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Awdijiwka: Dieses von der Nachrichtenagentur AP am 21.03.2023 zur Verfügung gestellte Foto zeigt einen ukrainischen Polizisten, der vor einem brennenden Gebäude in Deckung geht.

© dpa/Evgeniy Maloletka

Ukraine-Invasion Tag 596: Russland startet größten Angriff seit Monaten – bisher mit überschaubarem Erfolg

Gefährdet der Israel-Krieg die Ukraine-Hilfen? Russisches Militär schießt offenbar Drohne bei Belgorod ab – drei Tote, Putin zu erster Auslandsreise aufgebrochen. Der Überblick am Abend.

Russland hat am Dienstag den wohl größten Angriff auf ukrainische Positionen seit Monaten gestartet. Das Ziel: die von den Ukrainern bisher erfolgreich verteidigte Stadt Awidijiwka im Donbass einzukesseln. Der ukrainische Generalstab erklärte, die Sturmangriffe seien abgewehrt worden - 13 Attacken bei Awidijiwka selbst, 10 Attacken nahe dem etwas nördlicher gelegenen Dorf Stepowe. Laut Berichten in den sozialen Netzwerken sind die russischen Verluste groß.

Awdijiwka liegt nur gut 15 Kilometer von der größeren Stadt Donezk entfernt und ist seit 2014 Frontstadt, als im Osten die Kämpfe zwischen den von Moskau geführten Separatisten und der ukrainischen Armee begannen. Schon als Russland im Frühjahr 2022 in die Ukraine einmarschierte, hatte die Stadt noch rund 30.000 Einwohner, inzwischen harren wohl nur noch ein paar hundert Zivilisten aus.

Die russische Offensive soll nach Einschätzung von Militärexperten Druck von anderen Frontabschnitten nehmen und ukrainische Kräfte binden. Der Militärverwaltungschef von Awdijiwka, Witalij Barabasch, nannte die russischen Angriffe die schwersten seit Beginn der Invasion im Februar 2022. Dabei seien am Dienstag etwa 60 Panzer eingesetzt worden. Allein am Mittwoch seien 23 Raketen auf das Stadtgebiet abgefeuert worden. Russische Quellen berichteten von Geländegewinnen nördlich von Awdijiwka, Durchbrüche gibt es aber bisher wohl keine. 

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Was den Vorstoß besonders macht: Russland nutzte viele Dutzend Fahrzeuge und Panzer sowie Luftunterstützung, um schnell voranzukommen und die ukrainischen Positionen zu überrennen. Bisher nutzte die russische Armee eher Infanterieangriffe auf ukrainische Positionen, so wie in Bachmut im Frühjahr. Wer jetzt denkt, dass ihm das bekannt vorkommt: Eine ähnliche Taktik wie die Russen jetzt wandten die Ukrainer am Anfang ihrer Gegenoffensive im Juni an – und damals wie heute halten sich die Erfolge in Grenzen.  

Denn ähnlich wie die Ukrainer im Juni bleiben die Russen in Awdijiwka in Minenfeldern hängen und werden durch ukrainische Artillerie gebremst. Drei russische Bataillone sollen so größere Mengen ihrer Fahrzeuge verloren haben, von 36 bis 60 Fahrzeugen ist die Rede. Unklar ist, wie viel Ressourcen Russland noch hat, um in den kommenden Tagen weiter in der Gegend anzugreifen.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages:

  • Deutschland sagt 35.000 Soldaten für neue Nato-Strategie zu: Die Truppenteile werden in sehr hoher Bereitschaft gehalten. Das teilt Verteidigungsminister Pistorius am Rande eines Nato-Treffens in Brüssel mit. Mehr hier.
  • In einem ausführlichen Interview mit der Zeitung „Ukrayinska Pravda“ hat sich der ukrainische Geheimdienstchef Kyrylo Budanow zur aktuellen Lage auch in Nahost geäußert. Eine Reihe von Fakten weisen seiner Meinung nach auf eine russische Beteiligung am Krieg der Hamas gegen Israel hin, sagte er. Mehr in unserem Newsblog.
  • Zum ersten Mal untersuchten Inspektoren der Internationalen Atomenergiebehörde der UN (IAEA) die Dächer von Reaktorgebäuden des von russischen Truppen besetzten Atomkraftwerks Saporischschja in der Ukraine. Das berichtet die Nachrichten-Website heise. Dem IAEA-Generalsekretär Rafael Mariano Grossi zufolge, seien dabei keine Minen oder Sprengstoffe gefunden worden. 
  • Die russisch-orthodoxe Kirche macht einen Vertrauten von Präsident Wladimir Putin zum Metropoliten der von Moskau annektierten ukrainischen Halbinsel Krim. Das Moskauer Patriarchat übertrug Metropolit Tichon (Schewkunow) aus der Großstadt Pskow nahe der Grenze zu Estland am Mittwoch die Leitung der Krim-Diözese.
  • Russland betrachtet seinen Nachbarn Finnland nach Einschätzung des finnischen Geheimdienstes mittlerweile als „feindliches Land“. Die Beziehungen zwischen den beiden Ländern hätten sich wegen des russischen Einmarsches in die Ukraine, der Sanktionen und des finnischen Nato-Beitritts erheblich verschlechtert, teilte der Nachrichtendienst Suojelupoliisi (Supo) am Donnerstag bei der Vorstellung seiner nationalen Sicherheitsüberprüfung mit. 
  • Tschechien liefert in den nächsten Monaten mit dänischer Finanzierung Panzer und Waffen an die Ukraine. Das teilten die Verteidigungsministerien in Prag und Kopenhagen am Donnerstag mit. In einer ersten Phase werden demnach 50 Schützen- und Kampfpanzer, 2500 Pistolen, 7000 Gewehre, 500 leichte Maschinen- und 500 Scharfschützengewehre zur Verfügung gestellt. Das sei eine „substanzielle Spende“, an der in der Ukraine großes Interesse bestehe, betonte Dänemarks Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen. 
  • In Rumänien ist an der Grenze zur Ukraine erneut eine Kampfdrohne abgestürzt. Wie das Verteidigungsministerium in Bukarest am Donnerstag mitteilte, habe man drei Kilometer westlich des Dorfs Plauru in unbewohntem Gebiet einen Drohnenkrater gefunden, der durch eine Explosion ausgelöst worden sein könne. 
  • Die russischen Streitkräfte haben nach Angaben der Ukraine in der Nacht Donau-Häfen des Landes mit Drohnen angegriffen. Dabei seien erhebliche Schäden entstanden, teilten die Behörden und das Militär mit. 
  • Russlands Präsident Wladimir Putin ist zu einem Staatsbesuch in Kirgisistan eingetroffen und hat damit erstmals seit dem Erlass eines internationalen Haftbefehls gegen ihn eine Reise ins Ausland unternommen. Putin sei in Kirgisistan eingetroffen, berichteten Nachrichtenagenturen beider Länder am Donnerstagmorgen. 
  • In der russischen Grenzregion Belgorod sind nach russischen Angaben bei einem Drohnenangriff drei Menschen getötet und mindestens zwei weitere verletzt worden. „Das Luftabwehrsystem im Bezirk Belgorod schoss eine Drohne (...) ab, die sich der Stadt näherte“, schrieb der Gouverneur der Region, Wjatscheslaw Gladkow, bei Telegram. Die Region Belgorod grenzt an die Ukraine.

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