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Sol Gabetta wurde 1981 in Argentinien geboren und unterrichtet Cello an der Musik-Akademie Basel.

© dpa

Beseelte Beseelte Augenblicke des Glücks: Die Staatskapelle mit Sol Gabetta

Für ihr Sommerkonzert hat sich die Staatskapelle ein eigenwilliges Programm ausgesucht. Die Cellistin Sol Gabetta strahlt da umso heller.

Mit einem ungewöhnlichen Programm hat sich die Staatskapelle am Samstag in die Sommerpause verabschiedet: zwei Ballettsuiten, dazu das trotz des leidenschaftlichen Einsatzes von Jaqueline du Pré selten gespielte und weithin unbekannt gebliebene Cellokonzert von Edward Elgar. Dabei handelt es sich um ein spätromantisches Stück aus Elgars letzter Schaffensphase, es lebt vor allem von seinem einprägsamen Hauptthema, das zunächst das Orchester einführt, bevor das Soloinstrument übernimmt. 

Charaktervoll und gesanglich

Sol Gabetta veredelt alles, auch die weniger aufregenden Stücke. Der Strich der Argentinierin ist unglaublich charaktervoll, von wundersamer Gesanglichkeit und Kantabilität – doch nicht nur die schwelgerischen Momente werden bei ihr zu beseelten Augenblicken des Glücks, sie behält auch später, wo Passagen teuflisch kleiner Sechzehntel-Figurationen zu bewältigen sind, stets souverän den Überblick. Ihr zur Seite steht mit Edward Gardner ein Dirigent mit äußerst eleganter Gestik, sehr rücksichtsvoll und doch dezidiert und bestimmt, wenn es darum geht, die Einsätze anzuzeigen. 

Elgar hat das Ende der 200-jährigen Phase nach dem Tod von Henry Purcell eingeläutet, in der man auf der Insel anderes zu tun hatten, als ambitionierte Musik zu schreiben (und nein, Händel war kein Engländer). Der wirkliche Durchbruch kam dann bekanntlich nach dem Zweiten Weltkrieg, mit Benjamin Britten – eine andere Liga, das hört man sofort. Von ihm erklingt an diesem Abend die ebenfalls ziemlich unbekannte Ballettmusik zu „The Prince of the Pagodas“, von Edward Gardner zu einer Suite zusammengestellt.

Den Inhalt des Balletts zu referieren, würde hier den Rahmen sprengen, aber es ist in einem „Reich der Mitte“ angesiedelt, wohl China, und das Bemerkenswerte ist, dass sich Britten hier eines reichhaltigen Repertoires fernöstlicher, balinesischer Klangeffekte bedient, die er allerdings ausschließlich mit dem Instrumentarium eines europäischen Symphonieorchesters herstellt, mittels Xylophon, Tamburins, Triangel, Celesta oder Harfe. 

Béla Bartóks Ballettpantomime „Der wunderbare Mandarin“ suggeriert zunächst, dass sie ebenfalls in China spielen würde, tatsächlich geht es aber um das Gauner- und Mördermilieu einer westliche Großstadt, um Rinnstein, Rauch und Schmutz, die 20er Jahre und Al Capone lassen grüßen. Bartók hat hier äußerst expressive Musik komponiert, voller brutaler Motorik, rohem Blech, ohrenausputzendem Volumen – was von der Staatskapelle auch mitreißend umgesetzt wird, bis hin zum von einem völlig erschöpften Gardiner dirigierten Tutti-Knalleffekt am Ende.

So schafft es der Abend doch noch, sich aus zähem Beginn zu einem Höhepunkt zu schrauben. Trotzdem: Suiten aus Balletten, deren Handlung man nicht kennt und deren Geschehen man auch nicht visuell verfolgen kann, sind ein bisschen wie Filmmusik – als Konzertrepertoire bleiben sie schwierig und unbefriedigend. 

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