-Schifa-Krankenhaus. Zwei Leichen von Geiseln sollen nun in der Nähe der Klinik geborgen worden sein.

© dpa/Israel Defence Forces

In der Nähe des Al-Schifa-Krankenhauses: Israelisches Militär birgt offenbar zwei tote Geiseln

Israel steht seit dem Angriff auf die Klinik international unter Druck. Dem Militär zufolge wurden nun zwei Geiseln geborgen und identifiziert.

Fast sechs Wochen nach dem Angriff der islamistischen Hamas auf Israel haben Soldaten nahe dem Al-Schifa-Krankenhaus im Gazastreifen zwei Leichen von Geiseln geborgen.

Eine tote 65-Jährige sei in einem Nebengebäude des Hospitals entdeckt, nach Israel gebracht und identifiziert worden, teilte Israels Militär am Donnerstag mit.

Die Frau war demnach am 7. Oktober bei dem verheerenden Massaker der Hamas in Israel aus dem Grenzort Beeri entführt worden. In dem Gebäude seien auch Waffen wie Maschinenpistolen und Panzerfäuste gefunden worden.

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Am Freitagmorgen erklärte das Militär, in der Nähe des größten Krankenhauses in der Stadt Gaza sei eine weitere Leiche geborgen worden.

Die sterblichen Überreste der entführten 19-jährigen Soldatin seien in einem Gebäude neben der Al-Schifa-Klinik gefunden worden. Ihre Leiche sei am Donnerstagabend von Experten in Israel identifiziert worden. Eine Todesursache wurde zunächst nicht mitgeteilt.

Israel steht international unter Druck

Bei ihrem Einsatz in der größten Klinik des Küstenstreifens fanden die israelischen Streitkräfte nach eigenen Angaben auch Kommando- und Kontrollzentren. Was damit konkret gemeint ist, ließ ein Militärvertreter offen.

Es wurden dort demnach auch Waffen, Computer und militärische Ausrüstung gefunden. Unklar blieb, ob es sich bei einem der entdeckten Zentren auch um die von der Armee unter dem Krankenhaus vermutete Kommandozentrale der palästinensischen Islamistenorganisation handelte. Die Hamas bestreitet die Existenz eines solchen Stützpunkts unter der Klinik.

Kämpfer der islamistischen Terrororganisation Hamas aus dem Gazastreifen hatten Israel am 7. Oktober angegriffen und etwa 1200 Menschen brutal umgebracht. Zugleich wurden rund 240 Menschen als Geiseln verschleppt.

Daraufhin begann Israel massive Luftangriffe und Ende Oktober eine Bodenoffensive im Gazastreifen. Dabei wurden nach palästinensischen Angaben bislang mehr als 11.500 Menschen getötet. Die Versorgungslage ist nach UN-Angaben katastrophal.

Israel steht international wegen seiner Kriegsführung unter Druck – vor allem seit dem Angriff auf die Al-Schifa-Klinik.

Es gelinge nicht, Zahl ziviler Opfer zu minimieren, sagt Netanjahu

Der israelische Regierungschef räumte ein, dass die Streitkräfte bei ihrem Versuch, zivile Opfer zu vermeiden, nicht immer erfolgreich seien. Zwar versuche das Militär, den Militäreinsatz im Gazastreifen mit einem Minimum an zivilen Opfern zu beenden, sagte Benjamin Netanjahu in einem Interview des US-Fernsehsenders CBS.

„Das versuchen wir, aber leider gelingt es uns nicht. Jeder Tod eines Zivilisten ist eine Tragödie. Wir versuchen alles in unserer Macht Stehende zu tun, um Zivilisten aus der Gefahrenzone zu bringen, während die Hamas alles tut, um sie dort festzuhalten.“

Israels Armee will Hamas-Tunnel entdeckt haben

Israelische Soldaten legten eigenen Angaben zufolge einen Tunnel der Hamas auf dem Gelände des Al-Schifa-Krankenhauses frei. Außerdem sei auf dem Gelände ein mit Sprengfallen versehenes Fahrzeug mit Waffen, Munition und Handschellen entdeckt worden, teilte das Militär mit. Es sei für das Massaker der Hamas am 7. Oktober in Israel und die Geiselnahmen vorbereitet worden, vermutet die Armee.

Auch im Rantisi-Krankenhaus sei ein Tunnel entdeckt worden. Zudem seien im Al-Kuds-Krankenhaus Waffen und Munition aufgespürt worden.

Netanjahu sieht „starke Hinweise“ für Geisel-Aufenthalt in Klinik

Israels Regierungschef sieht „starke Hinweise“ darauf, dass Geiseln von der Hamas im größten Krankenhaus des Gazastreifens festgehalten wurden. Das sei einer der Gründe für den Einmarsch israelischer Soldaten in die Al-Schifa-Klinik gewesen, sagte Netanjahu dem Fernsehsender CBS.

Zwischen Israel und der Hamas laufen derzeit Verhandlungen über die in den Gazastreifen verschleppten Geiseln. Im Gespräch sei die Freilassung von mindestens 50 Frauen und Kindern und eine drei bis fünf Tage lange Feuerpause, sagte eine mit den Verhandlungen vertraute Person der Deutschen Presse-Agentur.

Israel meldet Kontrolle über Westen und Hafen der Stadt Gaza

Israels Armee hat nach Angaben von Verteidigungsminister Joav Galant die Kontrolle über den westlichen Teil der Stadt Gaza im nördlichen Gazastreifen erlangt. „Die nächste Phase hat begonnen“, sagte Galant. Wie diese Phase konkret aussehen soll, ließ er offen.

Auch meldete die israelische Armee, sie habe die „operative Kontrolle“ über den Hafen der Stadt übernommen, der vorher von der Hamas kontrolliert worden sei. Örtliche Quellen bestätigten der dpa die Übernahme.

Israels Armee forderte erneut Zivilisten in mehreren Vierteln der umkämpften Stadt Gaza zur Flucht auf. Hunderttausende sind bereits vom Norden in den Süden des Küstenstreifens geflohen. Allerdings gab es auch dort mehrfach israelische Luftangriffe. (dpa)

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