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Wie man Erwachsene auf die Palme bringen kann. Ritterspiele im Badezimmer.

© KlettKinderbuch

Graphic Novel "Manno!": Erste Liebe

Ein Fest für Nostalgiker: Anke Kuhl erzählt im Comic "Manno!" von ihrer Kindheit in den 70er Jahren.

Vielleicht gibt es in jeder Kindheit den Moment, in dem das Kind ein Ritter sein möchte. Dann muss gefochten werden, notfalls mit der Klobürste. Bei Anke Kuhl artete ein Streit mit ihrer Schwester um eine verschwundene Unterhose zum Degengefecht im Badezimmer aus. Hygienisch war das zweifelhaft, aber Spaß gemacht hat es trotzdem. Schon weil sich Erwachsene damit auf die Palme bringen ließen. Nachdem die Mutter das Duell beendet hatte, warfen sich die Töchter aufs Wohnzimmersofa und konnten gar nicht mehr aufhören zu lachen.

Zeitalter der Schlaghosen und Pril-Blumen

Anke Kuhl ist 1970 in Frankfurt am Main geboren, man kann es ihrer autobiografischen Graphic Novel „Manno!“ auf jeder Seite ansehen, dass sie im Zeitalter der Schlaghosen, Pril-Blumen und Lockenwicklerfrisuren spielt. Strumpfhosen sind vollsynthetisch und kratzen schrecklich, der hochgeföhnte Pilzkopf des Vaters sackt bei jeder Berührung mit Wasser in sich zusammen. Anke verliebt sich vor dem Fernseher in Rudi Carell und Michel aus Lönneberga.

"Openom" sind einfach unzertrennlich

Für Leser, die so alt sind wie die Zeichnerin, ist ihr Buch ein nostalgisches Fest. Aber es geht durchaus um universelle Kindheitsthemen, von denen nicht alle lustig sind. Anke fürchtet sich vor den zähnefletschend aggressiven Hunden eines Nachbarn, die in ihrer Fantasie zum dreiköpfigen Monster werden, und vorm Weltuntergang, ausgelöst durch das Verlöschen der Sonne. Als bei einem nächtlichen Streit der Eltern Vasen und Flaschen zersplittern, flüchten die Töchter ins Bett der Großeltern, die im Obergeschoss leben. Sie sprechen einen seltsamen Dialekt aus dem Egerland und sind so unzertrennlich, dass die Enkel ihnen einen gemeinsamen Namen geben: „Openom“ (Anke Kuhl: Manno! Alles genau so in echt passiert. Klett Kinderbuch, Leipzig 2020, 125 Seiten, 16 €. Ab acht Jahren).

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