Einst wurden sie als engelsgleiche Wesen geliebt, heute sind sie die Stars der internationalen Klassikszene: Sänger, deren Stimme höher hinaus reicht, als man das einem Mann zutrauen mag. Countertenöre haben mit dem Siegeszug der Barockoper die Bühnen erobert und die Tenöre in die zweite Reihe verwiesen.
Alle Artikel in „Kultur“ vom 27.02.2000
Misstrauen gegenüber der eigenen Sichtweise schadet selten. Auch in der modernen Kunst nicht, wie eine Ausstellung in der Frankfurter Schirn zeigt, die mit 110 Bildern erstmals einen umfassenden Einblick in die japanische Malerei zwischen 1910 und 1970 gewährt.
"Du bist von dieser Erde nicht", sang Jochen Kowalski und griff damit den vielen Blumensträußen, dem Blitzlicht und dem Fußgetrommel seiner Fans voraus. Kowalski ist Kult, mit einer Anhängerschaft, die sich zur offenen Verehrung des Sängers bekennt.
Mit dem zweiten Buch hat es oft eine eigene Bewandtnis: Nach der Energie, die den Erstling hervorgebracht hat, fehlt es an sicherer Konzentration. Der Nachfolger verleppert sich im Wiederholungszwang.
Der Ehemann, seine Bienen und die abgefackelte Datsche: 40 Jahre Leben in der Keksdose. Beseelt lächelnd streckt das liebe Muttchen in der Imkerkleidung ihre bunte Dose immer wieder den anderen vier Frauen entgegen, die sich auf eine Seebrücke am Meer zurückziehen wollten.
"Dilettantismus ist scheußlich", schreibt der 25jährige Hans Magnus Enzensberger 1955 an Walter Höllerer. Denn Schibboleth ist, da muss er sich nach einem Blick ins Lexikon korrigieren, sächlich und wird auf der zweiten Silbe betont.
Lange war unklar, ob Henry Kissinger nach zwei bereits erschienenen Memoirenbänden noch einen - angekündigten - dritten wirklich folgen lassen würde. Achtzehn Jahre hat sich der ehemalige US-Außenminister für dieses Projekt Zeit genommen.
Ein kleiner dicker Mann in Kanada, so heißt es gallig immer wieder, treibt mit seinen Andeutungen, Enthüllungen, Verdächtigungen eine große deutsche Volkspartei vor sich her. Das sei unerträglich, das habe auch der große dicke Mann nicht verdient.
Was ist noch real, fragt sich die Generation, die im Informationszeitalter aufgewachsen ist. Jan Pusch lässt seine Tänzer in dem Stück "Wish I was real", das gerade auf Kampnagel in Hamburg Premiere hatte und nun im Theater am Halleschen Ufer zu sehen ist, gegen das Gefühl des Realitätsverlusts antanzen.