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Ulrich Khuon

© Klaus Dyba

Abschied eines Anstifters: Deutsches Theater, groß und klein

Nach 14 Jahren endet die Intendanz von Ulrich Khuon am Deutschen Theater Berlin. Er war ein Ermöglicher und Ruhepol in einer zunehmend hektischeren Branche.

Eine Kolumne von Rüdiger Schaper

Die Sommerpause im Theater fühlt sich immer komisch an. Man erinnert sich an Höhepunkte der Saison, trauert verpassten Chancen und Aufführungen nach, wie im richtigen Leben, das ja auch nie ganz richtig läuft und sich nach Ferien sehnt. Für Ulrich Khuon werden sie diesmal wohl etwas länger ausfallen: Er hat nach vierzehn Jahren die Intendanz des Deutschen Theaters abgegeben.

Für Berliner Verhältnisse ist das eine ordentliche Zeitspanne. Claus Peymann hat das BE achtzehn Jahre lang geleitet, Castorf war noch länger Chef der Volksbühne, und Thomas Ostermeier führt die Schaubühne seit 1999, rekordverdächtig.

Ulrich Khuon, zwischendurch auch Präsident des Deutschen Bühnenvereins, ist von anderer Art. Nicht der regieführende Intendant, auch kein Schlagzeilenmacher oder Blechtrommler. Vielmehr ein Ermöglicher, ein Ruhepol in einer zunehmend hektischeren und kurzlebigeren Branche.

Natürlich stand er mit seinem DT in der Kritik. Das gehört zum Alltag und hat in diesem Fall auch damit zu tun, dass das Deutsche Theater das Deutsche Theater ist. Ein Haus mit gewaltiger Geschichte. Wer hier anheuert, wird mit vielerlei Ansprüchen konfrontiert, auch unerfüllbaren.

Zu Ulrich Khuons 70. Geburtstag vor zwei Jahren hat der Schauspieler Ulrich Matthes seinem Intendanten im Tagesspiegel gratuliert. Man liest es jetzt gern noch einmal nach: „Er bemüht sich für unser Theater um etwas, das auch ich künstlerisch wie politisch wichtig finde: ganz unterschiedliche Stimmen zu entdecken, zu fördern und kritisch zu begleiten.

Ob dies nun Regisseure, Schauspieler oder Autoren sind. Die Vielfältigkeit, die sich in unserer Gesellschaft immer mehr ausprägt mit ihren unterschiedlichen Menschenmöglichkeiten und Biografien, zeigt sich eben auch in unserem Spielplan, den sehr verschiedenen Regiehandschriften, den Schauspieler-Individualitäten.“

Iris Laufenberg, Ulrich Khuons Nachfolgerin am DT, hat sich ausdrücklich bei ihm bedankt für den fairen und verantwortungsvollen Übergang. Einen kompletten Abschied wird es nicht geben. Laufenberg führt die von Khuon ins Leben gerufenen „Autor:innentheatertage“ weiter und wohl auch das Festival „Radar Ost“. Damit ist viel gesagt. Und viel getan über Jahrzehnte. Khuon kam von Konstanz über Hannover und Hamburg nach Berlin. Er ist deutsches Theater in Person.

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