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Seit 2016 ist er Kultursenator: Klaus Lederer

© Emmanuele Contini/Imago

Kultursenator Klaus Lederer: Was freie Szene ist, entscheide ich

Was hat Klaus Lederer in seinen Jahren als Berliner Kultursenator für die Freie Szene der Stadt erreicht? Es gibt mehr Geld für die Off-Kultur - aber nicht mehr Mitsprache.

Ein Kommentar von Patrick Wildermann

Seit Klaus Lederer Kultursenator ist, geht es der freien Szene Berlins besser denn je. Zumindest finanziell. Als erster Politiker in diesem Amt kann er wirklich aus dem Vollen schöpfen.

Nach den bleiernen Sparjahren unter Kulturstaatssekretär André Schmitz und dem eher stotternden Aufschwung der (kurzen) Tim-Renner-Zeit hat 2016 eine Boom-Ära begonnen. Die Landesmittel nur für die freie Szene sind allein in Lederers ersten beiden Jahren um mehr als 30 Millionen Euro angewachsen.

Die Konzeptförderung – eins der wichtigsten Instrumente Berlins – war mit sechs Millionen ausgestattet, als er kam. Heute sind 14,5 Millionen im Topf, Tendenz steigend. Man sollte also meinen, der Mann sei eine Art Säulenheiliger in Berliner Performer:innen-Kreisen.

Sollte er nicht der natürliche Verbündete der prekär arbeitenden Künstler sein?

Ist er aber nicht. Was vor allem daran liegt, dass Lederer den Spielraum, der ihm gegeben wurde, mit eigenem Gestaltungswillen füllt. Ironie der Geschichte: Nachdem die freie Szene im SPD-Aristokraten Schmitz einen Gegner und im Quereinsteiger Renner einen Kumpel gefunden hatte (der sie mit an die Beratungstische holte, aber nicht viel bewirken konnte), wurde sie ausgerechnet vom Kultursenator der Linken auf die Plätze verwiesen.

Der sollte doch eigentlich ihr natürlicher Verbündeter sein. Dachte aber zum Beispiel nie daran, den Vertreter:innen der Szene maßgebliche Entscheidungsbefugnis bei den Planungen zur Alten Münze zuzugestehen – was sich nicht wenige erhofft hatten.

Lederer, das muss man ihm zugute halten, macht keine ideologiegetriebene Kulturpolitik. Er entscheidet nur gern selbst. Sei es über den Rückkauf des Radialsystem V (eine seiner ersten Amtshandlungen). Oder darüber, was eigentlich alles so zur freien Szene gehört.

Für ihn eben nicht nur das offensichtliche Kombinat von Produktionshäusern, Gruppen und Künstler*innen aus Darstellender Kunst, Tanz, Musik, Bildender Kunst und Literatur. Sondern beispielsweise auch der Chorverband Berlin e.V. – was ja legitim ist. Kultursenator der Herzen wird Lederer auch im Falle einer Wiederwahl in der freien Szene wohl nicht mehr. Aber vielleicht tröstet die großzügige Förderung darüber hinweg.

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