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Depot für militärische Ausrüstung in Wagschanowo

© Screenshot/Google Maps

Gehen Russland die Panzer aus?: Satellitenbilder zeigen große Lücken in Militärdepot

Die russische Armee setzt verstärkt auf veraltete Militärfahrzeuge. Aus einem Militärdepot in Sibirien sind Hunderte Panzer abtransportiert worden.

Russlands Durst nach Nachschub an der Front ist groß. Nicht nur die Bemühungen, neue Soldaten zu rekrutieren, werden gesteigert, sondern auch der Vorrat an altem Sowjet-Gerät wird stark nachgefragt. Das sollen Satellitenaufnahmen von Russlands größtem bekannten Lager für militärische Ausrüstung zeigen, über die mehrere Medien berichten.

Die Aufnahmen würden eine Abnahme von etwa 30 Prozent der Panzer und gepanzerten Fahrzeuge auf dem Depot nahe der Regionalhauptstadt Ulan-Ude in der russischen Teilrepublik Burjatien im Südosten Sibiriens zeigen, berichten der britische „Telegraph“ und die „Moscow Times“.

Fünf Monate vor Beginn des russischen Angriffskrieges seien auf dem Depot – das sich auf über zehn Quadratkilometer erstreckt – noch etwa 3840 Panzer und Fahrzeuge aus der Sowjetunion gelagert worden, analysiert die „Moscow Times“ Aufnahmen von damals.

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Im November 2022 sollen sich auf dem Gelände nur noch etwa 2600 Militärfahrzeuge befunden haben. Satellitenbilder, die von der Kartenplattform Google Maps genutzt werden, zeigen größere Lücken zwischen der übrigen Ausrüstung. Ob die Fahrzeuge an die Front geschickt wurden oder als Ersatzteilspender genutzt wurden, ist unklar.

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Dass es sich bei dem Equipment um – vor Beginn des Krieges – weniger wichtige Ausrüstung handelte, könne an der Art der Lagerung festgestellt werden, berichtet der „Telegraph“. Die Vorschriften des russischen Militärs sähen unterschiedliche Lagerbedingungen für verschiedene Arten von Waffen und Fahrzeugen vor.

Panzer aus den 50er Jahren in der Ukraine zerstört

„Üblicherweise werden die ältesten, weniger wertvollen Waffentypen im Freien gelagert“, schreibt die britische Zeitung. Wie die „Moscow Times“ festhält, gebe es im Depot nahe Ulan-Ude zwar zehn Lagerhallen. Diese könnten aber nur bis zu 400 Militärfahrzeuge aufnehmen. Heißt: Ein Großteil der Fahrzeuge wird im Freien gelagert, ist der Witterung ausgesetzt und kann laut Vorschrift nur älteren Datums sein.

Dass Russland veraltete Sowjet-Panzer einsetzt, berichtete die US-amerikanische Denkfabrik „Institute for the Study of War“ (ISW) bereits im März. Demnach bestand damals die Möglichkeit, dass Moskau Panzer vom Typ T-54 oder -55 in den Krieg schickte. Das älteste der beiden Modelle wurde erstmals 1947 gebaut.

Im April berichtete dann das ukrainische Militär-Portal „MIL.IN.UA“ über die Sichtung eines dieser Panzer in der Ukraine. Unklar war, ob dieser an Kampfhandlungen beteiligt war. Das „ISW“ hob hervor, dass die Reparatur dieser Panzertypen vergleichsweise billig sei. Der Einsatz gehe jedoch auf Kosten der Besatzung, die durch die veraltete Panzerung weniger gut geschützt sei.

Russland verliert offenbar mehr als 2000 Panzer

Der Oryx-Blog, der Verluste beider Seiten aufzählt, listet bereits zwei Panzer dieser Typen als zerstört bzw. beschädigt auf. Der eine wurde offenbar als ferngesteuerte Bombe in Richtung ukrainischer Stellungen geschickt, hat sein Ziel jedoch verfehlt. Insgesamt beziffern die Analysten den Verlust russischer Panzer auf 2207. Davon seien mehr als die Hälfte (1415) zerstört worden. Der Rest wurde beschädigt, zurückgelassen oder von ukrainischen Truppen erbeutet.

Ein russischer Panzer vom Typ T-55. Die Serienproduktion begann 1958 (Symbolbild).

© imago images/YAY Images

Berichte aus dem Juli 2023 gehen davon aus, dass die Ukraine derzeit mehr Panzer besitzt als Russland. Demnach verfügt die Ukraine schätzungsweise nun über 1500 Panzer, Russland nur noch über 1400. „Russland hat fast die Hälfte der Kampfkraft seiner Armee verloren“, sagte der Chef des britischen Generalstabs, Tony Radakin, vor dem Verteidigungsausschuss des Parlaments in London Anfang Juli.

Russland „hat 2500 Panzer verloren und kann bestenfalls 200 Panzer pro Jahr produzieren“, erläuterte der Admiral und ignoriert die Ankündigung des russischen Ex-Präsidenten und Vizechefs des Nationalen Sicherheitsrates, Dmitri Medwedew. Dieser hatte bereits Ende März die Produktion von 1500 Panzern alleine in diesem Jahr angekündigt. Ob die russische Rüstungsindustrie dazu in der Lage ist, ist unklar. Der britische Generalstabschef scheint nicht davon auszugehen.

Dass Russland Probleme hat, seinen Panzerbestand zusammen zuhalten, zeigt auch eine Recherche der japanischen Wirtschaftszeitung „Nikkei Asia“. Demnach habe ein russisches Rüstungsunternehmen mutmaßlich unter anderem Ersatzteile für seine Panzer zurückgekauft, die zuvor an Indien und Myanmar geliefert wurden. Der Wert des Reimports soll bei 24 Millionen US-Dollar liegen. (mit Agenturen)

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