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Alicia Keys und Usher

© IMAGO/USA TODAY Network/IMAGO/James Lang

Die Superbowl-Halftimeshow: Hauptsache bunt, durcheinander und drüber

Pop will eat itself: Der R&B-Musiker Usher und sein Las-Vegas-Varieté-Auftritt bei der Halbzeitpause des Superbowl-Endspiels.

Ein Kommentar von Gerrit Bartels

Es gab bei dieser Superbowl-Halbzeitshow von Usher tatsächlich auch einmal eine Verschnaufpause, einen Moment des Innehaltens. Als nämlich Alicia Keys ganz in Rot und von einer virtuellen roten Schleppe umweht an einem roten Klavier Platz genommen und ganz allein ihren Song „If I Ain’t Got You“ angestimmt hatte. Damit hatte es sich aber wieder, als Usher dazu kam, um mit ihr in doch reichlich überkommener R&B-Tradition das gemeinsame Stück „My Boo“ zu performen, mit allem, was dazu gehört: von Ushers Hand auf ihrer Hüfte über die gespielte Laszivität bis zur Umarmung von hinten. 2004, das Jahr, aus dem der Song stammt, ist eben eine Ewigkeit her.

Der Rest war vor allem ein überdimensioniertes Spektakel. Dabei schien der weiß gewandete Usher bis auf den Gruß an seine Mutter und seinen Oberkörperstrip des Öfteren mal verloren zu gehen, neben unzähligen, unterschiedlich kostümierten Tänzern, Rollschuhfahrern, einer College-Bläserband, diversen Gaststars und anderem Tralala. Las Vegas, wo Usher in den letzten Monaten Resident-Musiker war, lässt grüßen. Eine Varietyshow, das hat er gelernt.

Das hatte vergangenes Jahr mit Rihanna sehr viel mehr Stringenz. Doch fragte man sich schon bei ihrem Auftritt: Verdienen diese Halbzeitshows die Aufmerksamkeit, die ihnen alljährlich zukommt. Sind sie wirklich eins der Pop-Highlights des Jahres?

Jay-Z verantwortet die Produktion

Seit 2020 werden die Halbzeitshows des Superbowl von dem Rapper und Unternehmer Jay-Z verantwortet, dem Ehemann von Beyoncé - und seitdem stehen dort Shakira, Jennifer Lopez sowie vor allem Hip-Hop- und R&B-Stars auf der Bühne. Das hat dem Ganzen tatsächlich einen anderen Charakter verliehen als etwa die Auftritte vor allem weißer, mitunter abgehalfterter Stars wie den Who, Tom Petty, Katy Perry, Bruce Springsteen oder Paul McCartney in den nuller Jahren.

Und doch sind natürlich auch der Hip-Hop und der R&B in die Jahre gekommen: Usher, der seit einer Ewigkeit kein Album geschweige denn einen Hit produziert hat, nutzte mit seinem neuen, am Freitag veröffentlichten Album „Coming Home“ die Gunst der Stunde, ohne einen Song daraus mitzuschnipseln; Rihanna war 2023 jahrelang nicht live aufgetreten, und tut das seit ihrer Halbzeitshow weiterhin nicht; und die Show mit Eminem, Snoop Dogg, Missy Elliott und Dr. Dre 2022 war eine einzige Neunziger-Jahre-Veteranenshow.

Es dürfte auf den Superbowl-Halbzeitbühnen also ruhig mal wieder ein bisschen frischer, zeitgemäßer zugehen. Aber vielleicht ist so ein Wunsch auch nur popfrommer Quatsch: Am Ende zählt auf dem Platz. Und dazwischen wird es nun seit Usher heißen: Hauptsache bunt, durcheinander und drüber.

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