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Russische Soldaten an der Front in der Ukraine

© Imago/Sputnik/RIA Novosti

Ukraine-Invasion Tag 650: Wenn Schwerverbrecher aus der Ukraine nach Russland zurückkehren

Putin bedauert Gaslieferstopp nach Deutschland, Selenskyj will persönlich vor dem US-Senat um Hilfen bitten, Orban blockiert EU-Hilfen für Kiew. Der Überblick am Abend.

Seit die Söldner-Gruppe um den berüchtigten Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin aufgelöst ist, sind die im Dienst Moskaus kämpfenden Kriminellen aus dem Fokus der Öffentlichkeit geraten. Aber es gibt sie noch und das zu Tausenden. Inzwischen kämpfen sie nicht mehr für Wagner, sondern unter dem Namen „Sturm Z“ für das Verteidigungsministerium.

Die Truppen, die aus verurteilten Verbrechern bestehen, müssen die verlustreichen Infanterieangriffe in der Ukraine durchführen. Das Versprechen: Überleben sie sechs Monate an der Front, begnadigt sie Putin. Schätzungsweise 30.000 Ex-Häftlinge haben ihren Dienst in der Ukraine inzwischen geleistet und sind nun in Russland in Freiheit. Sie stehen damit häufig besser da als die regulären Soldaten, die nicht vom Frontdienst freigestellt werden. 

Mit den Rückkehrern gibt es in Russland, wenig überraschend, gravierende Probleme. So begingen sie einige der schwersten und brutalsten Verbrechen der letzten Zeit, wie das „Wall Street Journal“ berichtet (Quelle hier). Einer verbrannte seine Schwester im Schlaf, ein anderer erschoss wahllos Menschen in einem Café. Wieder ein anderer tötete sechs Menschen und zündete dann ihr Haus an, um die Spuren zu verwischen. Vorher hatte er sie als Ukrainer beschimpft. Schlagzeilen machte auch der Fall eines Kannibalen, der aus der Ukraine nach Russland zurückkehrte.

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Der Kreml will laut Putins Sprecher Dmitri Peskow trotzdem an der Praxis festhalten. Peskow sagte kürzlich, die Verbrecher würden für ihre Taten mit ihrem Blut an der Front büßen. Sämtliche Akten über ihr kriminelles Vorleben werden bei ihrer Rückkehr gelöscht. 

Die wichtigsten Nachrichten des Tages

  • Orban fordert Streichung der Ukraine-Beschlüsse: Im Streit mit der Europäischen Union legt der ungarische Premier nach. In einem Brief spricht er sich klar gegen Pläne für den anstehenden EU-Gipfel aus, die für die Ukraine sehr bedeutsam sind. Mehr hier.
  • Putin droht Lettland nach Ausländerrechtsreform: Etwa jeder vierte Bürger in dem kleinen Baltenstaat hat russische Wurzeln. Weil diese Minderheit diskriminiert werde, kündigt der Kremlchef einen neuen Kurs gegenüber dem EU- und Nato-Land an. Mehr hier.
  • Der Zoll in Finnland verdächtigt zwei heimische Unternehmen, EU-Sanktionen umgangen und Drohnen und andere Militärgüter im Wert von mehr als drei Millionen Euro nach Russland exportiert zu haben. „Alles in allem gibt es sechs Verdächtige, von denen einer bereits seit September inhaftiert ist“, teilte die Behörde am Dienstag mit. Demnach gelangten rund 3500 Drohnen nach Russland. Mehr im Newsblog.
  • In der Ukraine ist im Zusammenhang mit der Beschaffung von Waffen für die Armee eine Untersuchung zu möglichen Unregelmäßigkeiten eingeleitet worden. Es gebe „mehrere Verfahren im Zusammenhang mit Waffenkäufen“, sagte der Leiter der Ermittlungsbehörde gegen Korruption (SAP), Oleksandr Klymenko, am Dienstag vor Journalisten.
  • Wie die ukrainische Tageszeitung „Kyiv Independent“ berichtet, will Finnland seine Produktion von Artilleriemunition in den nächsten Wochen erhöhen, um die Ukraine damit zu bewaffnen. Die Zeitung beruft sich auf ein Interview mit dem finnischen Verteidigungsminister Antti Hakkanen in der finnischen Zeitung „Iltalehti“. Finnland plane, einen zweistelligen Millionenbetrag zu investieren, um die Produktion zu steigern, sagt der Minister.
  • Bei russischen Angriffen auf das Stadtzentrum von Cherson im Süden der Ukraine sind nach ukrainischen Angaben am Dienstag zwei Menschen getötet worden. Die russische Armee habe das Stadtzentrum von Cherson am Morgen „gnadenlos“ beschossen, teilte der Gouverneur der Region Cherson, Oleksandr Prokudin, mit. Rettungskräfte hätten am Angriffsort zwei Tote gefunden, ein 59-jähriger Mann sei ins Krankenhaus eingeliefert worden.
  • Irans Präsident Ebrahim Raisi und Kremlchef Wladimir Putin wollen am Donnerstag in der russischen Hauptstadt Moskau zu Gesprächen zusammenkommen. Es sei ein Austausch zur wirtschaftlichen Zusammenarbeit der beiden Länder und Gespräche über die Entwicklungen im Gazakrieg vorgesehen, berichtete die iranische Nachrichtenagentur Tasnim am Dienstag. Raisi werde von einer Delegation begleitet, hieß es weiter. 
  • Die russische Luftverteidigung hat nach Angaben der Regierung in Moskau in der Nacht und am frühen Dienstagmorgen insgesamt 41 ukrainische Drohnen abgeschossen. 26 der Drohnen seien über russischem Territorium zerstört worden, teilt das Verteidigungsministerium auf Telegram mit. 15 weitere seien über dem Asowschen Meer und der Halbinsel Krim abgefangen worden. 
  • Die russischen Streitkräfte intensivieren nach ukrainischen Angaben ihre Angriffe auf die zerstörte Stadt Awdijiwka. „Gestern und heute haben wir eine erhebliche Zunahme des Artilleriebeschusses ... und eine große Zahl von Mörsergranaten“, sagt Vitali Barabasch, Leiter der Militärverwaltung von Awdijiwka, im staatlichen Fernsehen.
  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj will sich nach Angaben aus Washington persönlich an den US-Senat wenden, um die Dringlichkeit weiterer US-Hilfen für sein Land deutlich zu machen. Selenskyj werde am Dienstag per Video in eine nicht-öffentliche Sitzung der Senatorinnen und Senatoren zugeschaltet, kündigte der demokratische Mehrheitsführer in der Parlamentskammer, Chuck Schumer, am Montagabend (Ortszeit) an. Er bitte alle, an diesem „wichtigen Briefing“ teilzunehmen.
  • Russlands Präsident Wladimir Putin hat gegenüber dem neuen deutschen Botschafter in Moskau, Alexander Graf Lambsdorff, sein Bedauern über Deutschlands Abkehr von russischem Gas geäußert. „Mehr als ein halbes Jahrhundert lang konnten wir mit Deutschland einen pragmatischen Geschäftsansatz entwickeln, der für unsere beiden Länder und den gesamten europäischen Kontinent angenehm war“, sagte der Kremlchef bei einer Zeremonie zur Vereidigung neu ernannter ausländischer Botschafter in Moskau. „Unser Land hat Deutschland ununterbrochen mit ökologisch sauberem Gas versorgt“, sagte Putin. Diese Partnerschaft sei durch die Explosion an der Nord-Stream-Pipeline „buchstäblich in die Luft gesprengt“ worden, fügte er hinzu.

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