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Rückeroberung von Staromajorske.

© REUTERS/TELEGRAM/V_ZELENSKIY_OFFICIAL

Ukraine-Invasion Tag 520: Jetzt müssen Kiews Truppen die „Drachenzähne“ überwinden

Moskau wohl Ziel eines Drohnenangriffs, Ukraine meldet Befreiung des Dorfes Staromajorske im Südosten des Landes. Der Überblick am Abend.

Auf drei der vier aktuellen Hauptangriffsachsen der Ukrainer konnten Kiews Soldaten in den vergangenen Tagen Erfolge vermelden. Ganz im Westen ist das Dorf Robotyne fast eingekesselt, weiter östlich wurde am Donnerstag die Eroberung von Staromajorske bekannt gegeben. Noch weiter östlich im Raum Bachmut ist der Ort Klischtschijiwka weitgehend erobert, das Städtchen Awdijiwka steht vor dem Fall.  

Wem diese Namen nichts sagen: Allen Orten gemein ist, dass sie strategisch wichtig sind, entweder weil sie den Ukrainern erlauben, nun direkt auf die russischen Hauptverteidigungslinien vorzurücken oder – wie im Raum Bachmut – wichtige Versorgungsrouten unterbrechen.

Auf einigen Videos von ukrainischen Soldaten aus der Südukraine, die sich seit gestern in den sozialen Netzwerken verbreiten, sind die sogenannten „Drachenzähne“ zu erkennen. Dabei handelt es sich um Betonpyramiden, die Panzer aufhalten sollen und nach den ausufernden Minenfeldern und Schützengräben die erste Befestigung der Hauptlinien darstellen – das Bild unten zeigt die Verteidigungsanlagen der Russen südlich von Robotyne (Quelle hier). 

Die Frage ist, ob die Geschwindigkeit der Eroberungen in den kommenden Tagen so hoch wie aktuell bleibt. Ist das so, würde es darauf hindeuten, dass die russischen Verteidigungslinien tatsächlich geschwächt sind und die Russen ein Problem haben, Reserven zu aktivieren und genug Munition bereitzustellen. Die ukrainische Gegenoffensive würde dann tatsächlich die Geschwindigkeit aufnehmen, die Kiew sich schon vor acht Wochen erhofft hatte. 

Zwei Ortsnamen, die in diesem Zusammenhang in den nächsten Tagen wichtig werden: Staromlynivka, das vier Kilometer südlich von Staromajorske liegt. In dem Ort laufen zwei wichtige Straßen zusammen. Kurz dahinter haben die Russen ihre Hauptverteidigung in dieser Region aufgebaut. Der zweite Ort ist Tokmak weiter westlich, der stark befestigt ist. Von dort ließe sich der Vorstoß bis ans Asowsche Meer durchführen.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages:

  • Moskau ist nach Angaben von Bürgermeister Sergej Sobjanin erneut Ziel eines versuchten feindlichen Drohnenangriffs geworden. Die Drohne sei in der Nacht von den Streitkräften des russischen Verteidigungsministeriums in der Region Moskau abgeschossen worden, teilte Sobjanin mit. Mehr dazu hier.
  • Bei der Militärparade zum „Tag des Sieges“ hat Nordkorea laut einem Medienbericht im Beisein von Delegierten aus China und Russland atomwaffenfähige Raketen und neue Angriffsdrohnen gezeigt. Der Parade wohnte auch der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu bei. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Die Ukraine hat die Befreiung des Dorfes Staromajorske im Südosten des Landes gemeldet. „Unser Süden! Unsere Jungs! Ruhm der Ukraine!“, schrieb Präsident Wolodymyr Selenskyj am Donnerstagabend auf Telegram. Dazu veröffentlichte er ein Video, das in dem Ort aufgenommen worden sein soll. Mehr dazu hier.
    In der südrussischen Großstadt Taganrog sind nach Behördenangaben durch einen Raketeneinschlag mehr als ein Dutzend Menschen verletzt worden. „Bisher haben 15 Menschen um medizinische Hilfe gebeten“, schrieb Gouverneur Wassili Golubew am Freitag auf seinem Telegram-Kanal. Mehr in unserem Liveblog.
  • Russland prüft nach Angaben von Präsident Wladimir Putin „sorgfältig“ die Vorschläge afrikanischer Staaten zur Beendigung des Ukraine-Konflikts. „Wir respektieren Ihre Initiativen und prüfen sie sorgfältig“, sagte Putin am Freitag beim Russland-Afrika-Gipfel in St. Petersburg.
  • Aus Angst vor Provokationen durch russische Wagner-Söldner in Belarus erwägen Polen und Litauen, ihre Grenzen zu dem Land zu schließen. „Diese Überlegungen sind real. Die Möglichkeit, die Grenze zu schließen, besteht“, sagte Litauens Vize-Innenminister Arnoldas Abramavicius. Am Vortag hatte Polens Innenminister von der Möglichkeit einer „vollständigen Isolierung“ gesprochen. 
  • Der katarische Premier- und Außenminister Scheich Mohammed bin Abdulrahman bin Jassim Al Thani versprach bei einem Besuch in Kyjiw, sein Land werde 100 Millionen Dollar für den Wiederaufbau der Ukraine spenden. Während seines Besuchs traf er mit Premierminister Denys Shmyhal zusammen.
  • Die Ukraine wirft Russland vor, die zivile Schifffahrt im Schwarzen Meer zu gefährden. Russische Kriegsschiffe brächen alle Normen des internationalen Seerechts, schreibt der Stabschef von Präsident Wolodymyr Selenskyj, Andrij Jermak, auf Telegram.
  • Bereits im Spätsommer plant der Rüstungskonzern Rheinmetall, Panzer vom Typ Leopard sowie weiteres Kriegsgerät „auch in der Ukraine instand zu setzen“, zitiert das Nachrichtenmagazin „Spiegel“ den Chef des Unternehmens, Armin Papperger.
  • Am Tag der ukrainischen Staatlichkeit hat Präsident Wolodymyr Selenskyj die Ukrainer erneut auf den Sieg über Russland eingeschworen. Die russischen Angreifer zu besiegen, sei das „nationale Ziel“ des Landes, sagte der Staatschef vor der versammelten Landesführung und ausgewählten Gästen.
  • Die ersten US-Kampfpanzer vom Typ Abrams könnten im September in der Ukraine eintreffen, berichtet „Politico“ unter Berufung auf eingeweihte Personen. Demnach soll im August eine „handvoll“ Panzer zuerst nach Deutschland geschickt und aufbereitet werden. 
  • Der russische Präsident Wladimir Putin kündigt höhere Getreideexporte nach Afrika an. Sein Land werde ein verlässlicher Lieferant von Lebensmitteln bleiben, sagt Putin auf dem Russland-Afrika-Forum in St. Petersburg.

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