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Frontfrau Karen O der Band Yeah Yeah Yeahs in Action in der Berliner Columbiahalle.

© Redferns/Frank Hoensch

Die Yeah Yeah Yeahs in Berlin: Karen O macht die Show

Seit den nuller Jahren dabei und immer noch cool. Das legendäre New Yorker Indierock-Trio um Sängerin Karen O spielt in der Columbiahalle.

Nicht, dass man nicht wüsste, dass es ziemlich unglamourös sein kann, als Vorband von irgendwem aufzutreten, für den sich das herbeigepilgerte Publikum im Allgemeinen gar nicht interessiert. Aber beim Auftritt der New Yorker Band Yeah Yeah Yeahs in der Columbiahalle fällt das Hierarchiegefälle besonders ins Auge.

Nicht nur, dass der Gig der rumpeligen Postpunkband in der Einheizer-Funktion ziemlich kurz ausfällt und der Sound eher matschig klingt. Vor allem am Merchandise-Stand lässt sich ablesen, dass die einen bereits einiges erreicht haben, die anderen dagegen zumindest noch nicht.

Die Hauptband verkauft das übliche Sortiment an Tonträgern und T-Shirts, dazu auch noch echte Fanartikel wie pinke, unterarmlange Handschuhe, wie sie Karen O, die Sängerin der Yeah Yeah Yeahs so gerne trägt, und sogar einen Handfächer.

Von Jealous dagegen gibt es nichts, außer ein paar selbstbemalte Unterhosen, die rein optisch noch nicht einmal so aussehen, als würde man sie selbst oder als würde überhaupt irgendjemand diese gerne anziehen wollen.

Hier die Band mit den Unterhosen, dort die großen Yeah Yeah Yeah, die so im direkten Vergleich gleich noch ein ganzes Stück größer wirken als ohnehin schon. Dabei haben die es offensichtlich eigentlich gar nicht nötig, so auf die eigene Bedeutung hinzuweisen.

Auch wenn es schon ein wenig erstaunlich ist, dass eine Band, die in den nuller Jahren mal richtig angesagt war und sich dann nach neunjähriger Pause im letzten Jahr mit einem wenig beachteten Album eher leise zurückmeldete, locker die Columbiahalle mit ihrer Kapazität von 3500 Zuschauern ausverkaufen konnte.

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Man fragt sich: Gelten die Yeah Yeah Yeahs, die damals in einer Liga spielten mit Bands wie Franz Ferdinand, den Strokes und den White Stripes, einfach immer noch als cool – und in den Nullern waren sie einfach verdammt cool?

Oder sind sie bereits Teil des sogenannten Y2K-Revivals, das in diesem Jahr ausgerufen wurde und das dazu beiträgt, dass gerade wieder Styles, Fashion und Musik der frühen nuller Jahre neu entdeckt werden?

Das Publikum ist Mitte 30

Wenn man sich so im Publikum umschaut, kommt man zu dem Schluss: Irgendwo dazwischen scheint die Wahrheit zu liegen. Der Altersdurchschnitt des Publikums ist so Mitte 30. Bei dem Konzert erinnern sich wohl viele an ihre Jugend, was sich auch daran erkennen lässt, dass die Hits von damals begeistert mitgesungen werden.

Wird dagegen ein Stück vom aktuellen Album gespielt, hält sich die Massenekstase sichtlich in Grenzen. Ob die Yeah Yeah Yeahs jedoch objektiv noch wirklich angesagt sind, auch bei der jungen Generation, lässt sich bei diesem Konzert nicht endgültig klären. Bei ihrem nostalgiehungrigen Publikum in der Columbiahalle sind sie es jedenfalls.

Dreh- und Angelpunkt und eindeutiger Mittelpunkt des Auftritts ist Sängerin Karen O. Neben und hinter ihr am Schlagzeug, an Gitarre, Bass und Keyboards, könnten auch drei Schimpansen mit Tirolerhüten sitzen oder stehen, wahrscheinlich würde das gar niemandem auffallen. Die drei Musiker halten sich im Dunkeln der Bühne auf, erledigen solide ihre Arbeit und generieren diesen typischen Yeah-Yeah-Yeah-Sound zwischen Postpunk, schmissiger Indiedisco mit viel Synthieflächen und gelegentlichen Ausbrüchen ins Dissonante.

Style-Ikone für Indie-Kids

Vorne aber macht Karen O, die seit jeher als Style-Ikone für Indie-Kids gilt, die Show. Erst trägt sie ein voluminöses rotes Kleid, dann einen goldenen Glitzerfummel. Sie tanzt, dreht sich im Kreis und reißt immer wieder, als wolle sie ein Ritual ausführen, das Mikro mit beiden Händen in die Höhe. Als strecke sie den Leuten ein Kreuz entgegen.

Dabei tut sie stets so, als würde sie einfach ignorieren, dass ihr Gesang erschreckend schlecht abgemischt wird. So schlecht, dass man ihre Ansagen an das Publikum kaum versteht. „Ich widme den nächste Song…“, sagt sie immer wieder und den Rest muss man sich dazudenken. Außer an einer Stelle, an der man zu vernehmen glaubt, das nächste Lied würde an einen selbst als Teil des Publikums adressiert sein.

Wie das so ist bei einem Konzert dieser Größenordnung, übt sich die Menge in der Columbiahalle zu Beginn noch in Zurückhaltung, wird dann aber langsam warm, als immer mehr Klassiker wie „Heated Hearts“ oder „Black Tongue“ intoniert werden. Irgendwann werden zwei riesige Ballons ins Publikum geworfen, die wie Augäpfel bemalt wurden, was den Leuten sichtbar großes Vergnügen bereitet.

Dann wird die Konfettikanone zuerst mal sporadisch angeworfen, um bei „Heads will roll“ förmlich zu explodieren. Vor lauter bunten Papierschnippseln in der Luft kann man sekundenlang gar nichts mehr auf der Bühne erkennen. Dann kommt der Auftritt ja auch schon in die Zielgerade und es werden die Zugaben gespielt.

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