zum Hauptinhalt
Ein ukrainischer Soldat trägt eine Rakete für ein Grad-Mehrfachraketenwerfersystem, um auf russische Stellungen an der Frontlinie in der Nähe von Bachmut zu feuern.

© dpa/Libkos

Ukraine-Invasion Tag 448: Russen können Kiews Offensive rund um Bachmut bisher nicht stoppen

G7-Staaten wollen neue Russland-Sanktionen, US-Amerikaner stirbt im Dienst von Wagner, Getreideabkommen verlängert. Der Überblick am Abend.

Eine knappe Woche läuft die Offensive der Ukraine an den Flanken von Bachmut nun schon. In den vergangenen Stunden haben Kiews Truppen weitere 500 Meter Gelände zurückerobert, wie ein Armeesprecher bekannt gab. Das erscheint auf den ersten Blick wenig, aber angesichts der Tatsache, dass die russischen Truppen zuletzt an manchen Tagen nur noch 100 Meter Boden gutmachten, ist das durchaus beachtlich. Die in den vergangenen Tagen eroberten rund 20 Quadratkilometer um Bachmut konnten die Ukrainer laut eigenen Angaben bisher halten.

Die „New York Times“ konnte mit einigen Kämpfern aus Bachmut sprechen. Andriy Biletsky, ein ukrainischer Oberst, erzählte den Reportern (Quelle hier): „Wenn du dich zurückziehen musst, ist es sehr schwierig, den Feind aufzuhalten.“ Noch könne man aber nicht sagen, ob der ukrainische Vorstoß insgesamt erfolgreich sein würde. „Wir müssen sehen, ob es eine Kettenreaktion gibt und wir fünf, sechs oder sogar sieben Siege erreichen können.“

Die Kämpfe in Bachmut selbst sind inzwischen so heftig, dass nur noch ins Gefecht geschickt wird, wer sich freiwillig meldet. „Wer Bachmut betritt, weiß, dass er vielleicht nicht zurückkommt“, sagten Soldaten der NYT. Das Ziel der Ukrainer ist dabei immer noch, möglichst viele russische Einheiten zu binden, die dann woanders fehlen. Moskau hat inzwischen Verstärkung in die Umgebung von Bachmut geschickt.

Im Südwesten stehen die Ukrainer laut Berichten kurz vor dem Dorf Klischtschijiwka, das Russen am 20. Januar eroberten. Der Ort befindet sich auf einer Anhöhe und ist strategisch wichtig, weil sich von ihm aus das Umland kontrollieren lässt. Eine Einnahme wäre ein erster signifikanter Erfolg des ukrainischen Gegenstoßes im Donbass.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages:

  • G7 wollen Verschärfung der Sanktionen gegen Russland diskutieren: Vor dem Gipfel der größten westlichen Industrienationen wird auch über Sanktionen gegen chinesische Firmen diskutiert. Doch vor allem Deutschland hat Bedenken. Mehr hier.
  • Vorbereitungen für Reparationsforderungen: Erst zum vierten Mal in der Geschichte des Europarats treffen sich über 30 Staats- und Regierungschefs zum Gipfel. Der ukrainische Präsident wurde per Video aus Kiew zugeschaltet. Der Rat will die Ukraine im „Kampf um Freiheit“ unterstützen. Mehr hier. 
  • Auf einem aktuellen Video ist Wagner-Chef Prigoschin neben einem Soldaten mit nacktem Oberkörper und einer Wunde im Bauch zu sehen. Es soll sich um einen US-Kämpfer in der Ukraine handeln. Prigoschin will ihn in die USA „zurückschicken“. Mehr hier.
  • Ukraine und Russland einigen sich: Erdogan erklärt Verlängerung des Getreideabkommens um zwei Monate. Mehr in unserem Newsblog. 
  • Im 15. Kriegsmonat hat die Militärverwaltung der ukrainischen Hauptstadt Kiew nach Beschwerden von Einwohnern über verschlossene Luftschutzkeller Kontrollen angeordnet. „Zugesperrte Schutzräume während des Krieges, während massenhafter Luftangriffe sind ein Verbrechen“, sagte der Militärverwaltungschef, Serhij Popko, am Mittwoch laut Mitteilung.
  • Ungarn will EU-Militärhilfe für die Ukraine in Höhe von 500 Millionen Euro sowie neue Russland-Sanktionen blockieren, bis die einheimische Bank OTP von der Liste der Kriegsunterstützer gestrichen wird. „Wir können kein grünes Licht geben, solange OTP auf der Schwarzen Liste bleibt“, sagte der ungarische Außenminister Peter Szijjarto am Mittwoch. „Das gilt auch für Sanktionen.“
  • Nach der Verbreitung von Filmaufnahmen der Flugabwehr in Kiew sind sechs Blogger vom ukrainischen Geheimdienst SBU zu öffentlichen Reuebekenntnissen gezwungen worden. „Meine Schuld gestehe ich vollständig ein, bitte beim ukrainischen Volk um Verzeihung und verpflichte mich, das nie wieder zu tun“, sagte eine Bloggerin in dem am Mittwoch vom SBU verbreiteten Video. Die Männer und Frauen hatten Aufnahmen in soziale Netzwerke gestellt, aus denen sich die Positionen der ukrainischen Luftabwehr ableiten ließen.  
  • Wegen eines Friedensgebets will die russisch-orthodoxe Kirche einem Geistlichen offenbar seine Priesterwürde aberkennen. Ein Moskauer Kirchengericht sprach sich laut örtlichen Medienberichten vom Freitag dafür aus, den Priester Ioann Kowal in den Laienstand zurückzuversetzen, weil er in einem Gottesdienst statt für den Sieg für den Frieden gebetet habe.
  • Einer Sprecherin des Bundesfinanzministeriums zufolge waren zum Stichtag 12. April russische Vermögenswerte im Volumen von 5,23 Milliarden Euro in Deutschland eingefroren.
  • China hat Insidern zufolge mehrere westliche Botschaften in Peking für das Hissen der ukrainischen Flagge kritisiert. Die Volksrepublik habe in einem Schreiben zwar nicht ausdrücklich Bezug auf das Zeigen der ukrainischen Flagge durch Vertretungen anderer Länder genommen, aber ihre Missbilligung dennoch unmissverständlich zum Ausdruck gebracht, sagten vier Diplomaten der Nachrichtenagentur Reuters. 
  • Russland hat in seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine Angaben aus Kiew zufolge mehr als 200.000 Soldaten verloren. In den vergangenen 24 Stunden seien 610 feindliche Soldaten getötet worden, damit belaufe sich die Gesamtzahl der russischen Verluste auf 200.590 Soldaten, teilte der ukrainische Generalstab in seinem morgendlichen Lagebericht mit. Unabhängig lassen sich die Angaben nicht überprüfen. 
  • Die südkoreanische Regierung stellt der Ukraine Finanzhilfen in Höhe von 130 Millionen Dollar zur Verfügung. Das von Wirtschafts- und Finanzminister Minister Choo Kyung-ho und der ukrainischen Wirtschaftsministerin Julija Swyrydenko unterzeichnete Paket beinhalte Spenden und Hilfskrediten, teilte das südkoreanische Finanzministerium mit.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false