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Ukrainischer Soldat.

© REUTERS/stringer

Ukraine-Invasion Tag 513: Plant Russland einen großangelegten Überraschungsangriff?

Russland nimmt Putin-Gegner in Moskau fest, Selenskyj entlässt Botschafter seines Landes in Großbritannien. Der Überblick am Abend.

Es waren fast unglaubliche Zahlen, die das ukrainische Militär vor einigen Tagen öffentlich machte: Russland würde im Osten der Ukraine rund 100.000 Soldaten und fast 1000 Panzer für eine großangelegte Offensive auf die Stadt Kupjansk zusammenziehen.

Der Ort, der einst 30.000 Einwohner zählte und strategisch günstig in der nordöstlichen Region Charkiw liegt, war erst im vergangenen Herbst von den Ukrainern zurückerobert worden. Das war auch ein Grund dafür, dass die russische Winteroffensive nicht über einige kleinere Gebietsgewinne und Bachmut herauskam – es fehlte schlicht an der zweiten Front im Norden.  

Nun soll Russland also dabei sein, einen Gegenangriff zu starten, um der ukrainischen Gegenoffensive im Süden und um Bachmut etwas entgegenzusetzen. Fraglich ist allerdings, ob es die russischen Truppen in dieser Zahl im Norden überhaupt gibt. Die Zahl würde wohl einem Drittel der aktuell insgesamt von Russland in der Ukraine eingesetzten Soldaten entsprechen. Das würden dementsprechend auch bedeuten, dass die Soldaten beim Verteidigungskampf gegen die Ukrainer an anderen Stellen der Front fehlen. 

Der Kriegsreporter David Patrikarakos war kürzlich in Kupjansk (Quelle hier) und berichtet, dass die Kämpfe um die Stadt zuletzt stark zugenommen hätten. Zwar hätten die Ukrainer die Zahl der russischen Truppen wohl übertrieben, aber die Stärke der Russen in der Gegend sei größer, als man erwarten könne.

Das Ziel der Russen wohl: Einen möglichen Erfolg der Ukrainer in Bachmut, das Kiews Truppen nun so weit umzingelt haben, dass das Halten der Stadt für die Russen schwer wird, mit eigenen Erfolgen im Norden aufzuwiegen. Wenigstens wird der russische Vorstoß die Ukrainer nicht unvorbereitet treffen. 

Die wichtigsten Nachrichten des Tages im Überblick

  • Der Ex-FSB-Offizier und Ultranationalist Igor Girkin, bekannt unter dem Pseudonym Igor Strelkow, ist in Moskau festgenommen worden. Ihm werde Extremismus vorgeworfen, teilte seine Ehefrau Miroslawa Reginskaja auf Girkins Telegram-Kanal mit. Mehr dazu erfahren Sie hier.
  • Der Chef des US-Auslandsgeheimdienstes CIA, William Burns, ist davon überzeugt, dass Russlands Präsident Wladimir Putin noch nicht fertig ist mit Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin. Aus seiner Sicht nimmt sich Putin lediglich Zeit, um zu überlegen, wie er mit ihm umgehen will. Mehr hier.
  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den Botschafter seines Landes in Großbritannien nach kritischen Äußerungen entlassen. Botschafter Wadym Prystajko werde zudem auch als Vertreter bei der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation abgesetzt, hieß es. Mehr hier.
  • Die Besatzungsbehörden in der Region Cherson haben weiteren Bewohnern mit der Deportation gedroht, sollten sie keine russischen Pässe annehmen. Das berichtet das ukrainische National Resistance Center. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Die ukrainische Armee setzt nach Erkenntnissen der US-Regierung nun Streumunition ein. „Seit etwa einer Woche“ verwendeten die Streitkräfte die von Washington gelieferte Munition, sagte John Kirby, Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates des Weißen Hauses, am Donnerstag. Mehr dazu hier.
  • Der Kreml plant offenbar, afrikanische Länder mit Getreide zu versorgen und die Ukraine so von den Weltmärkten abzuschneiden. Das berichtete die „Financial Times“ und stützt sich auf drei Informanten sowie die Entwurfsfassung einer Mitteilung. Mehr in unserem Newsblog.
  • Die russische Zentralbank hat erstmals seit Ende Februar vergangenen Jahres die Leitzinsen erhöht. „Die Inflationserwartungen sind gestiegen“, begründete die Notenbank ihre Anhebung des Satzes um einen Prozentpunkt auf 8,5 Prozent.
  • Wladimir Putin hat Polen wegen der Verlegung von Truppen in Richtung des Nachbarlandes Belarus gedroht. „Belarus ist Teil des Unionsstaates. Und die Entfesselung einer Aggression gegen Belarus würde eine Aggression gegen die Russische Föderation bedeuten“, sagte er. 
  • Das Institute for the Study of War vermutet, dass die jüngste Luftoffensive Russlands in der Südukraine darauf abzielt, den Druck auf den Westen zu erhöhen und ihm weitreichende Zugeständnisse für die Wiederaufnahme des Getreideabkommens abzuringen. 
  • Mitten im Krieg will Russland das Höchstalter für den Einzug von Wehrpflichtigen um drei Jahre anheben. Künftig sollten Männer bis 30 Jahre in die Armee eingezogen werden können, kündigte der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses der Duma, Andrej Kartapolow, in Moskau an. 
  • Die russische Schwarzmeerflotte hat nach Angaben der Regierung in Moskau den Beschuss von Schiffen geübt. Im Einsatz seien Kriegsschiffe und Kampfflugzeuge gewesen, die das Abfeuern von Raketen auf „schwimmende Ziele“ im Schwarzen Meer geprobt hätten, hieß es. 
  • Nach Angaben eines ranghohen Generals hat das ukrainische Militär die russischen Streitkräfte in der umkämpften Stadt Bachmut „halb umzingelt“. Dadurch sei die Grundlage für eine Rückeroberung der Stadt geschaffen, sagte Oleksandr Syrskyj dem britischen TV-Sender BBC.
  • Britische Militärexperten gehen davon aus, dass die russische Wagner-Gruppe in den kommenden Tagen wohl die letzten ihrer Rekruten aus dem Dienst entlassen wird. Das sogenannte „Projekt K“ zur Rekrutierung von Strafgefangenen lief Anfang 2023 aus. 
  • Bei neuen russischen Raketenangriffen auf die ukrainische Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer sind nach Angaben der Behörden mindestens zwei Menschen verletzt worden. Das teilte der Chef der Militärverwaltung, Oleh Kiper, auf seinem Telegram-Kanal mit.

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