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Die Compagnia Baccalà (Camilla Pessi und Simone Fassari) spielt ihr Stück „Pss Pss“.

© Otto Moretti

Eröffnung der Reihe “Play“ im Chamäleon Theater: Großes Kino ohne Worte

Entdeckungstour in den zeitgenössischen Zirkus. Die Stummfilm-Hommage „Pss Pss“ von der Compania Baccalà eröffnet eine Serie mit internationalen Gastspielen.

Was die Compagnia Baccalà am Mittwochabend zur Eröffnung der Reihe „Play“ auf die Bühne des Chamäleon Theaters bringt, ist poetisch, erstaunlich, amüsant, aber kein bisschen geschwätzig. Wörter brauchten Camilla Pessi und Simone Fassari für ihre Darstellungskunst nicht. Ihr Stück „Pss Pss“ ist eine frische Hommage an die Stummfilm-Zeit, an Charlie Chaplin und Buster Keaton. Es arbeitet mit Clownerie, Jonglage, Artistik und vor allem mit mimischer und gestischer Schauspielerei.

Eine Frau mit Hütchen betritt so vorsichtig die leere Bühne als beträte sie ein neu entdecktes Land. Aus dem Kinderkoffer, den sie dabei hat, kramt sie einen rotwangigen Apfel. Ein Mann mit Hütchen tritt zögerlich hinzu. Auch er will den Apfel. Ein hinreißendes Spiel der Blicke und Bewegungen zwischen zwei Menschen beginnt.

Anziehung, Abstoßung, Austarieren. Zack, sitzt der Apfel auf seinem Hut. Klatsch, zerplatzt der Apfel auf dem Bühnenboden. Aus Slapstick folgt Handstandakrobatik, Diabolo-Jonglage, ein musikalischer Wettbewerb Akkordeon versus Trompete, plötzlich baumelt eine Trapezschaukel von der Decke. Um sie zu erlangen, braucht’s eine Leiter, die wiederum als Blasinstrument zu gebrauchen ist. Toll.

Anarchie, feiner Witz und kraftvolle Körperlichkeit lassen „Pss Pss“ frisch und zeitlos wirken. Dabei wurde das Stück seit 2010 bereits in mehr als fünfzig Ländern gespielt. So universell, wie es funktioniert, bietet es den idealen Einstieg in die Gastspielreihe „Play“ (bis 11. Februar im Chamäleon Theater in den Hackenschen Höfen). Sie versammelt acht Kompagnien - von Finnland bis Australien - und bietet eine Entdeckungstour in die Vielfalt des zeitgenössischen Zirkus.

Die erste Edition im vergangenen Jahr, die das Chamäleon jetzt im 20. Jahr seines Bestehens mit Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie wiederholen kann, war ein Erfolg, wie die künstlerische Leiterin Anke Politz vor der Show sagt. 60 Prozent der Leute, die die ausverkauften Vorstellungen besuchten, seien erstmals in das Haus gekommen. Ein „Outreach-Moment“, wie das bei den Kulturvermittlern von heute heißt. Kunststück: Als „Pss Pss“ endet, füllen Jubel und glänzende Augen den Saal.

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