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In einem Wahllokal in Florida werden Aufkleber mit dem Satz „Ich habe gewählt“ verteilt.

© IMAGO/ZUMA Wire

„Super Tuesday“-Wahltag in den USA: Alles schon vorbei?

Trump und Biden scheinen gesetzt. Der Ausgang des „Super Tuesday“ wird dennoch mit Spannung erwartet. Denn er wird viel über die kommenden Monate verraten.

Ein Kommentar von Juliane Schäuble

Donald Trump setzt seine Siegesserie fort. Joe Biden gewinnt in Michigan mit mehr als 80 Prozent.

So oder so ähnlich klingen derzeit die täglichen Schlagzeilen zum Stand des amerikanischen Präsidentschafts-Vorwahlkampfs. Wird der Super Tuesday an diesem Dienstag also der langweiligste „Super Tuesday“ aller Zeiten?

Die Antwort lautet: nein. Denn es geht längst schon nicht mehr um den Vorwahlkampf und darum, wen die Republikaner und die Demokraten ins Rennen schicken.

Es geht um die Wahl am 5. November und damit um die Entscheidung, in welche Richtung sich die älteste bestehende Demokratie der Welt entwickeln wird. Dafür werden jetzt die Weichen gestellt.

Wenn an diesem Dienstag Wähler in 16 Bundesstaaten zwischen Alaska und Kalifornien, Vermont und Virginia ihre Stimme abgeben, wird sich zeigen, wo die Stärken und die Schwächen der beiden Spitzenkandidaten liegen und welche Themen wichtig werden. An keinem anderen Vorwahltag werden mehr Stimmen vergeben.

Interessant wird zum Beispiel sein, wie hoch die Wahlbeteiligung ist. Lassen sich die Menschen mobilisieren, wenn schon jetzt klar zu sein scheint, dass der älteste US-Präsident aller Zeiten gegen seinen nur vier Jahre jüngeren Vorgänger antritt?

Das erwartbare Rückspiel weckt vergleichsweise wenig Begeisterung. Kein Wunder, dass beide Seiten weniger mit Aufbruchsstimmung, denn mit Horrorszenarien für sich werben für den Fall, dass „der andere Typ“ gewinnt. Beide sehen die amerikanische Demokratie in Gefahr.

Reicht es aber aus, wie der 81 Jahre alte Präsident stets sagt, zu erklären: „Vergleicht mich nicht mit dem Allmächtigen, vergleicht mich mit der Alternative“? Darauf ruhen Bidens größte Hoffnungen. Und darauf, dass die Wirtschaft in den letzten Monaten seiner Präsidentschaft keinen weiteren Rückschlag mehr erleidet.

Die Demokraten werden aber auch ganz genau darauf schauen, wie groß das Gaza-Problem von Präsident Biden ist. Setzt sich der Protest gegen die Nahost-Politik der US-Regierung fort, könnte aus der Welle im wichtigen „swing state“ Michigan vor einer Woche ein Tsunami werden, der Bidens Wiederwahl-Chancen in acht Monaten zerstört.

Der Unmut wird offen zur Schau getragen. Kein Auftritt von Biden oder seiner Vizepräsidentin Kamala Harris verläuft gerade, ohne dass ein paar Demonstranten ihn stören wollen.

Vor allem arabischstämmige, schwarze und junge Wähler – wichtige Wählergruppen der Demokraten – sind wütend auf ihre Regierung und werfen ihr vor, für den Tod zigtausender Palästinenser mitverantwortlich zu sein. Sie drohen damit, im November nicht für Biden stimmen.

Auf der anderen Seite müsste Biden auch mit einem Rückschlag bei den Wählern rechnen, wenn er Israel im Stich ließe. In einer YouGov-Umfrage des „Economist“ gaben 36 Prozent der Befragten an, dass ihre Sympathien in dem Konflikt eher bei den Israelis liegen, 15 Prozent sympathisieren mehr mit den Palästinensern.

Biden setzt darauf, dass bis zur Wahl noch acht Monate vergehen. Und dass die Wähler erkennen werden, was droht, wenn er gegen Trump verlieren sollte.

Der republikanische Ex-Präsident wiederum hofft, dass seine einzig verbliebene innerparteiliche Konkurrentin endlich aufgibt. Steigt Nikki Haley aus dem Präsidentschaftsrennen aus, kann er sich auf das anstehende Duell mit Biden konzentrieren.

Bleibt sie im Rennen? Die Republikanerin Nikki Haley bei einem Wahlkampf-Event in Needham, Massachusetts.

© AFP/JOSEPH PREZIOSO

Hält Haley indes an ihrer Kandidatur fest, werden mit jeder Wahl auch die Schwächen Trumps sichtbarer. Spannend wird hierbei zu beobachten sein, wie substanziell die Anti-Trump-Bewegung im Lager der Konservativen noch ist – und im Lager der Wechselwähler.

Denn es stimmt: Trump hat zwar eine enorm motivierte Anhängerschaft, die bei den Wahlen für ihn auftauchen wird. Aber er hat es bisher nicht geschafft, neue Wählergruppen für sich zu erschließen.

Die Wahl im November wird, so viel scheint schon jetzt sicher zu sein, einmal mehr sehr knapp ausgehen. Und sie wird in nur wenigen „swing states“ entschieden. Zum Beispiel in North Carolina, wo Demokraten und Republikaner an diesem Dienstag ihre „primaries“ abhalten.

Biden und Trump können aus diesem „Super Tuesday“ gestärkt oder geschwächt herausgehen. Dass sie als Kandidaten ihrer Parteien nominiert werden, ist so gut wie sicher. Alles andere ist offen.

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