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Wieder aufbereitete Marder-Schützenpanzer

© dpa/Julian Stratenschulte

Die Woche, die kommt: Fester Platz in der Zeit

Von wegen Zeitloch, Fremdeln mit der neuen Zahl 2023 und anderen Jahreswechselschwierigkeiten: Der Aufprall ins neue Jahr war ein harter.

Ein Kommentar von Gerrit Bartels

Es ist nie einfach in ein neues Jahr hereinzukommen; zu anders, zu schön waren die Weihnachtstage, zu besonders sind die Tage zwischen den Jahren, da man immer das Gefühl hat, in einem Zeitloch zu verschwinden, da alles zu gehen und gleichermaßen nichts wichtig zu sein scheint. So fremdelt man, schaut sich diese neue Jahreszahl skeptisch und von allen Seiten an, wirklich jetzt?, lässt den Weihnachtsbaum doch wieder vor allem der Nostalgie wegen bis zum Dreikönigstag zuhause stehen, um schließlich zu erkennen: Es muss weitergehen, die Zeit kennt kein Pardon. 

Zumal sich das mit dem Verschwinden im Zeitloch in den letzten Tages des vergangenen Jahres und danach sowieso schon schwieriger gestaltete als sonst. Denn der Klimawandel machte weiter, der Krieg in der Ukraine machte weiter, und auch Corona machte weiter: Die Diskussionen um die Testpflicht für Einreisende aus China vermittelten ein Déjà-Vu, ähnlich wie übrigens die Diskussionen und die Rufe nach Konsequenzen nach den Ereignissen der Silvester.

Lieber Feuerwehrwagen als Schützenpanzer

Wenn man dann noch bedenkt, dass mit der Entscheidung der Bundesregierung, der Ukraine Schützenpanzer zur Verfügung zu stellen, wirklich eine „Zeitenwende“ in der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik begonnen hat, dass Waffenkunde jetzt das Gebot der Stunde ist, sich die gesamte Gesellschaft mit den Unterschieden zwischen Schützen- und Kampfpanzern beschäftigt (und um wieviel sympathischer man die Lieferung von zwei Feuerwehrwagen des PEN Berlin an diesem Wochenende nach Charkiw man doch findet), dann war der Aufschlag in das neue Jahr brutal, gab es kaum Gelegenheit, sich einzugewöhnen, es gemächlich angehen zu lassen und der Zeit noch ein wenig zu flüchten.  

In der Kultur sieht es dann nicht so viel anders aus: Nach Daniel Barenboims Rücktritt wird verstärkt darum gehen, wer ihm an der Staatsoper nachfolgt; Filme und Serien gibt es sowieso Woche für Woche in großer Zahl, die am 16. Februar beginnende und erste Wie-vor-Corona-Berlinale verlangt nach intensiver Planung.

Auch die Verlage verlieren keine Zeit und veröffentlichen erste sehr gute Frühjahrsbücher, wie diese Woche Arno Geigers autobiografisches Buch „Das glückliche Geheimnis“ und Kerstin Preiwuß’ Angstinspektion „Heute ist mitten in der Nacht“. Keine Frage also, dass Jahr 2023, es hat seinen Platz in der Zeit schon eingenommen. 

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