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NEW YORK, NY - JANUARY 05:  Kirstie Alley visits "Extra" at their New York studios at H&M in Times Square on January 5, 2016 in New York City.  (Photo by D Dipasupil/Getty Images for Extra)

© D DIPASUPIL / Getty Images for Extra

Zum Tod von Kirstie Alley: Mit brachialem Humor gegen Stereotype

Kirstie Alley wurde mit der Sitcom „Cheers“ und einem sprechenden Baby berühmt. Aber leicht gemacht hat es die Filmbranche der unterschätzten Komikerin nicht.

Fat Actress. Besser und provokanter kann man die Ambivalenz des Berufs speziell für Frauen kaum auf den Punkt bringen: Eine „dicke Schauspielerin“? Lange Zeit war das – vor allem in Hollywood – undenkbar.

Mit „Fat Actress“ hatte sich Kirstie Alley im Jahr 2005 eine Serie direkt auf den Leib geschrieben: Gemeinsam mit der Drehbuchautorin Brenda Hampton behandelte sie darin autobiografisch und todkomisch die Misogynie und Abfälligkeit, die eine ehemals „bekannte“ Schauspielerin erlebt, wenn sie nach normativen Maßstäben „aus dem Leim“ geht und darum aus sämtlichen Besetzungslisten rutscht.

Aus den Besetzungslisten gerutscht

Garniert wurde die siebenteilige Serie mit schwarzem Humor, sie spielte in Settings, die weit entfernt von den ätherischen Wellness-Welten etwa einer Gwyneth Paltrow waren: Während ihre persönliche Assistentin Kirstie die Beinbehaarung wachst, brüllt die Schauspielerin wie am Spieß. „Does that hurt?“ fragt die Assistentin. „Yes, like giving birth!“ schreit Alley.

Kirstie Alley, die 1951 in Kansas geboren wurde, sah sich nicht von Anfang an zur Schauspielerin berufen. Bis in die 1980er Jahre hinein arbeitete sie als Inneneinrichterin. 1982 spielte sie ihre erste Filmrolle – eine vulkanische Offizierin im zweiten Star-Trek-Kinofilm „Der Zorn des Khan“.

In den folgenden Teilen war sie nicht mehr dabei, angeblich seien ihre Gagenforderungen zu hoch gewesen. Alley hatte dagegen behauptet, man habe ihr weniger angeboten als für ihren ersten Einsatz auf der Enterprise.

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Nach weiteren Film- und Serienrollen, unter anderem in der sehr erfolgreichen Kneipen-Sitcom „Cheers“, verhalf sie dem Scientology-Kollegen John Travolta zu einem Comeback. (Alley gehörte dem besonders bei US-Schauspieler:innen beliebten sektenartigen Verein seit 1979 an.) In der albernen, aber unglaublich erfolgreichen Komödie „Kuck mal, wer da spricht“ von 1989 konnte Alley ihren brachialen Humor hervorragend ausspielen.

Den Taxifahrer James (Travolta), der sich gerade Milch aus ihrem Kühlschrank in den Kaffee kippt, brachte sie schon mal mit einem trockenen „Das ist Muttermilch“ aus dem Konzept. Die beiden unnötigen Fortsetzungen der Idee eines sprechenden Babys (im Original Bruce Willis) spielte sie ebenfalls weit entfernt vom niedlichen RomCom-Frauentypus.

Neben einer Kokainsucht, die sie – nach Eigenaussage - durch ein Scientology-Programm besiegte, hatte Alley ihr ganzes Leben lang Körperprobleme. Sie fastete und aß sich durch verschiedene Gewichte – und erteilte der Idee des selbstbewussten Umgangs mit ihrem Körper immer wieder eine Absage, indem sie etwa medienwirksam als Spokesperson für ein großes Diätunternehmen arbeitete. Als „Fat Actress“ konnte sie, so scheint es, zwar Lacher generieren. Doch populäre Rollen gingen weiterhin an die normativ Schlanken.

Aus ihrer Bewunderung für Donald Trump machte Alley kein Hehl. Anders als die Mehrheit in der US-Unterhaltungsbranche unterstützte sie ihn, später auch andere republikanische Kandidaten. Anzuecken schien ihr wenig auszumachen – vielleicht hatte sie sich auch einfach trotzig damit abgefunden.

Alley, die zweimal verheiratet war und zwei Kinder adoptierte, starb am Montag nach einer kurzen Krebserkrankung. Und auch wenn ihr Werk übersehbar blieb – sie selbst war es nicht.

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