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Xatar Giwar Hajabi , Fatih Akin und Emilio Sakrayabei  bei der Premiere des Kinofilms „Rheingold“ auf dem 30. Filmfest Hamburg.

© IMAGO/Andre Lenthe

Filme über Popstars: Was das Genre so faszinierend macht

Elvis, Whitney, Xatar – Biopics erfreuen sich weiterhin großer Beliebtheit. Ein persönlicher Rückblick auf die musikalischen Genre-Highlights der vergangenen Monate.

Eine Kolumne von Nadine Lange

Der Kartenverkäufer im Cineplex Neukölln wirkte ernsthaft besorgt: „Ach du Scheiße, das wird laut und lang“, sagt er, nachdem wir zwei Karten für „Rheingold“ verlangt hatten. Fatih Akins Film über den Rapper Xatar lief erst seit ein paar Tagen, aber offenbar hatte das Kino-Personal schon einschlägige Erfahrung mit dem jungen aufgeregten Publikum gemacht, das auch zu dieser Vorstellung wieder zahlreich erschienen war.

So trat ein Mitarbeiter vor die Leinwand und mahnte die Zuschauer*innen sich zu benehmen, Störende würden des Saales verwiesen werden. Eine Intervention gab es dann tatsächlich, ansonsten liefen die 138 Minuten halbwegs zivilisiert ab – am Ende gab’s Applaus.

„Rheingold“ ist ein Kassenschlager des gerade abgelaufenen Kinojahres gewesen und ein Beispiel, wie man das schwierige Genre des Popstar-Biopics klug bedient. Denn Akin konzentriert sich vor allem auf Xatars Jugend sowie die legendäre Geschichte seines großen Goldraubs. Dieser brachte ihn ins Gefängnis, wo er sein erstes Album aufnahm.

Xatar selbst war in die Produktion eingebunden, natürlich ist „Rheingold“ auch ein Imagefilm. Was allgemein für Musiker*innen-Biopics gilt, die allerdings häufig erst posthum entstehen (tolle Ausnahme: „Rocketman“ über Elton John). Hier gab es 2022 mit „Elvis“ und „I Wanna Dance With Somebody“ ebenfalls zwei anschauliche Beispiele, die ich beide gerne gesehen habe. Wobei Baz Luhrmanns wie immer leicht überkandidelter Zugriff auf das Leben des King für mich besser funktioniert als Kasi Lemmons’ stets etwas atemlos wirkendes Abarbeiten der Hits von Whitney Houston.

Was der Vergleich dieser beiden sehr unterschiedlichen Biopics zudem zeigt: Es ist letztlich nicht entscheidend, ob die Hauptdarsteller*innen selber singen. Austin Butlers Elvis-Performance ist beeindruckend, aber Naomi Ackies Spiel reißt ebenfalls mit. Dass Houstons Ausnahmestimme erklingt, während Ackie die Lippen bewegt, kommt nicht wie ein V-Effekt rüber, sondern verstärkt die Illusion.

Ein Biopic, dem ich mit gemischten Gefühlen entgegensehe, ist der Madonna-Film, der derzeit entsteht. Die Queen of Pop wird selbst Regie führen und hat mit Julia Garner offenbar auch schon eine Hauptdarstellerin gefunden. Ich drücke beiden die Daumen, dass Madonna bei diesem Werk ihre leider schon ein Jahrzehnt andauernde Formkrise überwindet. Es wäre so schön, sie endlich mal wieder ohne Vorbehalte für eine aktuelle Produktion feiern zu können.

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