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Silvio Berlusconi bei einem Wahlkampfauftritt 2022 in Rom.

© REUTERS/Yara Nardi

Update

Italiens Ex-Regierungschef: Berlusconis Lungenentzündung ist offenbar Folge einer Leukämie-Erkrankung

Der 86-Jährige kommt nach nur einer Woche zu Hause erneut ins Krankenhaus. Seine Situation sei stabil, heißt es aus seinem Umfeld. Trotzdem muss er mehrere Tage bleiben.

| Update:

Als er vor einer Woche die Klinik verließ, war in seinem Umfeld noch von einer reinen Routineuntersuchung die Rede. Von Montag bis Donnerstag letzter Woche war Italiens langjähriger Regierungschef Silvio Berlusconi zur Kontrolle im Mailänder Krankenhaus San Raffaele.

Gleich danach beruhigte er möglicherweise besorgte Parteifreund:innen mit der Nachricht, er sei bereits wieder am Schreibtisch seiner Residenz in Arcore bei Mailand und „zurück an der Arbeit zu den wichtigsten Themen dieser Tage, bereit und entschlossen, mich, wie ich das immer getan habe, für das Land einzusetzen, das ich liebe“.

Nicht eine Woche später ist er nun wegen Herz- und Lungenproblemen zurück im San Raffaele, und diesmal auf der Intensivstation. Später war von einer Lungenentzündung die Rede.

Die Lungenentzündung ist offenbar die Folge einer Leukämie-Erkrankung. Eine mit der Angelegenheit vertraute Person bestätigte das am Donnerstag der Zeitung „Corriere della Sera“. Eine Stellungnahme aus dem Umfeld Berlusconis lag zunächst nicht vor.

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Berlusconis Leibarzt soll am Donnerstag Statement geben

Berlusconi wird mehrere Tage stationär behandelt werden müssen, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa unter Berufung auf Krankenhausquellen. Wegen Herz-Kreislauf- und Atemproblemen werde er demnach Kontrollen unterzogen und mit Antibiotika behandelt. Dem Vernehmen nach sollte es am Donnerstag ein offizielles Statement seines Leibarztes geben.

Sein Zustand ist laut Italiens Außenminister Antonio Tajani stabil. Tajani, der Vizechef von Berlusconis Partei Forza Italia, sagte am Donnerstagmorgen im italienischen Fernsehen, er habe mit dem Arzt des 86-Jährigen telefoniert. Berlusconi habe demnach eine „ruhige Nacht“ verbracht. 

Dass die Lage des betagten Tycoons ernst sein dürfte, unterstreicht auch die Ankündigung, seine älteste Tochter komme zum Krankenbesuch. Die 56-jährige Marina Berlusconi ist die inzwischen wichtigste Person im Firmenkonglomerat aus Medien, Bau- und Finanzwirtschaft ihres Vaters.

Berlusconi musste sich bereits vor einem guten Jahr wegen einer Harnwegsinfektion einer längeren Behandlung unterziehen. Im September 2020 zog er sich eine Corona-Infektion zu, die in einer beidseitigen Lungenentzündung mündete.

Krankengeschichte eines Ewigjungen

Im Jahr zuvor wurde er wegen eines Darmverschlusses notoperiert. 2016 war er nach Angaben seines persönlichen Arztes in Lebensgefahr, als eine Herzklappe ausfiel und ersetzt werden musste.

Verschiedene politische Weggefährten sprachen ihm nun Genesungswünsche aus. „Von Herzen gute Besserung an Silvio Berlusconi, der im Krankenhaus San Raffaele in Mailand liegt. Auf geht’s, Silvio!“, schrieb die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni bei Twitter. Auch Vizepremier Matteo Salvini von der Lega-Partei meldete sich zu Wort: „Los Silvio, Italien wartet auf dich!“

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Berlusconi hat mehr als 20 Jahre lang Italiens Politik und Gesellschaft geprägt, zunächst als Unternehmer, später als Politiker. Seine vom Freund und sozialistischen Ex-Premier Bettino Craxi massiv geförderten Privatsender revolutionierten die TV-Landschaft Italiens und machten ihn reich.

1994 wurde er zum ersten Mal Premierminster und hatte dieses Amt dann noch dreimal inne. Die aktuelle Regierung unter der ultrarechten Ministerpräsidentin Giorgia Meloni ist auch das langfristige Ergebnis seiner Öffnung nach Rechtsaußen.

Mit der Vorgängerpartei Alleanza nazionale, einer Tochter des faschistisch-postfaschistischen MSI, ging er bereits 1994 eine Koalition ein. Bis dahin hatten alle Parteien des italienischen Verfassungsbogens die äußerste Rechte politisch isoliert.

Sein Einfluss ist geschwunden

Obwohl der greise Tycoon noch immer politisch mitmischt und während der Regierungsbildung im vergangenen Herbst erklärte, eigentlich sei er der Taktgeber der Regierung Meloni, ist sein persönlicher Einfluss geschwunden. Die Wählerwanderung innerhalb der rechten Wählerschaft hat vor allem ihn Stimmen gekostet, seine ganz auf ihn zugeschnittene Partei Forza Italia ist nur noch die Nummer drei in Melonis Bündnis.

Mit Treueschwüren für seinen alten Freund Wladimir Putin und Ausfällen gegen den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj hat er sich sogar unter Parteifreund:innen ins Abseits manövriert – Vertraute wie sein Ex-Generalsekretär, der heutige Außenminister Antonio Tajani, und die Fraktionschefin im Senat, Licia Ronzulli, mussten sich regelmäßig davon distanzieren und ihre unverbrüchliche Solidarität mit der angegriffenen Ukraine betonen.

Die offensichtliche Gebrechlichkeit des 86-jährigen kommt hinzu. Immer öfter stützt er sich bei Auftritten in der Öffentlichkeit in letzter Zeit auf seine aktuelle Verlobte, die 53 Jahre jüngere Marta Fascina, oder sucht Halt an nahen Geländern. (mit dpa)

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