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FILE PHOTO: Mick Jagger, Ronnie Wood and Keith Richards of The Rolling Stones perform in Belgium as part of their "Stones Sixty Europe 2022 Tour", in Brussels, Belgium, July 11, 2022. REUTERS/Yves Herman/File Photo

© REUTERS/YVES HERMAN

Die Beatles, die Stones und Madonna: Wie es um die Gegenwärtigkeit von Pop bestellt ist

Retrozauber: Die Popmusik war noch nie so ausdifferenziert wie heutzutage – und doch dreht sich in der Aufmerksamkeitsökonomie alles um die ewigen Überbands.

Ein Kommentar von Gerrit Bartels

Momentan ist Madonna mal wieder in aller Munde hierzulande, überhaupt in Europa. Zwei Shows hat die Queen of Pop in Köln gespielt, beide sollen ganz gut und alles andere als peinlich gewesen sein. Zwei weitere in Deutschland stehen noch an, beide Ende November in Berlin.

Das letzte neue Album von Madonna ist zwar vor über vier Jahren erschienen, „Madame X“. Das aber spielt bei einer Popkünstlerin ihrer Größenordnung keine Rolle mehr: Ihr Werk ist ein großes, kanonisiertes, es gehört zur Pop-Klassik.

Pop will eat itself

Vermutlich wird Madonna mit ihren 65 Jahren von nun an nichts anderes mehr tun, als dieses Werk umsichtig auf Tourneen zu verwalten.  Dagegen spricht überhaupt nichts, außer die Regeln der Aufmerksamkeitsökonomie: Wenn Madonna auf Tour ist, sind alle Augen auf sie gerichtet. Dann spricht alle Welt von ihr und beispielsweise nicht von dem superschönen Album einer Romy.

Überhaupt hat man den Eindruck, dass im Popjahr 2023 die Uhren sehr weit zurückgestellt wurden und Pop ein einziger Retrozauber ist.

Zum einen war eins der ultimativen Ereignisse dieses Jahres das neue Album der Rolling Stones, „Hackney Diamonds“. Das weniger, weil es das erste Album der Stones mit neuen Songs seit fast zwanzig Jahren war. Sondern vielmehr: Weil es nun einmal die Rolling Stones sind. Bei denen ist es auch egal, dass ihre neuen Songs dem Pop nicht mehr so viel geben.

Das andere ultimative Ereignis war die vermeintlich allerallerletzte Single der Beatles, „Now and Then“, ein wiederentdecktes Songfragment von John Lennon, das mithilfe von KI ton- und charttauglich gemacht wurde.      

Dem Pop das Mark aus den Knochen sauegn

„The Beatles and the Stones sucked the marrow out of bones“, sang schon 1990 die britische Band House of Love. Und: „The Beatles and the Stones made it good to be alone“. Eine naturgemäße Verkennung der Zukunft.

Das Mark des Pop-Knochen, es wird weiterhin ordentlich von den beiden Überbands der Popgeschichte gesaugt. Madonna oder auch die ewigen Depeche Mode sind im Vergleich dazu geradezu Zwerge, letztendlich Jungspunde. Und House of Love, klar, nicht mehr als eine Fußnote in der Popgeschichte.

Now and then, the Beatles and the Stones., now and then …   

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