zum Hauptinhalt
Stück „Wie ist das Wetter“ vom Theater Strahl

© Jörg Metzner

Klimawandel im Jugendtheater: Wir haben keinen „Planet B“

Das Theater Strahl und das Grips Theater befassen sich in neuen Stücken mit den Folgen der Klimakrise. Mal inspirierend, mal ein wenig steif.

Die Hosts des Radiosenders HITW in Bulawayo, Simbabwe – Nqobizitha Ncube und Dorcas Ngwenya – sind begeistert, dass ausgerechnet eine junge Hörerin aus dem fernen Berlin-Friedenau sich auf ihre Frage gemeldet hat: „Was würdest du tun, wenn du Kanzlerin oder Präsident wärst?“

Und zwar mit dem Vorschlag: „Ich würde auf erneuerbare Energien setzen und an jedem Hausdach Solaranlagen anbringen.“ Überraschend ist für die beiden Moderator:innen nur, dass auch in Deutschland Stromknappheit herrscht und Blackouts drohen, „just like in Africa“. Aber hey, die Sache mit der Solarenergie finden sie spitze. Dorcas und Nqobizitha wären auch gern bereit, den lichten Reichtum ihres Landes zu teilen. „No one must pay for the sun“, für die Sonne muss niemand zahlen. Schöner Gedanke eigentlich.

Kleben und Kaffeetrinken

Globale Probleme brauchen globale Lösungen. Das sollte eigentlich jedem Menschen einleuchten, hat sich als Erkenntnis aber immer noch nicht vollumfänglich durchgesetzt, vor allem nicht, wenn es um die Klimakrise geht. Die ist nun auch das Thema im Stück „Wie ist das Wetter?“, das in der frisch eröffneten Halle Ostkreuz des Theaters Strahl seine Berlin-Premiere gefeiert hat. Die Koproduktion mit IYASA – einer Schule für junge Künste in Simbabwe – schlägt eine Radiobrücke zwischen Bulawayo und der Spree. Zwei Moderationspärchen stehen im Zentrum, auf deutscher Seite gespielt von Natascha Manthe und Justus Verdenhalven.

Die nähern sich zwischen Wetterbericht, Talk über Kaffeekonsum („Wusstest du, dass für die Herstellung einer Tasse durchschnittlich 134 Liter Wasser benötigt werden?“) und Diskussionen über den Erwerb von fragwürdigen Waldschutzzertifikaten zwecks Gewissensberuhigung (am Beispiel der Kariba Wälder in Simbabwe) dem Elefanten im Raum immer mehr an. Bis es in der direkten Begegnung der Kolleg:innen von verschiedenen Kontinenten dann um Ländervergleiche geht. Wie demonstrieren eigentlich die Menschen in Simbabwe? Kleben die sich auch auf der Straße fest?

Killer-Kühe und Aggro-Bienen

An der Klimakrise kommt niemand mehr vorbei. Nicht im Leben, nicht auf Amazon Prime, wo Joko Winterscheidt gerade mit „The World’s Most Dangerous Show“ einen Trip um die Welt in Sachen Klima-Bewusstseinserweiterung unternimmt. Und eben auch nicht im Theater für junges Publikum. Fast zeitgleich zu „Wie ist das Wetter?“ hat am Grips Theater ebenfalls ein Denkanstoßstück für die Generation Greta Premiere gefeiert – „Der Bus brennt“ von Autorin Kirsten Fuchs, in der Regie von Robert Neumann.

Das spielt in naher Zukunft, anno 2034, und erzählt von einer genderfluiden Schüler:innen-Schar, die auf dem Weg zum Unterricht wegen allerlei witterungsbedingter Unbill an der Bushaltestelle strandet. Und das, obwohl sie an diesem Tag zukunftsweisende, selbst gebastelte Planeten präsentieren sollen. Die gehen allerdings einer nach dem anderen baden, verlieren die Luft oder werden Flammenopfer. Wenn das kein Omen ist.


Kirsten Fuchs, eigentlich eine exzellente Dramatikerin, schafft ein paar hübsche dystopische Momente, etwa, indem sie zwei Killer-Kühe („muhtiert“!) auftreten lässt, die von Kapuzen mit echtem Menschenhaar träumen. Aber insgesamt kommt die Geschichte so wenig von der Stelle wie der überhitzte Schulbus mit Sprachfunktion („Besteht ein Fahrgastwunsch?“), der die Schüler:innen (Eike N.A. Onyambu, Marius Lamprecht, Lisa Klabunde, Daniel Pohlen und Regine Seidler) am Wartehäuschen mit Weidedach für aggressive Bienen stehen lässt.

Auch „Wie ist das Wetter?“ (geleitet von Nkululeko Innocent Dube und Anna Vera Kelle) beleuchtet zwar keine Nachhaltigkeitsaspekte mit Wow-Effekt. Vermittelt aber greifbarer und mit Drive, worauf’s beim Thema Klimakrise ankommt: grenzüberschreitendes Denken.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false