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Vielleicht verliebt: Robert (Timocin Ziegler) und Leni (Thea Ehre).

© Heimatfilm

„Bis ans Ende der Nacht“ bei der Berlinale: Verdeckte Gefühle

Ein Thriller wird zum Melodram: Christoph Hochhäuslers „Bis ans Ende der Nacht“ spielt im Frankfurter Drogenmilieu.

Verlorene sind sie und müssen Verliebte spielen. Wie ein perfektes Paar sollen sie wirken, um das Vertrauen eines Großdealers zu gewinnen. Robert Demant ist verdeckter Ermittler, Leni Malinowski hieß mal Lennert und lebt inzwischen als Frau. Robert findet: „Du kannst nicht lügen, dir kann man nicht glauben.“

Was wohl wahr ist, schließlich hält sie sich nicht allzu akkurat an die Legende, mit der ihre Figuren ausgestattet wurden. Haben sie sich in Hamburg kennengelernt oder in Hannover? Er arbeitete als Koch in einem italienischen Restaurant, sie beschwerte sich über ihr Essen, woraus ein Wortgefecht entstand, das so eskalierte, dass er gefeuert wurde. Leni erzählt die Geschichte zweimal, mit voneinander abweichenden Details. Der Kriminelle zweifelt trotzdem nur ein bisschen.

Kinofilme über verdeckte Ermittlungen gibt es viele, es handelt sich um ein eigenes Untergenre. Aber Christoph Hochhäuslers Film „Bis ans Ende der Nacht“, der letzte von fünf deutschen Beiträgen im Berlinale-Wettbewerb, schlägt einen eigenen Weg ein. Er hält sich an die Gesetze des Genres und lädt den Thriller melodramatisch auf. Die Spannung, die daraus erwächst, ist auch den Hauptdarstellern Timocin Ziegler und Thea Ehre zu verdanken.

Robert wirkt kaputt und haltlos, Leni kommt aus dem Gefängnis, wo sie einsaß, weil sie Drogen verkauft hatte. Sie brauchte Geld für eine Hormonbehandlung, „zwei Jahre für falsche Titten“, höhnt er. Ihre Beziehung mag fingiert sein, doch einige Gefühle, die entstehen, als sie einander umkreisen, sind möglicherweise echt.

Der Krimi des Berliner Regisseurs spielt in Frankfurt am Main, der Wirtschaftsmetropole, in der auch Verbrecher visionär denken. Robert und Leni begegnen ihrer Zielperson beim „Tanz-Roulette“ in einer Tanzschule. Früher ein Star-DJ, vertreibt Victor (Michael Sideris) nun Betäubungsmittel auf einer Online-Plattform namens „Slowdive“.

Mit den lokalen Drogen-Kartellen liegt er im Krieg, seine Einstellung zum Leben ist fatalistisch: „Das Paradies ist ein Scheiß. Irgendwann kriegen sie jeden.“ Robert wird sein Fahrer. Der Vorgänger wurde erschossen. Unheil liegt in der Luft, die Kamera (Reinhold Vorschneider) ist in ständiger Bewegung. Sie gleitet durch Straßen und Parkhäuser, auch bei Gesprächen im Wohnzimmer kommt sie nicht zur Ruhe.

Zum Soundtrack gehören Chansons von Zarah Leander, Evelyn Künneke und Hildegard Knef. Eine Verfolgungsjagd ist mit Howard Carpendales Soul-Schlager „Du hast mich“ unterlegt. Leni träumt davon, Sängerin zu werden. „Schönes Mädchen ist ach so traurig / Schönes Mädchen hat Herz so schwer“, singt sie, auf dem Fußboden hockend und sich dazu auf dem Keyboard begleitend. Verliebt hat Robert sich in ihre Stimme.

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