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Blandine Lenoirs „Angry Annie“ mit Laure Calamy.

© Aurora Films/Local Films

Annie, Eren, Masha und die anderen: Das Berliner Filmfestival FrauenWelten

25 Beiträge umfasst das Berliner Festival mit Filmen zum Thema Frauenrechte. Zur Eröffnung läuft das französische Abtreibungsdrama „Angry Annie“

Blanquita, Elaha, Eren, Lori und Vic: Beim Blick auf das Programm der 23. Ausgabe des Berliner Festivals FrauenWelten fällt auf, wie viele Filme Namen im Titel tragen. Ob „Angry Annie“, „Becoming Giulia“ oder „Dear Masha“, schon mit den Titeln wird deutlich, wie sehr Frauen bis heute Einzelkämpferinnen sind, wenn es um ihre Rechte geht.

Wobei viele Geschichten auch davon erzählen, welche immensen Folgen das Schicksal einer einzelnen Frau (wie der Iranerin Masha Amini) oder eben das mutige Handeln einzelner haben kann – und wie Frauen sich verbünden, um Missstände gemeinsam zu beheben.

Zur Eröffnung des von Terre des Femmes veranstalteten Festivals mit Filmen zum Thema Menschenrechte für Frauen (25. Oktober bis 1. November) wird im Kino in der Kulturbrauerei das französische 70er-Jahre-Drama „Angry Annie“ gezeigt. Die Fabrikarbeiterin Annie (Laure Calamy), Mutter zweier Kinder, wird ungewollt schwanger. Hilfe erhält sie von der Initiative MLAC für freie Abtreibung und Verhütung, der sie sich anschließt, als eine Nachbarin bei einem eigenen Abtreibungsversuch stirbt.

Wir arbeiten illegal, aber nicht heimlich, heißt es einmal. Denn dem MLAC gelingt es im Verbund mit engagierten Ärzt:innen und prominenten Fürsprecher:innen, dass das Recht auf Schwangerschaftsabbruch in Frankreich im Gesetz verankert wird.

„Angry Annie“ setzt die kleine Serie jüngerer Filme fort, die schildern, wie Frauen auch in der westlichen Welt nicht über ihren Körper verfügen durften und dürfen. Dazu zählen Eliza Hittmans „Niemals Selten Manchmal Immer“, die Annie-Ernaux-Adaption „Das Ereignis“ und das US-Historiendrama „Call Jane“.  

Blandine Lenoirs konventionell inszenierter Film entwickelt dort seine größten Stärken, wo Sprechtabus aufgekündigt werden und die Frauen sich erst beklommen, dann immer munterer über Vagina und Uterus, Sex und Abtreibungsmethoden austauschen. Großartig: ein TV-Dokument mit dem Filmstar Delphine Seyrig, die kämpferisch-wütend eine Talkrunde sprengt.

Zu den Schwerpunkten des Festivals mit insgesamt 25 Beiträgen zählen weibliche Selbstbestimmung und – unter dem Motto „Stell dich nicht so an“ – sexualisierte und häusliche Gewalt. Ein leider weltweit virulentes Thema, wie etwa das chilenische Drama „Blanquita“ beweist. Eine 18-jährige Mutter soll als Zeugin gegen Geschäftsleute und Politiker auftreten, denen Missbrauch und Zwangsprostitution vorgeworfen werden.

Zudem werden in mehreren Dokumentarfilmen Aktivistinnen gewürdigt, wie die türkische Menschenrechtsanwältin Eren Keskin, der als angeblicher Staatsfeindin lebenslange Haft droht, oder die Filmemacherin Helke Sander, Pionierin der deutschen Frauenbewegung. Zum umfangreichen Diskussions- und Rahmenprogramm zählen zwei Stadtspaziergänge zur Frauengeschichte in Berlin, in Kooperation mit „Frauentouren“.

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