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Ein großes Landungsschiff des russischen Militärs liegt vor der Krim-Brücke.

© dpa/AP/-/Archiv

Medwedew droht Kiew mit Umweltkatastrophe: Ukrainische Drohne beschädigt Tanker in Straße von Kertsch nahe der Krim

Ukrainischen Angaben zufolge soll das Schiff Treibstoff für die russischen Truppen liefern. Aus Moskau hieß es, die „SIG“ schwimme noch. Kiew nannte den Angriff „erfolgreich“.

In der Straße von Kertsch am Schwarzen Meer ist ein russischer Tanker von einer ukrainischen Marinedrohne getroffen worden. Der Tanker „SIG“, der nach ukrainischen Angaben „Treibstoff für russische Truppen transportierte“, sei in der Nacht zu Samstag vor der Krim angegriffen worden. Nach Angaben von Russlands Föderalem Dienst für Wasserwege und Schiffsverkehr schwimmt das Schiff trotz eines Lochs noch.

Die ukrainische Schifffahrtsbehörde erklärte sechs Häfen an der russischen Schwarzmeerküste zum Kriegsrisikogebiet. Dies betreffe die Häfen von Taman nahe der Krim-Brücke im Westen über Anapa, Noworossijsk, Gelendschik und Tuapse bis hin nach Sotschi im Osten kurz vor der georgischen Grenze.

Der „erfolgreiche Spezialeinsatz“ gegen den russischen Tanker sei gemeinsam mit der Marine in ukrainischen Hoheitsgewässern erfolgt, hieß es aus ukrainischen Sicherheitskreisen gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Dabei seien eine Marinedrohne und Sprengstoff zum Einsatz gekommen. Das Schiff sei „gut mit Treibstoff beladen gewesen, sodass das “Feuerwerk’ von Weitem gesehen werden konnte“, hieß es.

Krim-Brücke war rund drei Stunden gesperrt

Der Tanker „SIG“ sei am Freitag gegen 23.20 Uhr (22.20 Uhr MESZ) südlich der Meerenge vor der Halbinsel Krim getroffen worden, erklärte Russlands Föderaler Dienst für Wasserwege und Schiffsverkehr am Samstag im Onlinedienst Telegram. Die „SIG“ habe „wahrscheinlich infolge eines Angriffs mit einer Marinedrohne“ nun ein Loch in Höhe der Wasserlinie im Bereich des Maschinenraums, teilte die Behörde mit.

Das Schiff schwimme aber noch, hieß es auf russischer Seite weiter. Eine Ölsperre sei um das Schiff herum errichtet worden, die Reparatur werde vorbereitet. Der Chemikalientanker „SIG“ ist von den USA mit Sanktionen belegt, weil er russischen Streitkräften in Syrien Treibstoff geliefert hatte.

Der Vizechef des russischen Sicherheitsrats, Dmitri Medwedew, droht der Ukraine mit weiteren Angriffen auf deren Häfen und umfassenden Umweltschäden. Der frühere Präsident erklärt in sozialen Medien, die Ukraine wolle eine Umweltkatastrophe anrichten und solle deswegen selbst von einer solchen Katastrophe getroffen werden. Die bisherigen russischen Angriffe auf ukrainische Häfen wie Odessa und Ismajil reichten nicht aus.

Auf der strategisch wichtigen Brücke über die Meerenge von Kertsch, welche die von Moskau annektierte Krim mit Russland verbindet, kam der Verkehr etwa drei Stunden lang zum Erliegen, wie das Autobahn-Informationszentrum auf seinem Telegram-Kanal bekannt gab. Am frühen Samstag wurde der Betrieb der Brücke zwischen dem Schwarzen Meer und dem Asowschen Meer wieder aufgenommen.

Eine Explosion auf dem Schiff sei von der Halbinsel aus zu sehen gewesen und Anwohner hätten sie für eine Explosion in der Nähe der Siedlung Jakowenkowo unweit der Brücke gehalten, schrieb Wladimir Rogow, ein Vertreter der russischen Besatzungsbehörden in der südukrainischen Region Saporischschja, im Onlinedienst Telegram.

Ukraine hatte vorher Marineschiff auf Stützpunkt attackiert

Mehrere Besatzungsmitglieder wurden Rogow zufolge durch Glasscherben verletzt. Die russische Nachrichtenagentur Ria Nowosti berichtete unter Berufung auf das Koordinierungszentrum für Seenotrettung in Noworossijsk, es habe keine Todesopfer gegeben.

Nach der ukrainischen Seedrohnenattacke gegen den russischen Tanker „Sig“ wollen Einsatzkräfte das Schiff in der Meeresenge von Kertsch absichern. Derzeit wird laut russischen Behörden das durch ein Loch eingedrungene Wasser abgepumpt. Die Ukraine hatte angekündigt, die Attacken mit ihren Seedrohnen gegen russische Schiffe fortzusetzen.

Erst am Freitag hatte die Ukraine nach eigenen Angaben einen Drohnenangriff auf ein russisches Marineschiff auf dem Stützpunkt Noworossijsk im Süden Russlands ausgeführt. Russland erklärte, einen versuchten Angriff ukrainischer Streitkräfte „mit Hilfe von zwei unbemannten Booten“ auf den Stützpunkt abgewehrt zu haben.

Aus Kiew hieß es hingegen, der Angriff sei „erfolgreich“ gewesen. „Das Ziel war es, zu zeigen, dass die Ukraine jedes russische Kriegsschiff in dieser Zone angreifen kann“, hieß es aus ukrainischen Sicherheitskreisen.

Geheimdienstchef nennt Angriff „rechtmßig“

Die Angriffe beider Seiten in der Region haben zugenommen, seit Moskau im vergangenen Monat aus dem Getreideabkommen ausgestiegen ist, das ukrainische Getreideexporte durch das Schwarze Meer ermöglicht hatte.

Der ukrainische Geheimdienstchef Wassyl Maljuk hat die jüngsten Drohnenattacken gegen russische Schiffe und die Brücke zu der von Moskau annektierten Halbinsel Krim als „rechtmäßig“ bezeichnet. Es handele sich um einen „absolut logischen und effektiven Schritt“ gegen den Feind, teilte Maljuk am Samstag im Telegram-Kanal des Geheimdienstes SBU in Kiew mit.

Dagegen meinten russische Kommentatoren, die Ukraine habe versucht, mit dem „Terroranschlag“ gegen ein ziviles Schiff eine ökologische Katastrophe im Schwarzen Meer auszulösen.

Die Ukraine hatte im Zuge ihrer laufenden Gegenoffensive die Befreiung aller von Russland besetzten Gebiete angekündigt, darunter die von Russland schon 2014 unter Bruch des Völkerrechts einverleibte Krim.

„Wenn also die Russen wollen, dass das „Geknalle“ aufhört, dann sollten sie die dafür einzige Möglichkeit nutzen und die territorialen Gewässer der Ukraine und unser Land verlassen“, sagte Maljuk. „Je schneller sie das tun, desto besser wird es für sie sein. Weil wir den Feind vollkommen in diesem Krieg besiegen werden.“ (AFP, dpa, Reuters)

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