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Wo bitte geht’s zur Pointe? Ruben Östlund beim Talents-Workshop „Seriously Funny: A Good Laugh with Ruben“.

© dpa/Monika Skolimowska

73. Berlinale: Spoilern bitte!

Beim Talents-Talk mit Ruben Östlund verrät der Regisseur von „Triangle of Sadness“ schon mal Pointen aus seinem nächsten Film.

Wissen alle, was ein „Spoiler alert“ ist? Nun, to spoil bedeutet auf Englisch soviel wie „verderben“. Einen „Spoiler-Alarm“ stellt man einem Text voran, wenn der etwa überraschende Wendungen eines Films verrät. Im Gespräch mit dem schwedischen Regisseur Ruben Östlund schlägt „Berlinale Talents“-Chef Florian Weghorn vor, die gesamte Veranstaltung am besten in „Spoiler alert“ umzubenennen. Wer diesen Text weiterliest, sei also gewarnt.

Der Talk, der im Rahmen der Talents-Workshops für den Nachwuchs stattfindet, trägt den Titel „Seriously Funny“. Schließlich sind Östlunds Arbeiten tatsächlich ziemlich witzig. Gleichzeitig haben sie stets einen schmerzlich ernsthaften Hintergrund.

Filme wie „Höhere Gewalt“, „The Square“ und „Triangle of Sadness“ (mit den letzteren gewann er Goldene Palmen in Cannes) schaut man mit einem Lachen im Hals und einem Krampf im Magen. So unerbittlich legen sie die Mechanismen menschlichen Miteinanders frei – vor allem das Scheitern des Einzelnen innerhalb des sozialen Geflechts. Wie sehr Östlund damit einen Nerv trifft, zeigt sich schon daran, dass die High-Society-Farce „Traingle of Sadness“ nach wie vor im Kino gut läuft – vier Monate nach dem Filmstart.

Das Hebbel am Ufer, Schauplatz des Gesprächs, ist pickepackevoll. Rund 200 junge Filmschaffende aus aller Welt hat das „Talents“-Programm dieses Jahr nach Berlin geführt. Beinahe alle sind am Montag ins HAU gekommen, sie klatschen und jubeln schon, als der 48-Jährige die Bühne betritt.   Tatsächlich gilt es in den ersten 35 Minuten der anderthalbstündigen Veranstaltung, einfach nur zuzuhören. Auch Moderator Weghorn sitzt und schaut, während Östlund von seinem nächsten Projekt berichtet, gestikulierend und mit jugendlich anmutender Energie von einem Fuß auf den anderen wippend. Neue Projekte, erzählt er, pitcht er hunderte Male, behelligt Kolleg:innen, Freund:innen, Journalist:innen damit, auch seine Studierenden an der Filmhochschule Göteborg. So liefert er seine Idee schon früh einem Publikum aus. „Ich will mich zwingen, tiefer hineinzugraben und mehr und mehr Schichten freizulegen“, so Östlund auf Englisch, mit leicht schwedischem Akzent.

Also nichts wie ran ans Spoilern: Sein nächster Film wird zu 90 Prozent in einem Flugzeug spielen. Ein 17-Stunden-Flug über den Ozean – und dann funktioniert das Unterhaltungsprogramm nicht. Keine Filme, keine Musik, die Nerven liegen blank. „Wir haben ein echtes Problem damit, allein mit unseren Gedanken zu sein“, sagt der Regisseur. 

Mit seinen Figuren kennt er keine Gnade: Von der ersten Szene an soll klar sein, dass die Maschine am Ende abstürzt. Dazwischen jede Menge kleine menschliche und unmenschliche Dramen, die Stichpunkte dazu sammelt er auf seinem Handy. „Ich finde es super interessant zuzusehen, wie wir vom Moment der größten Hoffnung in die tiefste Verzweiflung verfallen“, sagt Östlund.

Östlund ist nicht nur bereit, seine Ideen mit dem Publikum zu teilen und konkrete Tipps zu geben – samt der Mail-Adresse seiner Casting-Agentin. Er bittet die angehenden Kolleg:innen auch um Anregungen zu seinem Projekt. Ob er nicht Angst habe, dass jemand im Saal ihm seinen Stoff stehlen könne, will Weghorn wissen. Darauf Östlund: „Wir werden sehen, wer den besseren Film macht.“

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