zum Hauptinhalt
Soldaten der 1. Brigade der ukrainischen Nationalgarde Bureviy (Hurricane) üben während einer Gefechtsausbildung.

© dpa/AP/Efrem Lukatsky

Ukraine-Invasion Tag 624: Ukraine und Russland – beide sind mit ihren Offensiven gescheitert

Selenskyj will im März nicht wählen lassen, Nordkorea liefert wohl weitere Waffen an Russland, Luftwaffe verstärkt Nato-Grenzschutz in Rumänien. Der Nachrichtenüberblick.

In Expertenkreisen und in Kiew wird derzeit gestritten, wie die aktuelle Situation auf dem Schlachtfeld in der Ukraine zu bezeichnen ist. Handelt es sich um eine „Pattsituation“, einen „eingefrorenen Konflikt“ oder nur eine „Übergangsphase des Krieges“? Der ukrainische Präsident Wolodymr Selenskyj ist eher ein Anhänger des letzteren. Er erklärte in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters: „Wir haben einen Plan. Wir haben sehr spezifische Städte, sehr spezifische Richtungen, in die wir uns bewegen. Ich kann Ihnen nicht alle Einzelheiten mitteilen, aber wir kommen im Süden langsam voran, und wir haben auch Fortschritte im Osten.“ (Quelle hier) Auch 2024 würden die ukrainischen Truppen weiter in der Offensive bleiben. 

Tatsächlich unterstützt auch Selenskyjs Armeechef Walerij Saluschnyj diese Sicht. Schlagzeilen machten vergangene Woche seine Aussagen, dass die ukrainische Sommeroffensive gescheitert sei und dass es absehbar kaum größere Veränderungen an der Front geben werde (wir berichteten hier). Was dabei in der Berichterstattung unterging: Saluschnyj bekräftigte, dass die ukrainischen Truppen weiter angreifen würden, um den russischen Streitkräften keine Zeit zu lassen, sich neu aufzustellen und weiter einzugraben. 

Jenseits der Wortklauberei lässt sich nach diesem Sommer sagen: Zwei Arten der Kriegsführung sind in der Ukraine gescheitert. Einerseits das eher vorsichtige Vorgehen der Ukraine im Süden des Landes, mit dem Verluste möglichst gering gehalten werden sollten. Andererseits die Großangriffe der Russen ohne Rücksicht auf Verluste in den vergangenen Wochen in Awdijiwka.

Wie die Armeen es auch machen, große Gebietsgewinne sind kaum noch möglich. Zu gut ist die Luftüberwachung auf dem Schlachtfeld, zu stark die jeweiligen Verteidigungsstellungen. Ein Ausweg? Nicht in Sicht. 

Die wichtigsten Nachrichten des Tages

  • US-Außenminister warnt Russland vor Transfer von Militärtechnologie an Nordkorea: Blinken sagt, er habe mit seinem südkoreanischen Kollegen Park Jin über weitere Maßnahmen gesprochen, den Druck auf Moskau zu erhöhen. Gegen Nordkorea bestehen bereits Sanktionen. Mehr hier.
  • Vor dem Hintergrund des Kriegsverlaufs hat der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba alle Forderungen nach Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland eine Absage erteilt. „Diejenigen, die behaupten, dass die Ukraine jetzt mit Russland verhandeln sollte, sind entweder schlecht informiert oder werden in die Irre geführt“, erklärte Kuleba am Donnerstag im Onlinenetzwerk X, vormals Twitter. Die Ukraine dürfe nicht „in diese Falle tappen“ und werde es auch nicht tun, fügte er hinzu. Mehr im Newsblog.
  • Der russische Politikwissenschaftler Vladimir Pastukhov sieht Putin „süchtig nach Krieg wie nach einer Droge“. Das sagte der wissenschaftliche Mitarbeiter am University College London in der YouTube-Show „Road Map“. Eine Fortführung des Krieges gegen die Ukraine sei entscheidend für den Erhalt Putins Regime in Russland. Denn ohne den Kriegszustand müsste sich das Land wieder auf „die normale innenpolitische Agenda konzentrieren“.
  • Die Luftwaffe wird sich ab Ende November mit Kampfflugzeugen am Schutz der Südostflanke der Nato beteiligen. Dazu sollte noch am Donnerstag ein Vorkommando nach Rumänien starten, wie der Deutschen Presse-Agentur in Berlin aus Sicherheitskreisen erklärt wurde. 
  • Nach der Empfehlung der EU-Kommission zur Aufnahme von Beitrittsverhandlungen der Europäischen Union mit der Ukraine hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ein Dekret zur Vorbereitung dieses Prozesses unterzeichnet. Das Präsidentenbüro berichtete am Mittwoch, die Regierung werde damit angewiesen, sich unter anderem mit der Angleichung der ukrainischen Gesetzeslage an das EU-Recht zu befassen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false