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Margot Robbie und Ryan Gosling in einer Szene aus „Barbie“

© dpa/-

Endlich wieder Party: Wie „Barbie“ das Kino rettete – zumindest kurz

Der „Barbie“-Film ist das, was Kino lange nicht war: ein Ereignis. Unser Autor war mittendrin in der pinken Party – sieht aber leider auch schon den Kater kommen.

Ein Kommentar von Tobias Mayer

Ich gehe seit vielen Jahren mindestens einmal pro Woche ins Kino. Ich bin es gewohnt, mit nur wenigen anderen Menschen im Saal zu sitzen, oder ganz allein. Freitagabend aber, vor einem Kino in der Berliner City West, bietet sich mir ein ungewohnter Anblick: Menschen in einer langen Schlange vor der Kinokasse!

Oft wurde in den vergangenen Jahren der Untergang des Kinos beschrien oder vorhergesagt. Die Argumente liegen auf der Hand, drei der wichtigsten davon heißen Serien, Netflix und TikTok, wo junge Menschen auf Drei-Sekunden-Entertainment konditioniert werden. Nun aber haben offenbar ausgerechnet die sozialen Netzwerke dazu beigetragen, weltweit die Kinosäle zu füllen.

Um den Film „Barbie“ und den zeitgleich gestarteten, völlig anders gelagerten „Oppenheimer“ ist ein Hype entstanden. Die zwei heiß erwarteten, aber sehr gegensätzliche Filme sind am selben Tag gestartet und haben im Internet den Namen „Barbenheimer“ verpasst bekommen. Wer dabei sein – und vor allem mitreden – will, muss aus dem Haus; so wie die jungen Frauen, die am Freitag vor dem Kinosaal meiner „Barbie“-Vorstellung noch schnell ein Selfie machen.

Der ungewohnte Anblick eines ausverkauften Saals

Im Saal dann, kurz bevor sich die Leinwand öffnet, die nächste Anomalie: Ich schaue mich um und sehe, dass jeder Platz belegt ist. Die Vorstellung ist ausverkauft. Ein Blick in die Statistik bestätigt meinen Eindruck: Greta Gerwigs „Barbie“ und Christopher Nolans „Oppenheimer“ haben am Wochenende rund um den Globus für volle Säle und in den USA für das vierterfolgreichste Kinowochenende der Geschichte gesorgt.

Im Kinosaal beschließe ich, meine Irritation ob der ungewohnten Menschenmassen um mich herum zu ignorieren. Ich werde mit einem Erlebnis belohnt, das tatsächlich genauso ist, wie es in den gut gemeinten, aber leider sehr krampfigen Image-Werbespots der Kinobranche seit Jahren beschworen wird: Jubeln, lachen, kreischen – der Kinosaal als emotionale Resonanzkammer für einen lustigen, bissigen, herzlichen Film.

Der Kater nach der Party

Eine Kinoparty in Pink, denke ich, und muss dann leider schon an den kommenden Kater denken. So sehr Hollywood und die Kinobranche es auch versuchen: Ein Erfolg wie der von „Barbenheimer“ lässt sich nicht am Reißbrett planen. Und der aktuelle Doppel-Streik der Drehbuchautoren und Schauspieler hilft dabei ganz bestimmt nicht. Es deuten sich mehrere Startverschiebungen großer Filme an, nach Barbie dürfte die Kino-Party wieder vorbei sein.

Aber vorher werde ich den Film noch einmal gucken – zusammen mit sehr vielen anderen Menschen vor der Leinwand.

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