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Ukrainische Soldaten in Donezk.

© REUTERS/stringer

Ukraine-Invasion Tag 481: Harte Kämpfe um jedes Dorf – bisher kein ukrainischer Durchmarsch in Sicht

Weiterer Prozess gegen Nawalny, Experten in Schweden schließen russischen Angriff nicht aus, Wagner-Söldner in Russland auf freiem Fuß. Der Überblick am Abend.

Nach Tagen mit einigen Erfolgen auf ukrainischer Seite ist es wieder etwas ruhiger geworden um die Offensive. Lediglich ein weiteres Dörfchen wurde offiziell über das Wochenende befreit. Pjatychatky heißt der Ort und er liegt südlich der Stadt Saporischschja, also ganz in der Nähe des Gebiets, wo die Ukrainer bei ihrer Gegenoffensive bisher die wohl größten Verluste hinnehmen mussten. Von dort stammen auch die Fotos der teilweise zerstörten Leopard- und US-Schützenpanzer am Beginn der Offensive. 

Die Meldung vom Wochenende zeigt aber, dass die Ukrainer auch an diesem Teil der Front weiter gegen die russischen Linien pressen, die dort am stärksten ausgebaut sind. In den Medien war davor schon von einer Pause der Offensive die Rede, um die Strategie zu evaluieren. Wahrscheinlich ist eher, dass die Ukrainer auf entschiedene Gegenwehr stoßen.

Laut Berichten vom Wochenende bremsen unter anderem die Minenfelder und der russische Artilleriebeschuss die Ukrainer merklich in ihrem Vormarsch. Das gilt auch entlang des kleinen Flusses Mokri Yaly, rund 120 Kilometer östlich von Saporischschja, wo es bisher die größten Fortschritte für Kiew gab. Beobachter vom US-Think-Tank bescheinigen den Russen bisher lehrbuchhaftes militärisch-strategisches Verhalten in der Defensive. Wer also Chaos in den Schützengräben von Putins Truppen im Angesicht des ukrainischen Ansturms erwartet hat, sieht sich getäuscht. 

Der Vormarsch für die Ukrainer bis an die Hauptverteidigungslinien der russischen Besatzer - an den meisten Teilen der Front im Süden sind es noch rund zehn Kilometer - könnte also noch einige Zeit dauern. Dann wird sich wohl auch entscheiden, wo die Militärführung in Kiew den Großteil der verbliebenen Truppen für die Gegenoffensive einsetzt; und wie stark der russische Verteidigungswall wirklich ist. 

Die wichtigsten Nachrichten des Tages

  • Militärexperten und ukrainische Soldaten berichten von einem Strategiewechsel Russlands. Einsatzprotokolle aus Bachmut zeigen nun, wie dieser konkret aussieht. Mehr hier. 
  • Nawalny drohen 30 Jahre Haft: Seit mehr als zwei Jahren sitzt der Kreml-Kritiker in Russland im Gefängnis. Nun beginnt ein neuer Prozess wegen des Vorwurfs des „Extremismus“. Mehr hier.
  • 32.000 Ex-Häftlinge frei: Tausende Straftäter kehren aus dem russischen Kriegsdienst bei der Söldnertruppe Wagner nach Hause zurück. Frauen und Menschenrechtler zeigen sich besorgt. Mehr hier.
  • Die ukrainischen Streitkräfte würden ihr Land Schritt für Schritt befreien, kündigt der ukrainische Präsident Selenskyj in seiner nächtlichen Ansprache an. Für Kremlchef Putin hat Selenskyj nur Spott übrig. Mehr hier. 
  • Nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine halten es Verteidigungsexperten im Nato-Anwärterland Schweden nicht für unmöglich, dass auch ihr Land angegriffen werden könnte. „Ein bewaffneter Angriff auf Schweden kann nicht ausgeschlossen werden“, schrieb der Verteidigungsausschuss Försvarsberedningen in einem am Montag veröffentlichten sicherheitspolitischen Teilbericht. Mehr in unserem Liveblog.
  • Dutzende große internationale Unternehmen haben sich bereiterklärt, in Europa über 250.000 aus der Ukraine geflohene Frauen sowie Geflüchtete aus anderen Ländern auszubilden und einzustellen. Diese Zusage machten die Konzerne, worunter auch Unternehmen mit Niederlassungen in Deutschland sind, am Montag in Paris bei einer Konferenz der Organisation „Tent Partnership for Refugees“. 
  • Wegen der verschärften Sicherheitslage durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine will Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) einem Bericht zufolge schneller mehr Munition für die Bundeswehr einkaufen. Das Ministerium plane, dem Haushaltsausschuss des Bundestags noch vor der parlamentarischen Sommerpause neun Verträge für den beschleunigten Ankauf von Artillerie- und Panzermunition vorzulegen, berichtete der „Spiegel“ am Montag. 
  • Die ukrainische Armee hat nach Regierungsangaben ein weiteres Dorf von der russischen Armee zurückerobert. Das Dorf Pjatychatky im Süden des Landes sei wieder in ukrainischer Hand, teilte Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar am Montag in Onlinediensten mit. Damit seien seit Beginn der ukrainischen Gegenoffensive in diesem Monat insgesamt acht Siedlungen „befreit“ und 113 Quadratkilometer Land zurückerobert worden.
  • Nach Angaben aus dem Kreml lässt Russland Vertreter der Vereinten Nationen wegen Sicherheitsproblemen nicht in die Flutregion südlich des zerstörten Kachowka-Staudamms in der Ukraine. „Das ist alles sehr schwer. Es ist schwer, ihre Sicherheit zu gewährleisten und viele andere Nuancen“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Montag der Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Zuvor hatten die Vereinten Nationen beklagt, keinen Zugang zu den russisch besetzten Überschwemmungsgebieten zu bekommen. 
  • Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine hat Russland nach Erkenntnissen britischer Geheimdienste große Truppenkontingente an andere Frontabschnitte verlegt. „Die Umgruppierung der Heeresgruppe Dnipro spiegelt wahrscheinlich die russische Auffassung wider, dass ein größerer ukrainischer Angriff über den (Fluss) Dnipro nach dem Einsturz des Kachowka-Staudamms und den daraus resultierenden Überschwemmungen jetzt weniger wahrscheinlich ist“, teilte das Verteidigungsministerium in London am Montag mit.

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