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Nan Goldin, fotografiert von Birgit Kleber.

© Birgit Kleber/Kehrer Verlag

Bildband „Photographers“ von Birgit Kleber: Ganz tief blicken lassen

Birgit Kleber ist eine Meisterin der Close-Up-Fotografie. Für ihr Buch „Photographers“ hat sie mehr als hundert Fotograf:innen porträtiert.

Kann man Blickkontakt herstellen mit einer Fotografie, geht das? Auf den Porträts, die Birgit Kleber macht, scheint diese Illusion wahr zu werden. Weil die Menschen, die wir auf ihren Fotos anschauen, intensiv zurückschauen. So sieht es jedenfalls aus. Die Schärfe liegt auf den Augen, in ihnen bündelt sich das Licht, das meist aus einem gegenüberliegenden Fenster fällt.

Shirim Neshat, fotografiert von Birgit Kleber.

© Birgit Kleber/Kehrer Verlag

Birgit Kleber ist eine Meisterin des Close-Up-Porträts. Jetzt hat die Berliner Fotografin, die lange auch für den Tagesspiegel gearbeitet hat, ein beeindruckendes Buch veröffentlicht. „Photographers“ versammelt mehr als hundert Aufnahmen, die Kleber in den letzten dreißig Jahren von Fotografinnen und Fotografen gemacht hat. Es gebe „keine vergleichbare systematische Werkgruppe“, schreibt der Kunsthistoriker Matthias Harder im Vorwort.

Alle Fotos sind schwarz-weiß, jedes entfaltet eine eigene Aura. Neugierig und sehr wach blickt der Ire Richard Mosse auf dem Buchcover, seine Augen wirken beinahe kugelförmig. Shirim Neshat zeigt ein minimales Lächeln, unter ihre Augen hat sie dicke Kajalstiftstriche gesetzt.

Nan Goldin posiert trotzig-kämpferisch, der streng gescheitelte Kriegsfotograf James Nachtwey erscheint tiefenentspannt. Magnum-Meister René Burri trägt seinen obligatorischen Hut, Gisèle Freund fasst sich ans Kinn. Beide gehören zu den nicht wenigen Porträtierten, die inzwischen verstorben sind.

Birgit Kleber, 1956 in Hannover geboren, hatte nach ihrer Ausbildung zur Fotografin als Redakteurin für eine Frauenzeitschrift gearbeitet. Während eines Aufenthaltes in den USA besuchte sie 1981 Workshops von Lotte Jacobi und Berenice Abbott in San Francisco. Es folgten Regieassistenzen und Setfotografie bei Film und Fernsehproduktionen.

James Nachtwey, fotografiert von Birgit Kleber.

© Birgit Kleber/Kehrer Verlag

Seit 1985 ist Kleber freiberuflich Fotografin und Künstlerin. Ihre Arbeiten wurden in übe dreißig Einzelausstellungen gezeigt, zuletzt 2019 im Filmmuseum in Frankfurt am Main, 2020 in der Helmut Newton Foundation Berlin und 2021 im Haus am Kleistpark.

 Gisèle Freund, fotografiert von Birgit Kleber.

© Birgit Kleber/Kehrer Verlag

„Man kann sich vor Klebers Kamera nicht verstecken“, konstatiert Harder. Er erkennt Parallelen zum neusachlichen, Berufsgruppen systematisch abbildenen Werk von August Sander und zu Stefan Moses, der prominente Deutsche im Wald fotografierte. Birgit Kleber, keine Frage, lässt tief blicken.

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