zum Hauptinhalt
Franz Xaver Kroetz

© picture alliance / Ursula Düren/dpa

Bayerische Akademie: Wenn alte weiße Männer zu viel zanken

Franz Xaver Kroetz trat aus der Bayerischen Akademie der Schönen Künste aus, um gegen einen Auftritt von Chris Dercon zu protestieren. Seither kommt die Institution nicht mehr zur Ruhe.

Ein Kommentar von Gabi Czöppan

Sein Austritt erfolgte überraschend: In einem wütenden Brief schmiss Franz Xaver Kroetz seine Mitgliedschaft in der Bayerischen Akademie der Schönen Künste hin. Dem Dramatiker und Schauspieler missfiel der Redner im Jubiläumsjahr der Institution, die in diesem Jahr ihr 75-jähriges Bestehen feiert: Chris Dercon von der Pariser Fondation Cartier pour l’Art Contemporain.

Kroetz verbindet mit dem Namen des Belgiers „vor allem die finanzielle und künstlerische Vernichtung der Berliner Volksbühne“, heißt es im Brief. Der 77-Jährige wolle mit seinem Namen „für unser Theatersystem stehen und nicht für seine Vernichtung, denn dieses ist mir – auf gut bayrisch – beim Arsch lieber als ein internationaler, sündteurer und wurzelloser Gastspielzirkus“.

Alles nur ein Missverständnis, wiegelte Stefan Hunstein, der Direktor der Akademiesektion „Darstellende Kunst“ ab. Dercon trete gar nicht zum 75-jährigen Bestehen der Institution auf, sondern sei Redner zur Jahresversammlung der Akademie. Und turnusmäßig käme da ein Vertreter aus dem Bereich der Bildenden Kunst zu Wort, so der Schauspieler Hunstein, der auch bildender Künstler ist. Kroetz‘ Austritt bedauere er zutiefst.

Nur: Jahresversammlung und Jubiläumsfest werden an zwei aufeinander folgenden Tagen, am 6. Und 7. Juli, gefeiert, beides sind öffentliche Veranstaltungen. Einziger externer Redner ist Chris Dercon. Das Thema des 64-Jährigen, dessen Karrierestationen vom Münchner Haus der Kunst und der Londoner Tate Modern über die Berliner Volksbühne bis zum staatlichen Pariser Grand Palais und jetzt der privatwirtschaftlich finanzierten Fondation Cartier reichen: „Die möglichen Leben der Museen in schwierigen Zeiten. Wie sieht es in Paris aus?“. 

Die Akademie versteht sich als „oberste Pflegestelle der Kunst“, diskutiert werden soll hier gesellschaftliche Gegenwart. Mehr davon hätte man sich für das Programm zum 75. Geburtstag der Akademie gewünscht, auch kontroverse Debatten darüber. Die Institution ist, zumindest in ihrer Administration, ein Club der alten weißen Männer.

Direktor Winfried Nerdinger, emeritierter Architekturhistoriker, ist 78. Geleitet werden die fünf Sektionen für Musik, Theater, Film, bildende Kunst und Literatur von fünf Männern, der jüngste ist 64. Und nicht einmal ein Drittel der ordentlichen Mitglieder sind Frauen – ihr Anteil liegt bei 28 Prozent. Immerhin: Kroetz macht mit seinem Austritt Platz für jüngere, weibliche Mitglieder.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false